Anthony Grafton (auch: Anthony Thomas Grafton) (* 21. Mai 1950 in New Haven) ist ein amerikanischer Historiker und derzeit Inhaber der Henry-Putnam-University-Professur an der Princeton University sowie korrespondierendes Mitglied der British Academy und Empfänger des Balzan-Preises. Von 2006 bis 2021 war Grafton in der Redaktion der ideengeschichtlichen Zeitschrift Journal of the History of Ideas.
Grafton wurde an der Phillips Academy und der University of Chicago ausgebildet, wo er den A.B. und seinen Ph.D. in schneller Folge erwarb. Für kurze Zeit studierte er auch an der University of London bei dem berühmten Althistoriker Arnaldo Momigliano und verfügt seitdem über Beziehungen zum Warburg Institute. Nach einer kurzen Anstellung am Department of History der Cornell University wurde er 1975 an die Princeton University gerufen, an der er seither tätig ist. Seit Januar 2007 war er Mitherausgeber des Journal of the History of Ideas, zusammen mit Warren Breckman, Martin Burke, Ann Moyer und Stefanos Geroulanos. Im Jahr 2011 folgte er Barbara Metcalf im Amt des Präsidenten der American Historical Association.
Bekanntheit hat Grafton durch seine Studien zur klassischen Tradition von der Renaissance bis zum 18. Jahrhundert und zur Geschichte der Geschichtsschreibung erlangt. Zu seinen zahlreichen Büchern zählt eine profunde Studie der Gelehrsamkeit und zur Chronologie des herausragendsten Philologen der Spätrenaissance, Joseph Justus Scaliger, eine revisionistische Darstellung (zusammen mit Lisa Jardine) der Bedeutung des Bildungsprogramms der Renaissance (From Humanism to the Humanities, 1986) und in jüngster Zeit Studien zu dem Astrologen Girolamo Cardano (1999) und zu Leon Battista Alberti (2000). Die beste Einführung in seine Beschäftigung mit den Beziehungen zwischen Gelehrsamkeit und Naturwissenschaft in der Frühen Neuzeit ist wohl sein Buch Defenders of the Text (1991). Sein originellstes und zugleich zugänglichstes Werk ist The Footnote: A Curious History (1997; in der deutschen Übersetzung: Die tragischen Ursprünge der deutschen Fußnote).
Darüber hinaus schreibt Grafton Beiträge zu den verschiedenartigsten Themen für The New Yorker, The New Republic, The American Scholar und The New York Review of Books. Er besitzt ein Bücherrad, welches er in seinem Büro aufgestellt hat.