Alma Johanna Koenig (um 1927)

Alma Johanna Koenig (verheiratet Ehrenfels;[Anm. 1] Pseudonym Johannes Herdan; geboren 18. August 1887 in Prag, Österreich-Ungarn; gestorben 1. Juni 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinez[Anm. 2]) war eine österreichische Lyrikerin und Erzählerin mit galizisch-jüdischen Wurzeln,[1] welche von den Nationalsozialisten in ein Vernichtungslager deportiert und bei der Ankunft ermordet wurde.

Leben

Straßenschild des Alma-König-Weges in Wien

Die Tochter des k.u.k. Hauptmanns Karl Koenig und dessen Frau Susanne, geborene Herdan, verwitwete Gelernter, wuchs in Wien auf. Der Besuch einer höheren Mädchenschule wurde durch Krankheiten häufig unterbrochen; sie verdankte ihre Bildung deshalb hauptsächlich dem autodidaktischen Studium und den Vortragsabenden von Josef Kainz. Aus Rücksicht auf die Familie veröffentlichte sie ihre ersten Gedichte in Zeitschriften unter dem Pseudonym Johannes Herdan. 1921 heiratete sie den österreichischen Konsul Bernhard Ehrenfels. Ihr erster Roman Der heilige Palast (1922) begründete ihren Erfolg und erregte Aufsehen wegen seines erotischen Inhalts. Für ihren Wikingerroman Die Geschichte von Half, dem Weibe (1924) erhielt sie 1925 den „Preis der Stadt Wien“. Ab 1925 lebte sie mit ihrem Mann in Algier, wo sie u. a. den autobiographisch geprägten, psychologischen und zeitkritischen Gesellschaftsroman Leidenschaft in Algier (1932) verfasste. 1930 trennte sie sich von ihrem Mann und kehrte nach Wien zurück (Scheidung 1936). In Wien war ab 1934 Oskar Jan Tauschinski (1914–1993) ihr Gefährte.[2]

Im Sommer 1935 zog Koenig wetterbedingt für zehn Tage in das kühlere Baden bei Wien, wo sie die dort mit ihrem Ehemann lebende Schriftstellerin Helene Lahr (1894–1958) besuchte. Die beiden kannten einander seit den 1920er-Jahren, eine Freundschaft entstand jedoch erst durch nunmehr gemeinsam verbrachte Stunden. Lahr besuchte Koenig von da an regelmäßig in Wien, vorbereitet durch wortreiche, in Teilen verschlüsselte briefliche Berichte und Einladungen. Die von Alma Johanna Koenig verfassten, von Helene Lahr gesammelten Schreiben (29 Briefe) zeichnen in der Aufbereitung von Oskar Jan Tauschinski ein Bild der Lebenssituation Koenigs ab 1936.

Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde die Autorin als Jüdin entrechtet, aus ihrer Wohnung in Wien-Josefstadt, Pfeilgasse 47,[3] vertrieben und zum mehrfachen Logiswechsel gezwungen.[Anm. 3]

Am 22. Mai 1942 wurde Alma Johanna Koenig von den Nationalsozialisten vom Quartier in der Rögergasse in ein Sammellager gebracht und am 27. Mai 1942 aus Wien deportiert.[4] Sie wurde gleich nach Ankunft im Vernichtungslager Maly Trostinez ermordet.

Zu ihrem Gedächtnis stiftete ihr Nachlassverwalter Tauschinski 1957 den Alma-Johanna-Koenig-Preis.

In Wien-Liesing (23. Bezirk) wurde 1977 der Alma-König-Weg nach ihr benannt.

Werke

Romane und Erzählungen

Gedichtsammlungen

Dramen

Übersetzung

Veröffentlichungen aus dem Nachlass

Literatur

Einzelnachweise

  1. Franziska Renauld and Edouard Roditi: Alma Johanna Koenig: Voice from the Holocaust. In: European Judaism, Vol. 14, No. 2 (Winter 1980/Frühjahr 1981), Berghahn Books, S. 14–19 ff.
  2. Tauschinski, Koenig: Briefe an Helene Lahr, S. 265.
  3. Tauschinski, Koenig: Briefe an Helene Lahr, S. 267.
  4. Tauschinski, Koenig: Briefe an Helene Lahr, S. 291.

Anmerkungen

  1. Freiherr Bernhard von Ehrenfels hatte seinen Adelstitel 1919 mit dem Adelsaufhebungsgesetz in Österreich verloren, daher ist es eine Legende, dass Alma Koenig Freifrau von Ehrenfels wurde.
  2. als Alma Johanna Ehrenfels bei DÖW
  3. Die weiteren Wohnorte waren: Wien-Innere Stadt, Reichsratsstraße n/a (bei Etelka Singer); Wien-Innere Stadt, Landesgerichtsstraße 6 (bei Kusine Stella Groak); Wien-Leopoldstadt, Venediger Au 2/18 (Kabinett); Wien-Josefstadt, Lederergasse 15/8; Wien-Alsergrund, Pramergasse n/a; Wien-Alsergrund, Alserbachstraße n/a (Untermietzimmer); Wien-Alsergrund, Rögergasse 18/7 (überbelegtes Kabinett, an der Wohnungstür pflichtmarkiert mit dem Davidstern; letzte Wiener Adresse). – Aus: Tauschinski, Koenig: Briefe an Helene Lahr, passim.