Ein Wortspiel ist eine rhetorische Figur, die hauptsächlich auf der Mehrdeutigkeit, Verdrehung, Vertauschung (Metathese), Ersetzung, Umdrehung (dem Sinne nach) oder sonstigen Wortveränderungen beruht und humorvoll, komisch, parodistisch oder geistreich erscheinen soll. Ein Beispiel für ein Wortspiel ist Copyleft statt Copyright. Parodistische Abwandlungen von Wörtern werden im Deutschen auch als Verballhornung bezeichnet.

Typen

Papierkorb in Berlin mit Wortspiel zu Corpus Delicti
Wortspiel mit Abhörgerät
Wenn es Häute (heute) regnet, wird das Leder billig.
  • Ein Sonderfall eines auf Homophonie basierenden Wortspiels, bei dem ein Wort aufgrund eines Verhörers anders, aber mit sinnverwandten Worten transkribiert wird, bezeichnet man im Englischen als Eggcorn (von egg corn statt acorn). Ein Verhörer eines Liedtextes wird auch als „Mondegreen“ (von „laid him on the green“) bezeichnet.
„Bist du per Anhalter gekommen?“ – „Wieso?“ – „Du siehst so mitgenommen aus.“
Zu viele Stoppschilder bringen den Fahrer zum Rasen.
  • Ein Sonderfall eines auf Polysemie basierenden Wortspiels ist die veränderte Segmentierung von Komposita: Wachs-Tube statt Wach-Stube[1]
Eile mit WeileWer rastet, der rostetUrbi et orbi
Volk der Dichter und DenkerVolk der Richter und Henker
  • Sonderfälle von Spoonerismen sind Schüttelreime, die aus einem Doppelreim mit Spoonerismen bestehen (etwa: „Auf den diesjährigen Bachfesten sangen leider nicht die Fachbesten“ oder: „Einst lernt’ er sie als Perle kennen, jetzt geht sie mit de Kerle pennen“).
„Ich kauf dir Ohrringe von Christian Dior… was passiert denn dann mit denen, Schatz?… du Christian Dior“ (→ du kriegst die an die Ohren).
„Gleich bist du deinen Kopf los. Dann bist du kopflos? Und ich kauf dir ein Kopflos.“
„Ich höre gerne Musik in meinem Mercedes, dafür brauch’ ich mehr CDs.“ (→ Mer-ce-des)
Hu Wäng, lang Jäng (ist Kölsch und bedeutet: Hohe Wände, lange Gänge; klingt aber chinesisch).
E weng zu eng bedeutet: Ein wenig zu eng – Antwort auf die Scherzfrage: „Was heißt Trabant (Automarke der DDR) auf Chinesisch?“
Tschann, schien d’ Sonn’ schon? – D’ Sonn’ schien schon scheen. (Ein Wortspiel mit dem chinesischen Klang der Worte: „Jean, schien die Sonne schon? – Die Sonne schien schon schön.“)[4]
Situs vilate in isse tabernit. (Sieht us wie Latein, isset aber nit. Ein Beispiel für Küchenlatein)

Konstruktion

Das Wortspiel ist ein Begriff aus der Allgemeinsprache und steht für einen speziellen Umgang mit der Sprache. Diese Verwendung kann geistreich, witzig, sarkastisch, aber auch kalauernd sein. Das Wortspiel bedient sich dabei homographer oder homophoner Wörter und Ausdrücke. Zum Einsatz kommen im Wortspiel zudem mannigfaltige Techniken, wie etwa die Auflösung von Zusammensetzungen, die Ableitung, das „Wörtlichnehmen“, der Vergleich, die Buchstabenumstellung, die Umstellung von Wörtern (s. u.), Akzentverlagerung, leichte Veränderung der graphischen oder lautlichen Gestalt oder das Kofferwort.

Vorkommen

Wortspiele werden häufig in Aphorismen, Echogedichten, Kalauern (Witzen, die oft auf Wortspielen basieren), Kofferwörtern, Merksprüchen und Zeugmata verwendet. Als eine Spielsprache entstand in Frankreich Verlan aus Buchstaben- oder Silbendrehern. Bei Kindern kommen Wortspiele häufig vor, da die Normen der Erwachsenensprache noch nicht internalisiert sind. Auch ungewollte Wortspiele gibt es fast täglich (siehe Literatur: zum Beispiel „30 Kilo Fieber“).

Siehe auch

Literatur

Quellen

  1. Hans Jürgen Heringer: Deutsche Grammatik und Wortbildung in 125 Fragen und Antworten. UTB, 2014, ISBN 978-3-8252-4227-5, S. 214 (google.de [abgerufen am 27. März 2021]).
  2. mit deutschem Akzent wie Kentucky freit schicken ausgesprochen
  3. Roman Jakobson: Poesie der Grammatik und Grammatik der Poesie: Sämtliche Gedichtanalysen. Kommentierte deutsche Ausgabe. Band 1: Poetologische Schriften und Analysen zur Lyrik vom Mittelalter bis zur Aufklärung. Band 2: Analysen zur Lyrik von der Romantik bis zur Moderne. Walter de Gruyter, 2008, ISBN 978-3-11-020656-2, S. 36 (google.de [abgerufen am 27. März 2021]).
  4. Eine vorgebliche Anekdote aus dem Boxeraufstand aus: Hans Ostwald (Hrsg.): Der Urberliner. Edition arani, Berlin 1991, ISBN 3-7605-8631-7.