Wolfgang Uwe Eckart (* 7. Februar 1952 in Schwelm; † 16. August 2021 in Heidelberg) war ein deutscher Medizinhistoriker und Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Leben

Wolfgang Eckart studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Medizin, Geschichte und Philosophie. Politisch engagierte er sich während seines Studiums im Sozialistischen Hochschulbund (SHB) und im MSB-Spartakus. 1973/74 war er für den SHB Kulturreferent im Allgemeinen Studierendenausschuss der WWU. Im Jahr 1977 erhielt er seine Approbation als Arzt, seine Promotion zum Dr. med. folgte ein Jahr später mit einer Dissertation über den Wittenberger Arzt Daniel Sennert (1572–1637).[1] Von 1976 bis 1988 war Eckart als Assistent und ab 1986 als Privatdozent am Münsteraner Institut für Theorie und Geschichte der Medizin tätig. Habilitiert hatte er sich 1986 für Geschichte der Medizin mit einer als Sanitätsoffizier am Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Freiburg fertiggestellten Studie über deutsche Ärzte in Japan und China.[2][3] Seine akademischen Lehrer waren Richard Toellner, Karl Eduard Rothschuh, Johanna Bleker und Manfred Messerschmidt.

Von 1988 bis 1992 war er Professor für Geschichte der Medizin, Direktor der Abteilung Geschichte der Medizin und erster Lehrstuhlinhaber für Geschichte der Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Im Jahr 1992 wurde Eckart zum Professor für Geschichte der Medizin und als Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin (heute Institut für Geschichte und Ethik der Medizin) an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg berufen, wo er bis September 2017 tätig war.

Von 1994 bis 1997 gehörte er der Kommission „Geomedizin“ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften an. In den Jahren von 1996 bis 1998 war Eckart Präsident der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte. 2002 wurde er der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin und 2009 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina[4] zugewählt. 2016 wurde ihm das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.[5]

Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehörten die Byzantinische Medizin, Entstehung der neuzeitlichen Medizin im 16. und 17. Jahrhundert, Medizin in der schönen Literatur, Medizin im europäischen Kolonialimperialismus, Ärztliche Mission, Medizin und Krieg sowie Medizin und Politik in Deutschland von 1871 bis 1945 (insbesondere auswärtige Kulturpolitik in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus).

Eckart befand sich ab 1. Oktober 2017 im Ruhestand und konzentrierte seine Arbeit hinfort auf die Leopoldina. Zuletzt ordnete er in Interviews die Coronapandemie in den großen medizinhistorischen Kontext ein. Er starb im August 2021 nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren.

Seine Nachfolgerin auf dem Lehrstuhl für Geschichte und Ethik der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg wurde im Februar 2018 die Medizinhistorikerin Karen Nolte.

Ehrungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

Herausgeberschaften

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wolfgang-Uwe Eckart: Grundlagen des medizinisch-wissenschaftlichen Erkennens bei Daniel Sennert (1572–1637), untersucht an seiner Schrift „De chymicorum ... liber“. Wittenberg 1629. Medizinische Dissertation, Münster 1978. 166 Seiten.
  2. Habilitationsschrift: Deutsche Ärzte in China 1897–1914. Medizin als Kulturmission im Zweiten Deutschen Kaiserreich. Fischer, Stuttgart / New York 1989, ISBN 3-437-11227-9.
  3. Titel seiner Habilitationsschrift: Die Medizin als Instrument deutscher Kulturbeeinflussung in Ostasien. Deutsche Ärzte in Japan und China 1871–1914. Quelle: Maike Rotzoll, Philipp Osten: Nachruf: Immer neugierig, immer ansprechbar. In: Ärzte-Zeitung. Jahrgang 40, Nummer 60, (1. September) 2021, S. 20. – Dieser „Nachruf wurde für den Fachverband Medizingeschichte verfasst. Den kompletten Text findet man unter www.aerztezeitung.de. Die Verfasser haben sich bei Wolfgang Eckart habilitiert.“
  4. Mitgliedseintrag von Wolfgang U. Eckart (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 4. Juli 2016.
  5. Wolfgang U. Eckart Prometheus, Monster, Puppe: Die Idee des künstlichen Menschen, SWR2 SWR2 Wissen: Aula, swr.de, 20. Juli 2018.