Franz Krüger: Gaspare Spontini

Gaspare Luigi Pacifico Spontini (* 14. November 1774 in Maiolati (heute Maiolati Spontini) bei Jesi, Kirchenstaat, heute Provinz Ancona; † 24. Januar 1851 ebenda) war ein italienischer Komponist und Dirigent.

Leben und Werk

Spontini war eines von fünf Kindern armer Eltern und sollte zunächst – wie seine Brüder – Priester werden. Er zeigte aber schon früh Anzeichen eines besonderen musikalischen Talents. Von 1793 bis 1795 studierte er am Conservatorio della Pietà de’ Turchini in Neapel bei Giacomo Tritto und vielleicht bei Domenico Cimarosa. Nachdem er dann bereits in Italien als Opernkomponist reüssiert hatte, ging er 1803 nach Paris, wo er ab 1804 mit seinen Werken Milton und Julie für die Opéra-Comique erste Erfolge erzielte und anschließend zum Kammerkomponisten der Kaiserin Joséphine ernannt wurde.

1807 komponierte Spontini La vestale, seine bis heute bekannteste Oper, geschrieben mit Unterstützung der Kaiserin. Nach der Premiere an der Pariser Oper vermochte sich Spontini als einer der wichtigsten Komponisten seiner Zeit zu etablieren. Die Zeitgenossen Luigi Cherubini und Giacomo Meyerbeer betrachteten La vestale als Meisterwerk, auch Komponisten der nächsten Generation wie Hector Berlioz und Richard Wagner bewunderten sie. Es folgte 1809 die Oper Fernand Cortez, die er 1817 überarbeitete, sowie Olimpie (1819 nach Voltaire), die er 1821 für Berlin (deutsche Fassung: E. T. A. Hoffmann) sowie 1826 für Paris noch ein zweites Mal (wieder französisch) überarbeitete.

Von 1810 bis 1812 war er Direktor des Théâtre de l’Impératrice, Leiter des „Concert spirituel“ und ab 1814 Hofkomponist. 1820 folgte er einer Aufforderung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., nach Berlin zu wechseln, wo er das Amt eines Generalmusikdirektors und 1. Kapellmeisters am Königlichen Opernhaus übernahm und Mitglied der Sing-Akademie wurde. Hier komponierte er Borussia, Tempo di marcia trionfale als preußische Nationalhymne. Seine Stellung als Generalmusikdirektor behielt er bis zu seinem Tod; er wurde jedoch 1841, mit 67 Jahren, „von seinen Functionen dispensirt“. Am 31. Mai 1842 wurde er als ausländisches Mitglied in den preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste aufgenommen.[1] Anschließend lebte Spontini wieder in Paris und kehrte 1850 (kurz vor seinem Tod) an seinen Geburtsort (bei Jesi) zurück. Die Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique (Classe des Beaux-Arts) nahm ihn 1846 als assoziiertes Mitglied auf.[2]

Wirkung

In den beiden ersten Dekaden des 19. Jahrhunderts war Spontini eine wichtige Figur der französischen Tragédie lyrique. In seinen mehr als 20 Opern bemühte er sich, den Stil von Glucks klassischen Werken an den Zeitgeschmack zu adaptieren: Er komponierte große, kontrastreiche Szenen, verwendete ebenso italienisches Melos wie das Pathos des französischen Schauspiels, durch das er in besonderer Weise der Monumentalität des französischen Kaiserreichs gerecht zu werden suchte. Sein Meisterwerk und sein größter Erfolg war die Oper La vestale.

Im 20. Jahrhundert wurden Spontinis Opern nur selten aufgeführt. Die wohl bekannteste moderne Produktion ist die Wiederaufführung von La vestale mit Maria Callas unter der Regie von Luchino Visconti an der Mailänder Scala zur Eröffnung der Saison im Jahre 1954, Spontinis 180. Geburtsjahr. Diese Aufführung war zugleich das Scala-Debüt des Tenors Franco Corelli. Maria Callas nahm die Arien Tu che invoco und O Nume tutela aus La vestale 1955 auch im Tonstudio auf, so wie Rosa Ponselle es bereits 1926 getan hatte. 1969 reanimierte der Dirigent Fernando Previtali die Oper erneut mit der Sopranistin Leyla Gencer und dem Bassbariton Renato Bruson (von dieser Aufführung ist eine inoffizielle Aufnahme in Umlauf). 1995 produzierte Riccardo Muti eine Aufnahme mit weniger bekannten Sängern.

Andere Einspielungen von Werken Spontinis sind Agnes von Hohenstaufen aus dem Jahre 1954 vom Maggio Musicale in Florenz, dirigiert von Vittorio Gui, und 1970 mit Montserrat Caballé und Antonietta Stella, dirigiert von Riccardo Muti. Fernand Cortez wurde 1951 in Neapel mit der jungen Renata Tebaldi unter der Leitung von Gabriele Santini und zu Beginn des 21. Jahrhunderts (Paris 2002, Madrid 2003 und 2006 am Theater Erfurt) unter der musikalischen Leitung des französischen Dirigenten Jean-Paul Penin wiederaufgeführt. Die komischen Opern La fuga in maschera und Le metamorfosi di Pasquale aus Spontinis Frühwerk wurden erst im 21. Jahrhundert wieder aufgefunden und inszeniert.

Familie

Spontini heiratete am 3. August 1811 Marie Catherine „Céleste“ Érard (* 10. Juli 1790 in Paris; † 30. September 1878 ebenda), eine Nichte des Klavierfabrikanten Sébastien Érard, der er später seine Oper Agnes von Hohenstaufen widmete. Das Paar hatte keine Kinder.

Werke

Opern

Werke für Blasorchester

Literatur

Einzelnachweise

  1. Der Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste. Die Mitglieder des Ordens, Band 1 (1842–1881), Berlin 1975, S. 104 mit Bild auf der gegenüberliegenden Seite
  2. Académicien décédé: Gaspare Luigi Pacifico Spontini. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 28. Februar 2024 (französisch).
  3. Manuskript im Kasteel d'Ursel im Ortsteil Hingene bei Bornem
  4. Manuskript im Kasteel d'Ursel im Ortsteil Hingene bei Bornem
  5. Manuskript im Kasteel d'Ursel im Ortsteil Hingene bei Bornem
  6. Manuskript im Kasteel d'Ursel im Ortsteil Hingene bei Bornem