Chelsea Hotel
National Register of Historic Places
Das Chelsea Hotel im Jahr 2012 Standort auf interaktiver Karte
Das Chelsea Hotel im Jahr 2012
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Das Chelsea Hotel im Jahr 2012

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Chelsea Hotel (New York)
Chelsea Hotel (New York)
Lage Manhattan, New York City, New York
Koordinaten 40° 44′ 40″ N, 73° 59′ 48″ WKoordinaten: 40° 44′ 40″ N, 73° 59′ 48″ W
Erbaut 1883–1885
Architekt Philip Hubert, Pirrson & Company
Baustil Queen-Anne-Stil, Neugotik
NRHP-Nummer 77000958
Ins NRHP aufgenommen 27. Dezember 1977

Das Chelsea Hotel ist ein denkmalgeschütztes Hotel in Manhattan in New York City.

Beschreibung

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Das Gebäude befindet sich im Stadtteil Chelsea in Midtown Manhattan an der West 23rd Street zwischen der Seventh und Eighth Avenue.[1][2] Die Adresse des Hotels lautet „222 West 23rd Street“. Das Künstler- und Einkaufsviertel Chelsea besitzt zahlreiche Boutiquen, Galerien, Schallplatten- und Buchläden. Bei dem Hotel handelt es sich um ein zwölfstöckiges, 55 Meter hohes, 250 Zimmer umfassendes, rot gestrichenes Backsteingebäude. Die unteren sieben Obergeschosse sind über die Breite der Fassade mit schwarz lackierten, mit Blumenornamenten verzierten Balkonen aus Gusseisen ausgestattet. Aufgrund einer großen Zahl bekannter Maler, Schriftsteller, Musiker und Künstler, die zeitweise darin wohnten und arbeiteten, erwarb sich das Haus den Ruf eines legendären „Künstlerhotels“ und zählt zum kulturellen Lokalkolorit von New York.[3][4][5]

Künstlerhotel

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Im Chelsea Hotel übernachteten beziehungsweise wohnten zahlreiche Musiker, Schriftsteller und Künstler wie Salvador Dalí, Thomas Wolfe, Arthur Miller, Dylan Thomas, Charles R. Jackson, Nico, Bob Dylan, Tom Waits,[6] Jimi Hendrix, Janis Joplin,[7] Catherine Leroy, Falco, Rosa von Praunheim, Valerie Solanas und Leonard Cohen (der dem Hotel mit dem Lied Chelsea Hotel #2 auf dem Album New Skin for the Old Ceremony ein musikalisches Denkmal setzte). Das Chelsea ist vor allem in den 1960er-Jahren durch die New Yorker Underground-Kunstszene (unter anderem Andy Warhol) bekannt geworden, die das Hotel als „Spielwiese“ für ihre Film- und Kunstaktivitäten entdeckt hatten. 1966 drehten Warhol und Paul Morrissey den international erfolgreichen Experimentalfilm The Chelsea Girls in dem Hotel.[8] Mitwirkende waren u. a. Nico, Edie Sedgwick, Gerard Malanga und Marie Menken.[9] Viele Maler haben ihre Hotelrechnungen mit ihren Bildern bezahlt, die teilweise noch heute im Foyer hängen. Patti Smith und ihr Freund Robert Mapplethorpe wohnten mittellos im Chelsea Hotel,[10] als Mapplethorpe wegen seines unsteten Lebenswandels von gesundheitlich schlechter Verfassung war und er von einem im Hotel ansässigen Arzt behandelt wurde.[7] Im Chelsea Hotel lernte Patti Smith den Bob-Dylan-Weggefährten Bob Neuwirth kennen, dem sie ihre Gedichte vorlas und der sie daraufhin ermutigte, daraus Songs zu machen.[7] Für Patti Smith war das Hotel „wie ein Puppenhaus in der Twilight Zone, mit Hunderten von Zimmern, von denen jedes ein eigenes kleines Universum barg.“[11] Als der tschechoslowakische Filmregisseur Miloš Forman wegen des Prager Frühlings gezwungen war, seine Heimat zu verlassen, emigrierte Forman in die Vereinigten Staaten und lebte fast drei Jahre lang im Chelsea Hotel.[12]

In die Schlagzeilen kam das Hotel, als im Oktober 1978 mutmaßlich der Punk-Musiker Sid Vicious im Zimmer Nummer 100 seine Freundin Nancy Spungen erstach und im folgenden Februar im selben Zimmer an einer Überdosis verstarb.[13]

Geschichte

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Das Chelsea Hotel wurde von dem Schriftsteller und Architekten Philip Hubert gebaut und 1884 zunächst als Appartementkomplex eröffnet.[14] Hubert, ein Schüler des Gesellschaftstheoretikers Charles Fourier, hatte das Haus als erschwingliche Wohnmöglichkeit mit vielen Gemeinschaftsräumen geplant. Im Jahr 1905 erfolgte die Umwandlung in ein Hotel.

1946 wurde das Hotel von drei ungarischstämmigen Geschäftspartnern übernommen: David Bard, Joseph Gross und Julius Krauss.[15] 65 Jahre lang blieb das Hotel im Besitz dieser Familien. David Bards Sohn Stanley fing 1957 an, mit Klempnerarbeiten im Haus auszuhelfen. Als sein Vater 1964 starb, übernahm er dessen Anteile und begann, das Hotel zu managen. In den darauf folgenden vier Jahrzehnten schuf er eine Atmosphäre, die Künstler und Kreative anzog. Sie wohnten als Hotelgäste oder Dauermieter im Chelsea, bezahlten teilweise mit ihren Werken oder beschenkten Bard aus Sympathie damit. Das Chelsea Hotel wurde am 15. März 1966 von der New Yorker Landmarks Preservation Commission als Denkmal ausgewiesen.[16] Seit 27. Dezember 1977 ist es als Kulturdenkmal in das National Register of Historic Places eingetragen.[17][18]

2007 wurde die Familie Bard von der Minderheit der anderen Eigentümer zum Verkauf des Hotels gedrängt, Stanley Bard wurde als Manager abgesetzt. Das Haus wurde mehrmals weiterverkauft, bis es 2011 von BD Hotels übernommen wurde.[19] Die neuen Eigentümer begannen sofort mit Renovierungsarbeiten, die ein Jahr dauern sollten, aber erst 2022 vollständig abgeschlossen wurden. Drei Viertel des Hauses standen zuvor leer, das restliche Viertel wurde von Dauermietern bewohnt, die sich ein Bleiberecht erstritten haben.[20] Künstler wie Ethan Hawke, der für den Film Chelsea Walls im Hotel gedreht hatte, setzten sich für den Erhalt des Hotels im alten Stil ein.[21]

Rezeption

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Galerie

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Literatur

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Commons: Hotel Chelsea – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. NYC Planning ZoLa – INDIVIDUAL LANDMARK 216 WEST 23 STREET, 10011.
  2. CHELSEA SAVOY HOTEL. Abgerufen am 29. Oktober 2022.
  3. Guide to New York City Landmarks. Wiley 2008, ISBN 978-0-470-28963-1, S. 70 (Auszug in der Google-Buchsuche)
  4. Chelsea Hotel in New York: Ein Hort legendär schlechten Benehmens - Merian - Reiseziele. 13. Dezember 2009, archiviert vom Original am 13. Dezember 2009; abgerufen am 29. Oktober 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.merian.de
  5. Long term tenants of Chelsea hotel in New York believe it is in danger of losing its bohemian soul. 30. November 2008, abgerufen am 29. Oktober 2022 (englisch).
  6. Tom Waits: Ein Leben am Straßenrand. Biographie über den Musiker Tom Waits von Musikjournalist Barney Hoskyns, aus dem Amerikanischen übersetzt von Stephan Glietsch, Heyne Verlag, München, 2009, S. 167
  7. a b c Zum 75. Geburtstag: Die Rock-Legende Patti Smith inspiriert, beeinflusst und wirkt bis heute | Zündfunk | Bayern 2 | Radio | BR.de. 2. Januar 2022, archiviert vom Original am 2. Januar 2022; abgerufen am 29. Oktober 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.br.de
  8. ‘Chelsea Girls’, Andy Warhol, 1967. In: Tate Gallery. Abgerufen am 1. März 2020 (britisches Englisch).
  9. Chelsea Girls. In: IMDb. Abgerufen am 1. März 2020 (englisch).
  10. Patti Smith: Poesie und Punk Dokumentarfilm (54 Min.), 2021. Regie: Anne Cutaia und Sophie Peyrard. Produzent: Virginia Subramaniyam. Eine Produktion von Arte France mit Les Poissants Volants, Sbam Media und Fondation Cartier Pour L'Art Contemporain
  11. Patti Smith: Just Kids. Die Geschichte einer Freundschaft. Fischer TB, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-596-18885-7, S. 111–246.
  12. Dokumentarfilm Milos Forman – Ein freies Leben. Regie: Helena Třeštíková und Jakub Hejna, 55 Minuten, 2019, Tschechoslowakei/Frankreich, basierend auf der Autobiographie Rückblende – Erinnerungen von Milos Forman mit Co-Autor Jan Novak, produziert von Arte, Alegria Productions und Negativ s.r.o.
  13. Jan Chaberny: Chelsea Hotel. In: Der Spiegel. 8. Dezember 2010 (spiegel.de [abgerufen am 29. Oktober 2022]).
  14. Stanley Turkel: Built to Last: 100+ Year-Old Hotels in New York. AuthorHouse Publishing, 2011, ISBN 978-1-4634-4342-9, S. 93.
  15. Karin Ceballos Betancur: Ende einer Zuflucht. In: Die Zeit. 18. August 2011, archiviert vom Original am 14. Januar 2012; abgerufen am 1. März 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zeit.de
  16. Landmarks Preservation Commission Number 15, LP-0215 (PDF 563 kB).
  17. National Park Service NPGallery, National Register Information System ID: 77000958.
  18. Hotel Chelsea work drags on, as long-term tenants hold on. In: The Villager. 19. Juli 2019, abgerufen am 1. März 2020 (englisch).
  19. Jen Carlson: Inside The Iconic Hotel Chelsea, As It Enters Year Eight Of Construction Hell & Tenants File Lawsuit. In: The Gothamist. New York Public Radio, 24. Januar 2019, abgerufen am 1. März 2020 (englisch).
  20. Juliane Liebert: Chelsea Hotel in New York – Geisterbahn. In: Süddeutsche Zeitung. 29. November 2019, abgerufen am 1. März 2020.
  21. Historic Chelsea Hotel Closes to Guests. NYTimes.com, 31. Juli 2011, abgerufen am 12. Juni 2012 (englisch).
  22. Dee Dee Ramone: Chelsea Horror Hotel (englisch). Thunder’s Mouth Press 2001, ISBN 1-56025-304-5; auf Deutsch bei Milena Verlag 2012, ISBN 3-85286-224-8
  23. „Arena“ Chelsea Hotel (TV Episode 1981). In: IMDb. Abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).
  24. Bob Morris: Out and Proud, But Hardly Pectorally Correct (Published 2001). In: The New York Times. 24. Juni 2001, ISSN 0362-4331 (nytimes.com).
  25. Christine Metzger: New York. ADAC Verlag 2010, ISBN 978-3-89905-247-3, S. 70 (Auszug in der Google-Buchsuche)
  26. Terrence Diggory: Encyclopedia of the New York School poets. Infobase Publishing 2009, ISBN 978-0-8160-5743-6, S. 94–95 (Auszug in der Google-Buchsuche)
  27. derStandard.at. Abgerufen am 29. Oktober 2022.
  28. Petra Bail: Das Universum im Puppenhaus. Zufluchtsort von Beat-Generationen und Underground: "Chelsea Hotel" hatte mit viel Rock'n'Roll am Stuttgarter Staatsschauspiel Premiere. In: Cannstatter Zeitung. 26. September 2016, S. 20.