Goodenough wurde als Sohn und zweites von vier Kindern des US-amerikanischen Historikers und späteren Professors in Yale Erwin Ramsdell Goodenough (1893–1965) und dessen Frau Helen in Jena geboren. Das Verhältnis zu seinen Eltern beschrieb er selbst als distanziert. In seiner Jugend litt er an Dyslexie, konnte sie jedoch in späteren Jahren überwinden.[1] Goodenough studierte an der Yale University mit dem Bachelorabschluss in Mathematik 1943 sowie an der University of Chicago, an der er 1951 seinen Masterabschluss in Physik erhielt und 1952 in Physik promoviert wurde. Parallel zur Promotion arbeitete er als Entwicklungsingenieur bei der Westinghouse Electric Corporation. Nach der Promotion war er am Lincoln Laboratory des Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo er grundlegende Arbeit für die Entwicklung von Random Access Memory (RAM) leistete. 1976 bis 1986 war er Professor und leitete die anorganische Chemie an der University of Oxford in England. Dort entdeckte er die Eignung von Lithiumkobaltoxid als Material für den Pluspol (Kathode) von wiederaufladbaren Batterien.[2] Seit 1986 arbeitet er als Professor an der University of Texas at Austin. Dort entdeckte er zusammen mit einem Doktoranden Lithium-Eisenphosphat als mögliches Kathodenmaterial.[3] Auch an der Entdeckung einer weiteren für Akkumulatoren geeigneten Materialklasse, des Manganspinells, war Goodenough beteiligt.[4]
2017 stellte er im Alter von 94 Jahren gemeinsam mit Maria Helena Braga, N. S. Grundish und A. J. Murchison in der Zeitschrift Energy & Environmental Science[5] ein Konzept für einen neuen Akku vor. Dieser verwendet Li3OCl, eine hochleitfähige Keramik, als Festelektrolyt und ersetzt Lithium durch das wesentlich günstigere, besser verfügbare Natrium. Der Akku könne durch eine höhere Dichte mehr Energie speichern und sei sicherer und kostengünstiger als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus. Das vorgeschlagene Konzept ist jedoch unter Batteriewissenschaftlern stark umstritten. Kritisiert wurde vor allem, dass das bahnbrechende Konzept nicht ausreichend erklärt wurde; der vorgeschlagene Reaktionsmechanismus würde den ersten Hauptsatz der Thermodynamik verletzen.[6][7][8]
Goodenough hat mehr als 800 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, 85 Buchkapitel und Übersichtsarbeiten und acht Bücher, darunter zwei bahnbrechende. Sein h-Index lag laut der Datenbank Scopus per 19. September 2020 bei 138 und erhöhte sich auf 164 per 27. Juni 2023, seine 987 Dokumente wurden bis dahin 130.937-mal zitiert.[9]
Goodenough, John Bannister. In: Kevin Desmond: Innovators in Battery Technology: Profiles of 95 Influential Electrochemists, McFarland, 2016, ISBN 978-0-7864-9933-5, S. 84–88
Bill David und Michael Thackeray: John Bannister Goodenough, battery pioneer (1922–2023). Materials scientist and Nobel laureate who invented the rechargeable lithium batteries used in electric cars and phones. In: Nature. Band 619, 2023, S. 247, doi:10.1038/d41586-023-02152-0.
Clare P. Grey und Laura H. Lewis: John B. Goodenough (1922–2023). A giant in the fields of solid-state chemistry and physics. In: Science. Band 381, Nr. 6660, 2023, S. 836, doi:10.1126/science.adj9263.
↑K. Mizushima, P. C. Jones, P. J. Wiseman, J. B. Goodenough: LixCoO2 (0<x<−1): A new cathode material for batteries of high energy density. In: Materials Research Bulletin. Band 15, Ausgabe 6, Juni 1980, Seiten 783–789, doi:10.1016/0025-5408(80)90012-4
↑A. K. Padhi, K. S. Nanjundaswamy, J. B. Goodenough: Phospho-Olivines as Positive Electrode Materials for Rechargeable Lithium Batteries. In: Journal of the Electrochemical Society, Bd. 144, Nr. 4, 1997, S. 1188–1194, doi:10.1149/1.1837571.
↑M. M. Thackeray, W. I. F. David, P. G. Bruce, J. B. Goodenough: Lithium insertion into manganese spinels. In: Materials Research Bulletin. Band 18, Nr. 4, 1983, S. 461–472, doi:10.1016/0025-5408(83)90138-1.
↑Daniel A. Steingart, Venkatasubramanian Viswanathan: Comment on “Alternative strategy for a safe rechargeable battery” by M. H. Braga, N. S. Grundish, A. J. Murchison and J. B. Goodenough, Energy Environ. Sci., 2017, 10, 331–336. In: Energy & Environmental Science. Band11, Nr.1, 17. Januar 2018, S.221–222, doi:10.1039/C7EE01318C.