Imanishi Kinji

Imanishi Kinji (japanisch 今西 錦司; * 6. Januar 1902; † 15. Juni 1992) war ein japanischer Ökologe, Entomologe, Anthropologe, Evolutionsbiologe und Philosoph. Er war der Gründer des Instituts für Primatenforschung (Reichōken) der Universität Kyōto (voller Name Kyōto Daigaku Reichōrui Kenkyūjo (京都大学霊長類研究所), engl. Primate Research Institute) und zusammen mit Itani Jun’ichirō einer der Begründer der japanischen Primatologie.

Biographie

Imanishi wurde in seinem Denken durch die Schriften des deutsch-baltischen Zoologen Jakob von Uexküll und den russischen Schriftsteller Pjotr Alexejewitsch Kropotkin beeinflusst. Ebenso kann man in seiner Denk- und Herangehensweise Spuren und Einflüsse des bekannten japanischen Philosophen Nishida Kitarō, des geistigen Vaters der Kyōto-Schule, erkennen.

Imanishi begann seine Verhaltensforschungen zuerst an frei lebenden Pferden, wechselte jedoch nach einiger Zeit sein Studienobjekt und konzentrierte sich vermehrt auf die Beobachtung von Primaten, speziell auf das Verhalten von Japanmakaken auf der japanischen Insel Kōjima. Imanishi war dabei einer der ersten Wissenschaftler, der Makaken dabei beobachtete, wie diese Kartoffeln im Meer wuschen und diese "Tradition" an andere Tiere weitergaben. Imanishi war dabei der erste Wissenschaftler, der diese Handlung als ein "sozial übermitteltes, adaptives Verhalten" bezeichnete, was daher auch als eine kulturelle Entwicklung unter Affen angesehen werden konnte. Imanishi galt daher auch als ein Vorreiter und Mitbegründer der fernöstlich geprägten Verhaltensforschung an Primaten. Seine von ihm angewandten Methoden auf diesem Gebiet gingen als Grundlage in die allgemeine Erforschung von Primaten ein. So lehnte er den bis dahin herrschenden Dualismus, der zwischen Mensch und Menschenaffen gezogen wurde, ab. Ebenso lehnte es Imanishi ab, seine Versuchstiere nur mit einer Nummer, wie bis dato üblich, zu kennzeichnen, sondern gab diesen Namen. Diese Herangehensweise lag auch dahingehend begründet, dass er jedem seiner Versuchstiere eine eigene Persönlichkeit unterstellte und damit als ein Individuum ansah, welches sich von Artgleichen, auf Grund unterschiedlicher Charaktereigenschaften, unterschied. Imanishi war damit einer der ersten Primatologen, der seine anthropomorphe Sichtweise auf Primaten übertrug. Einer der Schwerpunkte seiner Arbeit lag darin, zu ergründen, wie die menschliche Gesellschaft und deren speziellen Familienstrukturen entstanden; er sah in den internen Gruppenstrukturen bei Makakenpopulationen eine wichtige Grundlage einer solchen Entstehung.

Mit dieser seinerzeit ungewöhnlichen Vorgehensweise nahm Imanishi Vermutungen voraus, die später von dem bekannten Anthropologen Louis Leakey aufgegriffen wurden und von mehreren anderen Verhaltensforschern wie Jane Goodall, Frans de Waal oder Desmond Morris nachgewiesen werden konnten.[1]

Insbesondere für seine Forschungen zu den Japanmakaken wurde er 1968 zusammen mit Miyaji Denzaburō und seiner Forschungsgruppe mit dem Asahi-Preis ausgezeichnet. 1979 folgte die Auszeichnung mit dem Kulturorden.

Veröffentlichungen

Eine Vielzahl dieser Werke wurde mehrfach nachgedruckt. Des Weiteren erschien von 1974 bis 1975 bei Kōdansha eine 10-bändige Gesamtausgabe namens Imanishi Kinji Zenshū (今西錦司全集) und von 1993 bis 1994 ebenfalls bei Kōdansha eine aktualisierte gleichnamige 13-bändige Gesamtausgabe plus ein Zusatzband.

Einzelnachweise

  1. Frans de Waal: Der Affe und der Sushimeister. Hanser, München 2001, ISBN 3-446-20238-2.

Literatur