Gerhardt Nissen (* 21. September 1923 in Tondern; † 19. Juli 2014[1]) war ein deutscher Psychiater und Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er gehörte zu den ersten Vertretern seines Faches in Deutschland und war mit Hubert Harbauer, Reinhart Lempp und Peter Strunk Autor des über Jahrzehnte führenden deutschen Lehrbuchs seines Fachgebietes (1. Auflage 1971, 7. Auflage 1994).

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren 1923 in Dänemark, wurde Nissen 1930 in Deutschland eingebürgert. Er studierte von 1944 bis 1950 Medizin in Wien und Kiel. In Kiel absolvierte er auch ein Zweitstudium in Philosophie und Psychologie. Nach Promotion und Approbation war er von 1950 bis 1953 als wissenschaftlicher Assistent am Pathologischen Institut der Universität Kiel und an Pädiatrischen und Internen Kliniken tätig. 1953 bis 1963 arbeitete er in der Bremischen Landesnervenklinik als Stationsarzt der „Kinderbeobachtungsstation“ und neurologischer und psychiatrischer Stationen. 1958 wurde Nissen zum Oberarzt befördert. 1961 übernahm er die Leitung der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Von 1963 bis 1978 war Nissen Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Berlin-West. Gleichzeitig war er von 1974 bis 1978 Ärztlicher Direktor des Humboldt-Krankenhauses in Berlin-West mit 15 Fachkliniken. 1971 wurde er habilitiert und 1973 zum außerplanmäßigen Professor der Freien Universität ernannt. Er war auch als Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Berlin tätig. Einen Ruf auf einen Lehrstuhl der Universität Essen nahm er 1976 nicht an. 1978 nahm er einen Ruf auf einen Lehrstuhl der Universität Würzburg, den ersten dieser Fachdisziplin im Freistaat Bayern, an. Seine Antrittsvorlesung in Würzburg hielt er am 18. Juli 1979 zum Thema Biologische und soziale Aspekte der Entwicklung und Erziehung des Kindes. Im Jahr 1990 wurde Nissen zum „Landesarzt für geistig und seelisch behinderte Kinder und Jugendliche“ ernannt. 1991 wurde Nissen emeritiert.

Zu Nissens wissenschaftlichen Schwerpunkten gehörten die Depressionen im Kindes- und Jugendalter, denen er 1971 die weltweit erste Monographie widmete. Er war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften des In- und Auslandes.

Mitgliedschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt liegen mehrere hundert Publikationen vor, zu den deutschsprachigen Artikeln siehe Deutsche Nationalbibliothek (siehe Weblinks)

Auszeichnungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Traueranzeige (Memento vom 8. August 2014 im Internet Archive) der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg, Main-Post, 26. Juli 2014.
Personendaten
NAME Nissen, Gerhardt
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kinder- und Jugendpsychiater
GEBURTSDATUM 21. September 1923
GEBURTSORT Tondern, Dänemark
STERBEDATUM 19. Juli 2014