Zygmunt Mycielski

Graf Zygmunt Mycielski (* 17. August 1907 in Przeworsk; † 5. August 1987 in Warschau) war ein polnischer Komponist, Schriftsteller und Musikkritiker.

Leben

Er besuchte ein Gymnasium in Krakau, wo er bei Bernardino Rizziego, einem italienischen Komponisten, Organisten und Kantor, Musik studierte. Seit 1928 setzte er seine musikalische Ausbildung auf Anraten von Karol Szymanowski, an der École Normale de Musique in Paris bei Paul Dukas und Nadia Boulanger fort. Im Jahr 1926 trat er in der durch in Paris studierende polnische Musiker gegründeten Association des Jeunes Musiciens Polonais (Polnische Vereinigung junger Musiker) bei, deren Vorsitzender er in den Jahren 1934–1936 war.

Er kämpfte im Zweiten Weltkrieg in der französischen Armee und war in zahlreiche Kampfhandlungen auf französischem Boden involviert. Er geriet dabei in Kriegsgefangenschaft und wurde nach seiner Identifikation als polnischer Soldat zur Zwangsarbeit in einem deutschen Agrarbetrieb eingesetzt. Nach Ende des Krieges kehrte er nach Polen zurück.

In den Jahren 1946–1948 und 1957–1959 arbeitete er in der Redaktion der "Ruch Muzyczny", einer polnischen Musikzeitschrift. Von 1960 bis 1968 war er deren Chefredakteur. Er arbeitete außerdem in der Redaktion der Zeitschriften "Res Facta", "Rocznik Chopinowski" und "Chopin Studies". 1955 veröffentlichte er einen Artikel in der Zeitschrift "Przegląd Kulturalny", in dem er kritisierte, dass polnische Kompositionen international zu wenig Beachtung erfahren. Er war mehrere Jahre Teil des Vorstandes des Verbandes Polnischer Komponisten und von 1948 bis 1949 deren Vorsitzender.

Nachdem Tschechien Teil des Warschauer Paktes wurde, publizierte er in der Pariser Zeitschrift "Kultura" einen "Offenen Brief an die tschechischen und slowakischen Musiker", den die polnische Regierung umgehend zensieren ließ. Er wurde außerdem seiner Funktion als Chefredakteur enthoben und erhielt ein Ausreiseverbot. Im Jahr 1974 unterschrieben Mycielski und 14 andere polnische Künstler den "list piętnastu", ein an die Regierung gerichteter Brief mit der Forderung nach Förderung der polnischen, kulturellen Bildung der in der UdSSR lebenden Polen. 1975 unterschrieb er mit 59 anderen Intellektuellen eine Protestschrift gegen geplante Verfassungsänderungen. 1978 war er Gründungsmitglied der Towarzystwo Kursów Naukowych, einer nicht legalen, regierungskritischen Vereinigung. Die polnischen Sicherheitsbehörden wurden durch diese Aktivitäten auf Mycielski aufmerksam. Er gehörte daher zu den wenigen Musikern, die jahrelanger Beobachtung und Schikane durch staatliche Behörden ausgesetzt waren.[1] Trotz der Zensurversuche der polnischen Regierung wurden seine Stücke mehrmals auf dem Musikfestival Warschauer Herbst aufgeführt. Auch Mycielski veröffentlichte zudem weiterhin Artikel in der Musikzeitschrift "Ruch Muzyczny" und verreiste mehrfach ins Ausland.

Er starb am 5. August 1987 in Warschau und wurde in Wiśniowa bestattet. Andrzej Szypuła gründete 1988 die "Towarzystwo imienia Zygmunta Mycielskiego", eine Gesellschaft, die sich mit dem Lebenswerk Mycielskis befasst und zur Verbreitung seiner Werke beiträgt. 1990 wurde zudem ein Dokumentationsfilm über Mycielski produziert und im polnischen Fernsehen ausgestrahlt.

Sein Nachlass wurde nach seinem eigenen Wunsch in Warschau beim Ehepaar Barbara Zwolska-Stęszewska und Jan Stęszewski deponiert. Der Nachlass umfasst Skizzen, Zeichnungen, Kompositionen und Schriften sowie seinen Schriftverkehr. Die Sammlung ermöglichte neue Erkenntnisse über Mycielskis Leben, die zwischen 1998 und 2001 in Form von Tagebüchern veröffentlicht wurden.[2]

Auszeichnungen

Kompositionen

Mycielski komponierte Sinfonien, Balladen, Ballette, Lieder und Kammermusik. Seine Hauptwerke sind in den Neoklassizismus einzuordnen.

Schriften

Literatur

Einzelnachweise

  1. Glosy i dygresje do 'teczek' i Dzienników Zygmunta Mycielskiego (1) / Artykuły / Instytut Książki. Abgerufen am 8. Mai 2017 (polnisch).
  2. Krzysztof Tomasik: Kronikarz. O Zygmuncie Mycielskim. In: Homobiografie. Warszawa 2008, S. 124–135.
  3. Internetowy System Aktów Prawnych. In: Monitor Polski auf der Website des ISAP. Kanzlei des Sejm, 1953, abgerufen am 8. Mai 2017 (polnisch, PDF-Datei s. Tekst ogłoszony).
  4. Ordre du mérite culturel (Monaco) — GeneaWiki. Abgerufen am 8. Mai 2017 (französisch).