Ein Reflex ist eine unwillkürliche, rasche und stets gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz. Reflexe werden neuronal vermittelt.

Reflexe können vom einfachen Reflexbogen bis hin zu Reflexkreisen „höherer“ Art unterschiedlich komplex sowie angeboren oder erworben sein; im letzteren Fall wird auch von gelernten, erworbenen, bedingten oder konditionierten Reflexen geredet. Angeborene oder unbedingte Reflexe stellen biologisch vorgeformte Reaktionsweisen dar. Sie werden als evolutionäre Anpassung an Lebensbedingungen gedeutet.

Reflexe ermöglichen Lebewesen ein Leben in einer langfristig konstanten Umwelt: durch ein auf derartige Lebensbedingungen eingestelltes automatisches, schematisches oder stereotypes Reagieren, das unter gleich bleibenden Umständen dazu ausreicht, bis zur Geschlechtsreife zu leben und Nachkommen zu zeugen.

Eigenschaften von Reflexen

Voraussetzung für das Auftreten von Reflexen ist die Fähigkeit eines Organismus, Wahrnehmungen zu machen, diese automatisch zu verarbeiten und in einem eben solchen Zusammenspiel von Sinnesorganen, Nerven und Muskeln auf spezifische Reize reizadäquate Reaktionen zu entwickeln (Reizbarkeit), die ihm ein eigenständiges Leben ermöglichen oder sichern.

Genetisch verankerte und reflektorisch zustande kommende Reaktionsweisen sind dabei quasi evolutionär „erprobte“ Reaktionsweisen; sie bilden sich nur bei Lebewesen aus, bei denen sie sich im Hinblick auf langfristige konstante Lebensbedingungen als effektiv für das eigene Leben erwiesen haben. Mit angeborenen Reflexen stehen einem Lebewesen Anpassungsleistungen und Überlebensfähigkeiten zur Verfügung, die es nicht selbst erst erlernen muss. Einige Reflexe, die den Körper oder einzelne Organe vor Schädigungen schützen – wie zum Beispiel der Lidschlussreflex – werden daher auch als Schutzreflexe bezeichnet.

Um 1827 führte Marshall seine für die Physiologie bedeutenden Reflexstudien durch.[1]

Reflexformen

Verhaltensbiologen unterscheiden folgende Reflexarten:

Die Bezeichnung atavistischer Reflex stammt nicht aus der Verhaltensforschung, sondern wird eher synonym zu „primitiver Reflex“ und oft als jargonhafte Bezeichnung für situationsinadäquates Reagieren verwendet – etwa durch Regression auf kulturell für überwunden oder obsolet gehaltene, eventuell auch für Kinder typische Verhaltensweisen u. Ä.

Siehe auch

Literatur

Belege

  1. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 31.
  2. Magnus R. (1924) Stellreflexe. In: Körperstellung. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Physiologie der Pflanzen und der Tiere. Seite 195. Springer, Berlin, Heidelberg, 1924. doi:10.1007/978-3-662-25478-3_5; Print ISBN 978-3-662-23426-6, Online ISBN 978-3-662-25478-3
  3. A. Bethe, G.v. Bergmann, G. Embden, A. Ellinger: Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie: Fünfzehnter Band / Erste Hälfte Correlatonen I/1, Springer-Verlag, 1930, Seite 41
  4. Kompaktlexikon der Biologie: Stellreflexe. In: Kompaktlexikon der Biologie auf spektrum.de.