Journalistische Darstellungsformen gelten für alle Medien, also Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk, Fernsehen und Internet, obwohl das Medium selbst ebenfalls eine nicht unwesentliche Rolle spielt (Medienadäquatheit). Kennzeichnend für die bundesdeutsche Journalismuslehre nach 1945 ist die vom amerikanischen Journalismus übernommene Trennung von Information und Meinung (Trennungsregel).

Informierende Darstellungsformen

Nachrichten und Berichte zu schreiben, ist das journalistische Kernhandwerk. Die Auswahl der Themen erfolgt nach dem Nachrichtenwert, der sich zusammensetzt: a) aus der Aktualität und b) aus dem Wissens-, Unterhaltungs- und Nutzwert. Mehr als alle anderen Darstellungsformen sind Nachrichten und Berichte am Ziel der Objektivität orientiert; sie müssen sich jeder Wertung enthalten.

Für den Aufbau der Nachricht gilt das Grundprinzip: Das Wichtigste, der Kern, kommt zuerst. Auf den Kern folgen die anderen Bausteine: Einzelheiten, Quelle, Hintergrund (d. h. Vorgeschichte, Zusammenhänge, interessante Zusatzinformationen). Die Reihenfolge dieser Bestandteile ist nicht starr, sondern richtet sich nach der Zweckmäßigkeit. Zum Beispiel kann es sinnvoll sein, zuerst auf die Vorgeschichte einzugehen und erst dann die Einzelheiten des Ereignisses zu schildern. In der neueren Fachliteratur spricht man vom „Bausteine-Modell“. Es ist weniger streng als das Prinzip der umgekehrten Pyramide, das im 19. Jahrhundert in den USA entwickelt wurde. Es soll vor allem veranschaulichen, dass die Wichtigkeit der Fakten nach unten abnimmt: Oben ist die Pyramide breit, unten schmal und spitz. Dadurch kann man sehr leicht Artikel, von unten beginnend, kürzen.

Weitere informierende Formen

Die längeren informationsorientierten Darstellungsformen folgen in der Regel nicht dem Prinzip „das Wichtigste zuerst“, sondern vielmehr einem roten Faden und einem Spannungsbogen. Im Gegensatz zu den streng objektiven Formen Kurzmeldung, Nachricht und Bericht tritt vielfach die Person des Journalisten in Erscheinung – mit subjektiven Beobachtungen und Einschätzungen. Eckart Klaus Roloff nannte Formen wie Reportage, Feature, Porträt und Essay deshalb interpretierende Darstellungsformen. Wolf Schneider und Paul-Josef Raue sprechen von unterhaltenden, Michael Haller von erzählenden Formen.

Eine Mischung mehrerer Varianten ist möglich, bei einem längeren Interview mit einem Politiker wird das Gespräch sehr wahrscheinlich sowohl über Sachfragen als auch die Person gehen. Interviews werden häufig vor der Veröffentlichung von dem Gesprächspartner gegengelesen und anschließend autorisiert, also freigegeben. Dabei geht es nicht um Zensur; eine maßgebliche Veränderung der Gesprächsinhalte im Nachhinein ist unüblich. Vielmehr soll der Gesprächspartner Gelegenheit bekommen, die Aussagen auf inhaltliche Richtigkeit zu überprüfen. Verändert der Interviewte in der Autorisierungsphase die Inhalte wesentlich, läuft er Gefahr, dass die Redaktion das Interview nicht veröffentlicht. In einigen Fällen haben Zeitungen bereits leere Seiten gedruckt, mit dem Hinweis, dass an dieser Stelle ein Interview mit XY hätte erscheinen sollen, worauf aber aufgrund übermäßiger Eingriffe verzichtet worden sei. Im angloamerikanischen Journalismus ist die Autorisierung nicht üblich.
Eine Sonderform des Interviews ist die Umfrage oder die Vox pop.

Meinungsäußernde Darstellungsformen

Während die informierenden Formen frei von der Meinung des Journalisten sein müssen, ist sie das Kennzeichen folgender Darstellungsformen (die jedoch auch informierend-berichtende Bestandteile enthalten können):

Gelegentlich finden sich auch gegenübergestellte Pro- & Contra-Kommentare zweier Autoren, die gegensätzliche Positionen einnehmen.

Geschichte

Zunächst prägte Emil Dovifat den Begriff der journalistischen „Stilformen“. Zur Abgrenzung bevorzugt die aktuelle deutschsprachige Journalistik nach 1945 die Bezeichnung „journalistische Darstellungsformen“.

Seit den 1950er-Jahren entstand in der Bundesrepublik nach US-amerikanischem Vorbild eine professionelle Journalistenausbildung. Hier stand an, Darstellungsformen zu definieren und zu kategorisieren. Pionierarbeit für Deutschland leistete Walther von La Roche, dessen „Einführung in den praktischen Journalismus“ dies 1975 grundlegend beschrieb. Parallel unterschied in der DDR eine differenzierte journalistische Genre-Theorie informatorische, analytische und bildhaft konkrete Mitteilungsweise.

Wolf Schneider und Paul Josef Raue erweiterten die informierenden und meinungsäußernden Formen um die Kategorie Unterhaltung. Eine ähnliche wissenschaftliche Definition der Darstellungsformen findet sich bei Siegfried Weischenberg („Hamburger Schule“). Nach der „Mainzer Schule“ (Fischer Lexikon) kommen als dritte Kategorie die phantasiebetonten Formen wie Hörspiel und Kurzgeschichte (also literarische Formen) hinzu.

In der Praxis bewährt hat sich die Definition von Michael Haller („Leipziger Schule“), die zwischen objektiven und subjektiven Formen unterscheidet. Dagegen sieht Eckart Klaus Roloff als dritte Form die interpretierenden Textgattungen wie Porträts, Features, Interviews, Essays und Reportagen.

Um die längeren informationsorientierten Formen wie Interview, Reportage und Feature in Aufbau und Erzählhaltung zu beschreiben, haben Michael Haller und Christoph Fasel vorgeschlagen, sie als „erzählende“ Darstellungsformen innerhalb der informierenden Darstellungsformen zu benennen, vgl. auch Storytelling.

Formate

In unterschiedlicher Ausprägung finden sich die journalistischen Darstellungsformen in den journalistischen Formaten wieder.

Beispiele dafür sind

Bilder, Grafiken, Tabellen

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte: Diese alte Weisheit (auch in Redaktionen) ist im visuellen Zeitalter der Bilderfluten elektronischer Medien immer noch wichtig. Mit dem Fotojournalismus beschäftigt sich deshalb ein eigener Beitrag.

Die meisten Tageszeitungen sind für den Mantel-Teil auf Agentur-Fotos angewiesen. Ein Großteil der eingehenden Agentur-Fotos verteilt sich entsprechend den Nachrichtenfaktoren auf die Kategorien: Prominente aller Art, Katastrophen (Unfälle, Wetter, Erdbeben) und Konflikte.

Im Lokalbereich resultiert ein Großteil der Fotos aus (offiziellen) Terminen. Diese werden von manchen ein wenig spöttisch „Schüttelbilder“ genannt und zeigen z. B. Ehrungen, Einweihungen, kommunalpolitische und vereinsorientierte Anlässe. Illustrierte legen seit jeher Wert auf qualitativ gute Bilder. Sie beschäftigen eigene und freie Fotografen, welche es möglich machen, Reportagefotos und ganze Fotostrecken zu bringen.

Formale Bestandteile eines Beitrags (Artikels)

Ein informierender journalistischer Beitrag (im Druck oder auf Webseiten) besteht meist aus einer Überschrift, einem Vorspann und dem eigentlichen Text (vgl. Lead-Stil).

Zusätzlich kann der Beitrag enthalten

Kommentare sind immer namentlich oder mit einem eindeutig zuzuweisenden Autorenkürzel gekennzeichnet.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Website mit weiterführenden Informationen zu La Roches Einführung in den praktischen Journalismus