Vestas Wind Systems A/S
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DK0061539921 |
Gründung | 1945 (Rechtsform 1986) |
Sitz | Aarhus, Dänemark |
Leitung | Henrik Andersen (Group President und CEO) |
Mitarbeiterzahl | 28.779 (Dez 2022)[1] |
Umsatz | 14,5 Mrd. Euro (2022)[1] |
Branche | Windkraftanlagen (seit 1979) |
Website | www.vestas.com |
Stand: 31. Dezember 2022 |
Vestas Wind Systems A/S (kurz: Vestas) (Börse Kopenhagen: VWS.CO) ist ein Hersteller von Windkraftanlagen mit Sitz im dänischen Aarhus. Das Unternehmen hatte Ende 2020 knapp 30.000 Beschäftigte in 26 Ländern, darunter Dänemark, Deutschland, Schweden, Großbritannien, Italien, China, Japan, USA und Australien.
1945 gründete Peder Hansen VEstjysk STaalteknik A/S in der dänischen Kleinstadt Lem. Der Name wurde schon nach kurzer Zeit zu Vestas abgekürzt. Zunächst wurden Haushaltsgeräte hergestellt, 1950 dann hauptsächlich Landmaschinen. 1956 begann die Herstellung von Zwischenkühlern und ab 1968 wurden Hydraulikkräne für Kleinlaster produziert. Die Ölkrise 1970 brachte Peder Hansen auf eine neue Geschäftsidee: erneuerbare Energien. 1979 wurde die erste Windkraftanlage verkauft. Sie stand bis 2023 im dänischen Dejbjerg. Ein Jahr später begann Vestas mit der Serienproduktion von Windkraftanlagen und installierte die ersten 80 Anlagen mit einer Leistung von 55 kW. 1981 gingen die ersten Aufträge aus den USA ein. Vestas beschloss, die Glasfaserbauteile für die Windkraftanlagen selbst herzustellen. Am Ende des Jahres 1987 wurde das Unternehmen Vestas Wind Systems A/S gegründet, das sich ausschließlich auf Windenergie konzentriert. Im November 1991 wurde in Dänemark die 1000. Windkraftanlage des Unternehmens errichtet. Zwischen 1994 und 2001 war Vestas mit 40 % als technischer Partner am spanischen Windkraftanlagen-Hersteller Gamesa beteiligt.[2]
1995 begann der Bau des Offshore-Windparks Tunø Knob im Kattegat südöstlich des dänischen Aarhus. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit I/S Midtkraft durchgeführt, welche die Fundamente bauten. Nach der Fertigstellung der Fundamente übernahm Vestas das Projekt und installierte in fünf Tagen zehn V39-500-kW-Anlagen. 1998 ging Vestas an die Börse. Die Aktien des Unternehmens werden an der Kopenhagener Börse gehandelt. Im April 2002 wurde der damals größte Offshore-Windpark Horns Rev vor der Westküste Dänemarks mit 80 Anlagen des Typs V80-2MW errichtet. Im Juli 2002 wurden weitere 30 Anlagen des gleichen Typs für den ersten großen Offshore-Windpark Großbritanniens, North Hoyle beauftragt. Weitere Großaufträge folgten.
Vestas fusionierte 2004 mit NEG Micon A/S, einem weiteren Windkraftanlagen-Hersteller.[3] Der dänische Mitbewerber war wiederum aus der Fusion von Micon A/S und der Nordtank Energy Group A/S hervorgegangen. Als Firmenname wurde Vestas gewählt, die Firmenzentrale aber zunächst an den Micon-Standort nach Randers verlegt.[4]
Im August 2009 stellte Vestas über 5000 zusätzliche Arbeitskräfte für neue Fabriken in China, USA und Spanien ein. Das wurde damit begründet, dass diese Märkte schneller wüchsen, im Gegensatz zur schleppenden Entwicklung von Windparks in Großbritannien. Dafür sollten andere Werke, beispielsweise auf der Isle of Wight, geschlossen und rund 3000 Mitarbeiter in Europa entlassen werden, wogegen es Proteste gab.[5][6] 2012 musste Vestas aufgrund von Überkapazitäten in der Branche und des Preisverfalls bei Windkraftanlagen mehrere Restrukturierungsmaßnahmen durchführen und Personal entlassen. Zudem wurden mehrere Werke geschlossen. Anfang 2013 wurde der Hauptsitz vom dänischen Randers nach Aarhus verlegt.[7] Im Oktober 2013 verkaufte Vestas sechs seiner Produktionsstätten für einen Euro an die VTS Partners GmbH.[8] 2015 wurden Untreuevorwürfe gegen mehrere Vestas-Mitarbeiter bekannt. Demnach sollen mehrere ehemalige Angestellte dem Konzern sowie weiteren Unternehmen der Branche einen Schaden in Höhe von 18 Millionen Euro zugefügt haben.[9]
Die 55000. Windkraftanlage des Unternehmens, eine V112-3.0MW, wurde im Oktober 2015 im hessischen Windpark Schlüchtern-Wallroth errichtet.[10] Ende 2015 übernahm Vestas den amerikanischen Wartungs- und Serviceanbieter UpWind Solutions.[11] Anfang 2016 folgte die Übernahme von Availon aus Deutschland.[12] Später folgte eine Beteiligung an dem Unternehmen Modvion, das Windkrafttürme aus Holz herstellen will und nach der Errichtung eines ersten Prototyps im Jahr 2020 im Mai 2022 die Produktion für die Errichtung kommerzieller Türme ab dem Jahr 2023 aufnahm.[13]
Am 21. September 2021 wurde bekannt, dass Vestas drei der europäischen Werke schließen wird. Neben Werken in Viveiro und Esbjerg ist auch die Rotorblattfabrik in Lauchhammer von der Schließung betroffen.[14] Am 11. Dezember 2021 hat das letzte Rotorblatt die Produktionshalle verlassen. 450 Arbeitsplätze wurden dort abgebaut.[15]
Der Hauptsitz von Vestas ist in Aarhus. Wichtige Produktionsstätten sind unter anderem Lem, Nakskov, Isle of Wight, Taranto, Tianjin, Daimiel und Windsor.[16] Wartungsleistung wird über die Vestas Services GmbH in Husum angeboten. Die Vestas Nacelles Deutschland GmbH hat ihren Sitz in Lübeck.
Die Zentrale der Vestas Deutschland GmbH befindet sich seit 1986 in Hamburg und beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter.
Im Januar 2019 brachte Vestas eine Plattform mit dem Namen EnVentus mit neuen Anlagentypen auf den Markt. Die Nabenhöhen betragen bis zu 166 Meter. Der Prototyp der V150-5.6 MW wurde Mitte 2020 im Windkraftanlagentestfeld Østerild aufgestellt.[17] Die Serienproduktion startete zum Ende des Jahres. Im Jahr 2023 war die V150 der am häufigsten in Betrieb gegangene Anlagentyp in Deutschland, gleichauf mit der Nordex N149.[18] Die EnVentus-Plattform erfuhr Ende 2020 eine Leistungssteigerung auf zunächst 6 Megawatt und der Prototyp der V162-6.0 MW wurde im Windkraftanlagentestfeld Østerild aufgestellt. Mitte 2021 wurde die Nennleistung nochmals auf 6,2 MW gesteigert. Für die Märkte in Deutschland und Österreich fertigt Vestas die hohen Nabenhöhen mit Hybridtürmen, eine Kombination aus Beton- und Stahlsegmenten, von Max Bögl Wind an.[19] Die erste V162-6.0 MW in Deutschland ging im Mai 2022 bei Basedow (Prenzlau) in Betrieb und soll jährlich rund 30.000 Megawattstunden einspeisen.[20]
Im November 2021 wurde die V162-6.8 MW auf den Markt gebracht. Durch die Leistungssteigerung soll die mittlere Jahresproduktion gegenüber der V162-6.2 MW um bis zu 7 % gesteigert und durch ein modulares Maschinenhaus soll der Transport vereinfacht werden.[21] Ein Prototyp der V162 mit 7,2 Megawatt wird 2024 im norddeutschen Janneby aufgebaut. Im April 2022 wurde die V172-7.2 MW als neues Topmodell vorgestellt.[22]
Im Juni 2017 wurde von Vestas eine aus drei Anlagentypen bestehende 4-MW-Plattform auf den Markt gebracht, die auf der 2010 eingeführten 3-MW-Plattform aufbaut. Neben der Standardleistung von 4 Megawatt wird auch ein Power Optimized Mode mit 4,2 Megawatt angeboten. Die Nabenhöhe beträgt bis zu 166 Meter.[23][24] Der Prototyp der V150-4.2 MW wurde im Januar 2019 im Windkraftanlagentestfeld Østerild in Betrieb genommen.[25] Die Rotorblätter werden zum Teil von LM Wind Power geliefert.[26]
Anlagentyp | Nennleistung (kW) | Rotordurchmesser (m) | Bild |
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V116-2.1 MW | 2000-2100 | 116 | |
V90-3.0 MW | 3000 | 90 | |
V82-1.5 MW | 1500 | 82 | |
V80-2.0 MW | 2000 | 80 | |
V72-1.5 MW | 1500 | 72 | |
V66-1.65 MW | 1650 | 66 | |
V63-1.5 MW | 1500 | 63 | |
V52-850 kW | 850 | 52 | |
V47-660 kW | 660 | 47 | |
V44-600 kW | 600 | 44 | |
V42-600 kW | 600 | 42 | |
V39-500 kW | 500 | 39 | |
V34-400 kW | 400 | 34 | |
V29-225 kW | 225 | 29 | |
V27-225 kW | 225 | 27 | |
V25-200 kW | 200 | 25 | |
V20-100 kW | 100 | 20 | |
V17-75 kW | 75 | 17 | |
V16-65 kW | 65 | 16 | |
V15-55 kW | 55 | 15 | |
V12-22 kW | 22 | 12 | |
V10-30 kW | 30 | 10 |
Die Micon A/S ging 1983 durch Ausgliederung von Teilen des Windenergie-Geschäfts der Nordtank Energy Group A/S hervor und wurde bald zu einem der führenden Hersteller von Windkraftanlagen.[51] Besonders auf dem in den 1980er Jahren neu aufkommenden Markt der kalifornischen Energiewende war das Unternehmen erfolgreich.[52] 1997 wurden Micon und Nordtank wieder zu einer Firma, NEG Micon A/S, fusioniert.[51][53] 1998 übernahm Micon den Windkraftanlagen-Hersteller Wind World.[54]
NEG Micon wurde im Frühjahr 2004 von Vestas mehrheitlich übernommen und dann verschmolzen.[3][4] NEG Micon entwickelte und konstruierte Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 55 kW bis 2750 kW.[55]
Die Nordtank Energy Group A/S (kurz: NTK oder NEG) mit Sitz in Balle, Syddjurs war ursprünglich ein Kesselhersteller, der in die Energietechnik einstieg.[56] Das Unternehmen gehörte als erster dänischer Hersteller in den frühen 1980er-Jahren mit zu den Pionieren der Windenergie.[57] 1983 wurden Teile des Windenergie-Geschäfts in die eigenständige Firma Micon A/S ausgegliedert. 1997 erfolgte die Fusion von Nordtank und Micon zu NEG Micon A/S.[53] Nordtank entwickelte und konstruierte Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 10 kW bis 1500 kW.[58]
Die NedWind BV, 1990 in Rhenen gegründet,[59] war seinerzeit der drittgrößte niederländische Windkraftanlagenhersteller, und hatte Produktionsstandorte in Palm Springs und auf Curaçao, und war unter anderem in den USA und in Indien aktiv.[60] NedWind entstand aus dem früheren Niederländischen Windkraftanlagenhersteller Newinco, welcher seinen Sitz in Krimpen aan den IJssel hatte und Windkraftanlagen im Leistungsbereich zwischen 20 und 500 kW baute.[61] 1998 geriet die Firma in wirtschaftliche Probleme, und wurde von NEG Micon übernommen.[62][60] Die Firma blieb noch eine Zeitlang als niederländische Niederlassung aktiv und war beispielsweise auch noch in China eigenständig engagiert.[63]
17 NedWind-Anlagen vom Typ NW 55 standen von 1998 bis 2023 im Windpark Eemmeerdijk bei Zeewolde in den Niederlanden.
5 Anlagen des Typs NW 44 standen von 1996 bis 2013 im Windpark Kerpen in Nordrhein-Westfalen.
eine Anlage vom Typ NW40 stand von 1996 bis 2011 im Windpark Schmidt.
Eine weitere Anlage vom Typ NW 40 steht seit 1996 in Zobes. Diese ist die erste in Deutschland aufgestellte Anlage des Herstellers.
2 weitere Anlagen des Typs NW 44 stehen im Windpark Wormstedt. Eine Anlage wurde mittlerweile demontiert. Die 2 NW 44 stehen zusammen mit einer Wind World W-4100 auf einem ehemaligen Militärgelände.
Eine weitere Anlage des Typs NW 44 stand im Windpark Bredenborn-Holzhausen. Sie wurde zusammen mit einer Lagerwey LW 27/250 demontiert.
Vier Anlagen des Typs NW 40 standen von 1994 bis 2016 im Offshore-Windpark Lely im IJsselmeer. Die Anlagen wurden im Herbst 2016 nach über 22 Jahren Betriebszeit demontiert.[64]
NedWind entwickelte und konstruierte primär zweiflügelige Windkraftanlagen.[65] Folgende Typen stammten aus der Produktion von NedWind (Beispiele):[66]