Kay Boyle, 1944

Kay Boyle (* 19. Februar 1902 in Saint Paul, Minnesota; † 27. Dezember 1992 in Mill Valley, Kalifornien) war eine US-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin. In der McCarthy-Ära wurde Boyle unamerikanischer Umtriebe verdächtigt.

Kay Boyles Werk umfasst vierzehn Romane, acht Sammlungen von Kurzgeschichten, sieben Gedicht- und drei Essaybände sowie vier Kinderbücher.

Leben

Kay Boyle entstammte einer wohlhabenden Familie; ihr Vater war ein erfolgreicher Anwalt in Saint Paul. Sie verbrachte ihre Kindheit an der Ostküste der Vereinigten Staaten und lernte auf Reisen mit ihrer Familie bereits in jungen Jahren Europa kennen. Später ließ sich die Familie Boyle in Cincinnati nieder, wo Kay Architektur an der New Yorker Parson’s School of Fine and Applied Arts, Violine am Cincinnati Conservatory of Music studierte und sich nebenher ihren Lebensunterhalt als Telefonistin und Kassiererin verdiente. 1922 arbeitete Kay in New York als Kolumnistin bei einer kleinen Zeitschrift. Im selben Jahr heiratete sie den französischen Ingenieur Richard Brault und zog ein Jahr darauf mit ihrem Mann in die Bretagne. Sehr bald gehörte sie dem Freundeskreis um Samuel Beckett, Nancy Cunard, William Carlos Williams, James Joyce, Archibald MacLeish, Hart Crane und Robert McAlmon an.

Das Ehepaar trennte sich im Jahr 1926 und Boyle zog nach Grasse, wo sie mit dem Dichter Ernest Walsh (1895–1926)[1] zusammenlebte. Walsh hatte gerade die beiden ersten Nummern der avantgardistischen Literaturzeitschrift This Quarter[2] herausgegeben. Ernest Walsh starb am 16. Oktober 1926 an Tuberkulose und die schwangere Boyle zog nach Paris. Ihre frühen Gedichte und Kurzgeschichten erschienen – neben Arbeiten von Ezra Pound, Gertrude Stein, Carl Sandburg und Ernest Hemingway – in Avantgarde-Literaturzeitschriften von Nancy Cunard, Janet Flanner und Sylvia Beach.

1932 heirateten Kay Boyle und Laurence Vail. Der Ehe entstammten drei Töchter. Man lebte abwechselnd in Frankreich, England und Österreich. Vail war ein dadaistischer Bildhauer und Maler und der Ex-Ehemann von Peggy Guggenheim. Vor dem Hintergrund von Faschismus und Nationalsozialismus in den 1930er Jahren machte Kay Boyle die Gegenwartsgeschichte zu ihrem Thema. In Österreich wurde sie in den Jahren 1933 bis 1936 Augenzeugin der Ereignisse im benachbarten Deutschland und thematisierte den Nationalsozialismus. 1941 verließ Kay Boyle mit ihrer Familie, mit der sie seit 1937 im französischen Megève lebte, das kriegsgeschüttelte Europa und kehrte in die Vereinigten Staaten zurück. Nach der Scheidung von ihrem zweiten Mann heiratete Boyle 1943 den deutsch-österreichischen Altphilologen Joseph Freiherr von und zu Franckenstein, mit dem sie später zwei Kinder hatte. Ihr Ehemann hatte Österreich kurz nach dem Anschluss 1938 verlassen und arbeitete nun im US-amerikanischen State Department. Die Freifrau von und zu Franckenstein veröffentlichte Romane über die deutsche Besetzung Frankreichs und die Résistance und schrieb für verschiedene amerikanische Zeitungen.

Im Jahre 1946 kehrte Kay Boyle als Auslandskorrespondentin für den The New Yorker nach Europa zurück mit dem Auftrag über Deutschland zu berichten. Sie weigerte sich allerdings zunächst, in Deutschland zu leben und ging mit ihrer Familie nach Paris, von wo aus sie zu Recherchereisen nach Deutschland fuhr. Erst im Mai 1948 übersiedelte sie mit ihren drei jüngsten Kindern nach Marburg, wo ihr Mann für die Militärregierung als Presseoffizier arbeitete. Ende 1948 zog die Familie nach Frankfurt am Main, wo ihr Mann Die neue Zeitung, eine deutschsprachige Zeitung der Amerikaner herausgab.

1953 wurde ihr Ehemann auf Veranlassung von Roy Cohn aus seiner Stellung in der Public Affairs Division des U.S. State Department entlassen und auch Kay Boyle wurde ein Opfer des McCarthyismus. Sie verlor nicht nur ihre Stelle als Auslandskorrespondent des New Yorker, sondern konnte für die meisten wichtigen Publikationen nicht mehr arbeiten.

Die Familie ließ sich in Connecticut nieder und ihr Ehemann Joseph Freiherr von und zu Franckenstein unterrichtete an einer Privatschule für Mädchen. Nach seiner Rehabilitierung entsandte ihn das Außenministerium nach Persien, wo er Kulturattaché in Teheran wurde. Er starb 1963 an einer schweren Krankheit. Kay Boyle engagierte sich politisch in der Bürgerrechtsbewegung NAACP und für Amnesty International. Sie unternahm Reisen, unter anderem 1966 nach Kambodscha und immer wieder nach Irland, ihrer „geistigen Heimat“. Sie lehrte von 1963 bis 1979 kreatives Schreiben an der San Francisco State University.

Auszeichnungen

Zitat

„Dichtung ist da, wo die Suche nach Literatur beginnt.“

Kay Boyle: Das Jahr davor. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1994, S. 131.

Werke

Ghostwriting

Romane

Gedichte

Erzählungen

Kinderbücher

Sachbücher und Beiträge

Übersetzungen

Bearbeitungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Prabook: Ernest Walsh. Abgerufen am 24. April 2023.
  2. This Quarter. Abgerufen am 5. Mai 2023.
  3. Members: Kay Boyle. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 17. Februar 2019.