Die Gemeinde Radmer liegt in der Obersteiermark zwischen Eisenerz, Hieflau und Johnsbach. Die Entwässerung erfolgt über den Radmer Bach, der im Norden durch eine Talenge zum Erzbach fließt. Im Osten, Süden und Westen ist das Gemeindegebiet von den Ennstaler Alpen umschlossen. Die markantesten Gipfel sind der Hochkogel (2105 m) im Osten, Zeiritzkampel (2125 m) im Süden und der Lugauer (2217 m) im Westen.
Die Gemeinde hat eine Fläche von 82,60 Quadratkilometer. Davon sind 3 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, 10 Prozent Almen und 77 Prozent Wald.[1]
In der Mitte des 16. Jahrhunderts begann der Abbau von Kupfer in der Radmer. Der Höhepunkt wurde im Jahr 1760 mit 1100 Zentner Kupfer erreicht. In dieser Zeit waren über 200 Personen im Bergbau beschäftigt.[4] Der Abbau wurde 1855 eingestellt. Vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis 1979 wurde auch Eisenerz abgebaut.[5] Bis Ende der 1970er Jahre wurde durch die Waldbahn Radmer Holz und Erz Richtung Hieflau befördert.
Paradeisstollen: Der Paradeisstollen ist ein Kupferschaubergwerk und erinnert an den Bergbau Radmer. Mit einer Stollenbahn können Besucher das spätmittelalterliche Kupferbergwerk befahren. Der Radmerer Kupferbergbau zählte in seiner Blütezeit zu den vier bedeutendsten Kupferabbaustätten in Mitteleuropa und bestand aus etwa 60 Stollen. Die höchste Fördermenge wurde im Jahre 1596 mit 480 Tonnen Rohkupfer erreicht. 1634 fand in diesem Bergbau eine der ersten Sprengungen mit Schwarzpulver in den Alpenländern statt. Im 16. und 17. Jahrhundert war das Kupferbergwerk im Besitz der Äbte des Stiftes Seitenstetten in Niederösterreich. Im Betriebsgebäude des Schaubergwerkes befindet sich ein Schauraum, in dem Funde aus dem Bergwerk sowie Mineralien und andere Exponate ausgestellt sind.
Katholische Pfarrkirche Radmer hl. Antonius von Padua: Die Wallfahrtskirche zum heiligen Antonius von Padua, die am 10. August 1602 eingeweiht wurde, befindet sich im Ortsteil Radmer an der Stube. Entworfen wurde die Kirche vom Hofbaumeister Giovanni Pietro de Pomis, die Umsetzung der Pläne erfolgte durch den Baumeister Hans Reßl. Diese Kirche galt als Patronatskirche des Kaisers Franz Joseph. Der Hochaltar aus der Zeit um 1727 mit seiner Säulenarchitektur und Umgangsportalen nimmt den gesamten Chorschluss ein. Kernstück ist das Altarblatt aus dem Jahr 1602. Es zeigt den Heiligen Antonius von Padua mit dem Jesuskind am Arm. Zwei gleich große Seitenaltäre aus dem Jahr 1681 schmücken den Triumphbogen am Eingang zum Hochaltar. Ein Bild der Immakulata beherrscht den evangelienseitigen Marienaltar. Epistelseitig zeigt das große Altarblatt die „heiligen drei Madln“ (Die Heiligen Barbara, Katharina und Margaretha). Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1714 und wird Josef Claudius Zeller zugeschrieben. Auf der ursprünglich doppelten Empore wurde 1737 eine neue Orgel vom Grazer Orgelbauer Johann Georg Mitterreither aufgestellt. Im Hinblick auf die Dreihundertjahrfeier 1902[7][8] wurden die Fresken des Gotteshauses 1899/1900 neu ausgemalt. Hierzu waren die Wiener Maler Hermann Ulrich und Carl Otto Czeschka beauftragt. Nach einem Brand 1951 musste die Kirche erneut renoviert werden. Eine weitere Renovierung außen fand 1990 und für den Innenraum 1992–1993 statt. Außerdem erhielt die Gemeinde durch einen Münchner Stifter namens „Radmer“ zwei neue Kristallluster geschenkt.[9]
Schloss Greifenberg: Das einstige kaiserlich-österreichische Jagdschloss Greifenberg (ursprünglich Greifenstein genannt) im oberen Radmertal mit viergeschossigen runden Ecktürmen geht auf einen Schlossbau um das Jahr 1600 zurück. Es wurde seinerzeit unter dem geadelten Juristen Johann Baptist Linsmayr von Greiffenberg (1542–1608), Großvater der barocken Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg, der Sitz eines Gewerken und erhielt baulich die heutige Erscheinungsform. Es gehörte im 19. Jahrhundert dem Stift Seitenstetten in Niederösterreich, wurde Ende des Jahrhunderts ein Jagdschloss des österreichischen Kaisers Franz Joseph. Als Erbteil des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand von Habsburg-Este kam es nach dessen Ermordung im Jahr 1914 in Sarajewo an seine morganatischen Nachkommen, die Fürsten und Herzöge von Hohenberg. Schloss Greifenberg ging durch Besitzteilung des Hohenberg’schen Forstbetriebes auf Heide und Franz Hohenberg über. Das Schloss ist unbewohnt und befindet sich im Verfall.[10]
Herrschaftshaus in Radmer Nr. 19: Das Bauwerk war schon zu Zeiten des Kaiser Maximilian I. von Habsburg (1459–1519) ein Jagdhaus „in Redmeregg“, wurde im Jahr 1602 zu einem Schloss ausgebaut und war später ein Verwaltungsgebäude für den Bergbau. Heute zeugen das Portal, die vermauerten Doppelfenster, mächtige Gewölbe und Türleibungen von dem Alter und der Bedeutung des Gebäudes.
Jagdschloss Radmer: In den Jahren 1872/1873 wurde das einstöckige ehemalige kaiserlich-österreichische Jagdschloss östlich der Sankt Antoniuskirche im Ortsteil Radmer an der Stube im Aussehen eines Berghauses in der Schweiz nach den Plänen des Hofbaumeisters Anton Ölzelt erbaut. Hier logierte der Kaiser Franz Joseph I., wenn er zu den Hofjagden in die Radmer kam. Die 20.000 Hektar Waldbesitz wurden nach dem Tod des Kaisers auf Grund seiner testamentarischen Verfügungen an die Waisenkinder des 1914 in Sarajevo ermordeten Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand von Österreich-Este, Max, Sophie und Ernst von Hohenberg übertragen. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurden Maximilian und Ernst Hohenberg ins Konzentrationslager Dachau deportiert, weil sie sich für die Selbstständigkeit Österreichs und gegen den „Anschluss“ an das Deutsche Reich ausgesprochen hatten. Ihre Besitzungen, darunter auch der Forstbesitz in Radmer, wurden vom Deutschen Reich enteignet. Erst 1949 erfolgte die Rückgabe. Später wurde der Forstbesitz unter den Erben aufgeteilt. Das Jagdschloss dient heute der Familie Hohenberg als Wohnhaus und Forstverwaltung.[11]
Nach der Einstellung des Bergbaus und dem Rückgang der Land- und Forstwirtschaft gibt es nur noch wenige Arbeitgeber in der Gemeinde, sodass die Einwohnerzahl sinkt und die Anzahl der Auspendler hoch ist.[12]
Die Berge rund um die Radmer werden häufig für Wanderungen und Schitouren genutzt. Bekannt ist vor allem der steile Aufstieg auf den Lugauer. Radmer ist auch Etappenort entlang des Nordalpenwegs, einem österreichischen Weitwanderweg.
In der Umgebung befinden sich mehrere Almen wie z. B. die Seekaralm, die Kammerlalm, die Neuburgalm oder die Schafbödnalm, wobei auch die Brunnkaralm am Fuße des Zeiritzkampel sehenswert ist. Das Wandergebiet um Radmer zeichnet sich auch dadurch aus, dass es im Herbst meist nebelfrei ist.
Karl A. Redlich: Der Kupferbergbau Radmer an der Hasel, die Fortsetzung des steirischen Erzberges. In: Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch der K.K. Montanistischen Hochschulen zu Leoben und Přibram. Band 53, 1905, ZDB-ID 512297-1, S. 1–38.
Susanne Gröbl: Der Kupfererzbergbau in der Radmer von den Anfängen bis 1650 (= Dissertationen der Karl-Franzens-Universität Graz. 69). dbv-Verlag für die Technische Universität, Graz 1986, ISBN 3-7041-9029-2 (Zugleich: Graz, Universität, Dissertation, 1986).
Benedikt Wagner: Quellen zum steirischen Bergbau im Benediktinerstift Seitenstetten. In: 2. Erbe-Symposium: Das Kulturelle Erbe in den Montan- und Geowissenschaften, Bibliotheken – Archive – Museen. Leoben 1995. (= Berichte der Geologischen Bundesanstalt. Band 41, ISSN1017-8880). Geologische Bundesanstalt, Wien 1997, S. 257–260, (Digitalisat (PDF; 271,22 kB)).
↑Fritz Frhr. Lochner von Hüttenbach: Zum Namengut des Frühmittelalters in der Steiermark (= Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark. Band99). Böhlau Verlag, Wien 2008, S.48 (historischerverein-stmk.at [PDF; 16,9MB]).
↑siehe auch ausführlicher Artikel von Karl von Bentele: Die Kirche in der Radmer.: Allgemeine Bauzeitung, Jahrgang 1905, S. 35–39 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/abz, dazu Tafel 11–14.
Dorf:
Radmer an der Stube
Rotten:
Edelsstückl •
Krautgarten (Radmer) •
Radmer an der HaselSonstige Ortslagen:Schloss Greifenberg •
Ehem.-kaiserliches Jagdschloss