Yilmaz Dziewior (* 1964 in Bonn) ist Kunsthistoriker und Kurator für zeitgenössische Kunst. Er ist Direktor des Museums Ludwig in Köln.
Yilmaz Dziewior studierte Kunstgeschichte und Klassische Archäologie an der Universität Bonn sowie in London. Anfang der 1990er Jahre arbeitete Dziewior als Kunstkritiker für die Bonner Rundschau. 1998 begann er mit seinem Promotionsvorhaben unter dem Titel Blick durch den Spiegel. Glas als raumdefinierendes Element im Werk von Mies van der Rohe. Mit dieser Dissertation wurde er 2005 bei Tilmann Buddensieg am Kunstgeschichtlichen Seminar der Humboldt-Universität in Berlin promoviert.[1]
1997 kuratierte er im Museum Ludwig in Köln ein Projekt mit Sarah Lucas [2] und verantwortete dort 1999 erneut einen Ausstellungsteil.[3] Von 2001 bis 2008 war er Direktor des Kunstvereins in Hamburg und arbeitete daneben weiter als freier Kurator. 2003 wurde er zusätzlich zum Professor für Kunstgeschichte (Teilzeit) an der Hochschule für bildende Künste Hamburg berufen, an der er bis 2009 lehrte[4]. Zwischen 2009 und 2015 leitete er das Kunsthaus Bregenz.[5] Dorthin nahm er die Kunsthistorikern Eva Birkenstock mit ins Leitungsteam.[6] 2015 kuratierte Dziewior den Österreich-Pavillon für die Biennale di Venezia.[7] Vor seiner Tätigkeit in Bregenz war er acht Jahre Direktor des Kunstvereins in Hamburg und lehrte parallel als Professor für Kunsttheorie an der dortigen Hochschule für bildende Künste.[8]
Dziewior trat am 1. Februar 2015 die Nachfolge von Philipp Kaiser bzw. der kommissarischen Leiterin Katia Baudin als Direktor des Kölner Museums Ludwig an.[9] Von 1996 bis 1999 arbeitete er als freier Mitarbeiter schon einmal für das Museum Ludwig. 1997 realisierte er dort als Kurator ein Projekt mit der Künstlerin Sarah Lucas und war 1999 verantwortlich für den zeitgenössischen Teil der Ausstellung Kunstwelten im Dialog. Von Gauguin zur globalen Gegenwart.[8][10]
Anfang 2018 kündigte Dziewior eine wissenschaftliche Neubewertung der amerikanischen Bestände des Museums Ludwig an,[11] das „vor allem Kunst von weißen, heterosexuellen, männlichen Amerikanern“ besitze. Dabei geht es um eine Neubewertung der Sammlungsinhalte und -geschichte; in Bezug auf Aspekte der Postcolonial, Gender und Queer Studies. Dazu sagte Dziewior: „Es geht nicht um eine neue Geschichte, sondern eine parallele Erzählung.“[11] Dabei soll auch der kunstgeschichtliche Wertekanon hinterfragt werden, um die Hierarchien zwischen Kulturen zu identifizieren. Außerdem ist eine Fortschreibung der Sammlungsgeschichte mit Blick auf Kunst aus Südamerika, Afrika und Asien sowie die Stärkung weiblicher Positionen geplant.
Dziewiors Arbeit zeichnet sich durch ein dezidiertes Interesse an gesellschaftlichen Fragestellungen aus, wobei in diesem Zusammenhang besonders seine Beschäftigung mit identitätspolitischen und kulturellen Zuschreibungen hervorzuheben ist. Er verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der vor allem bei Ausstellungen und Projekten über Architektur (Arno Brandlhuber, raumlabor Berlin, Kuehn Malvezzi, Eckhard Schulze-Fielitz) sowie Theater- und Tanz (René Pollesch, She She Pop, Yvonne Rainer) sichtbar wird. Eine Grundprämisse seiner Vorgehensweise ist die Analyse des jeweiligen Kontextes, die sowohl in seinen experimentellen Formaten der KUB Arena[12] in Bregenz wie auch in seiner Insert-Reihe für den Hamburger Kunstverein zum Ausdruck kommt.[8] Anfang Mai 2020 wurde Dziewior vom damaligen Außenminister Heiko Maas als Kurator des offiziellen deutschen Beitrags für die 59. Biennale di Venezia 2022 berufen.[13] Er ließ den deutschen Pavillon von der Künstlerin Maria Eichhorn bespielen.