Wolfgang Iser (* 22. Juli 1926 in Marienberg; † 24. Januar 2007 in Konstanz) war ein deutscher Anglist und Literaturwissenschaftler.
Iser trat zum 20. April 1944 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 9.742.398).[1][2] Er studierte ab 1945 in Leipzig, Tübingen und Heidelberg Anglistik, Philosophie und Germanistik. 1950 wurde er in Heidelberg promoviert, im Anschluss war er als Lektor in England tätig. 1957 habilitierte er sich in Heidelberg. An der Universität Würzburg war er seit 1960 Ordinarius. Im Jahre 1963 ging er an die Universität Köln. Von 1967 bis 1991 lehrte Wolfgang Iser an der Universität Konstanz. Er gehörte mit Hans Robert Jauß und Hans Blumenberg zu den Begründern der Forschergruppe „Poetik und Hermeneutik“. Ab 1978 übernahm Iser an der University of California, Irvine eine ständige Gastdozentur. Zudem lehrte er an zahlreichen anderen Universitäten weltweit.
Iser erlangte internationale Anerkennung durch seine Theorie der Wirkungsästhetik, die er in dem kurzen Text Die Appellstruktur der Texte (1970) erstmals umriss, um sie zwei Jahre später in Der Implizite Leser an verschiedenen literarischen Beispielen durchzuspielen und schließlich 1976 in Der Akt des Lesens theoretisch auszuarbeiten. Später eröffnete er mit seiner Theorie der literarischen Anthropologie ein neues Forschungsfeld (Skizzen dieser literarischen Anthropologie finden sich allerdings bereits in den Werken der 70er Jahre, so z. B. in Der Akt des Lesens).