Zond (russisch Зонд, Aussprache [ˈzɔnd], im Deutschen auch als Sond bezeichnet) ist der Name einer Serie von sowjetischen Raumsonden aus den Jahren 1964–1970. Die Flugkörper Zond 1 bis 3 hatten ihren Ursprung im Projekt eines gemeinsamen Raumsondentyps für Missionen zu Venus und Mars. Zond 4 bis 8 waren unbemannte Tests der Kommandokapsel des sowjetischen bemannten Mondprogramms.

Dieses heterogene Programm war eine Besonderheit der Zond-Flugkörper, die einen großteils identischen Aufbau hatten. Einerseits dienten sie für Versuchszwecke (zum Beispiel Bahnmanöver oder Tests für Landeanflug-Techniken), andererseits der Verschleierung der Vorbereitungen zur bemannten Mondlandung. Denn die Anfänge der Mondflüge (seit 1959) waren von vielen Fehlschlägen beider Supermächte begleitet, welche die Sowjetunion – im Gegensatz zu den USA – zu verheimlichen trachtete. Die „inoffiziellen“ Tests zur Vorbeugung weiterer Fehlstarts, verstummender Sonden oder missglückter Bahn- und Landemanöver wurden daher ab 1964 im Zond-Programm gebündelt.

Dieser Politik entsprechend, wurde beispielsweise von den Flügen zur Venus und zum Mars zunächst nur verlautbart, sie dienten der Erforschung des interplanetaren Raums. Nach dem Erfolg der Apollo-Missionen wurde das im Westen nur unvollständig bekannte Sondenprogramm 1969/70 eingestellt.

Die Planetensonden

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Zond 2

Die Mondsonden

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Illustration von Zond 4 bis 8

Zond 4 bis 8 waren weitgehend identische Sonden mit Startmassen von 5140 bis 5390 kg, die mit einer vierstufigen Version (UR-500K, GRAU-Index 8K82K) der Proton-Rakete mit dem Blok-D (GRAU-Index 11S824) als Oberstufe gestartet wurden. Mit Wirkung vom 25. Oktober 1965 wurde das ursprüngliche Umrundungsprojekt UR-500/LK-1 (OKB-52 von Tschelomej) in das Projekt UR-500/L1 überführt und ging damit in wesentlichen Teilen an die Forschungsgruppe OKB-1 des Raketenpioniers Sergei Koroljow über. Beim Raumschiff handelte es sich jetzt um eine spezielle Version (7K-L1; GRAU-Index 11F91) des Sojus-Raumschiffes, abgeleitet aus dem Sojus-A-Raumschiff des bemannten Mondprogramms, die zuerst unbemannt erprobt werden sollten.

Sie wurden dazu auf eine Bahn befördert, die um den Mond herum- und zur Erde zurückführte. Ein erster kurzer Eintritt in die Atmosphäre sollte über der südlichen Hemisphäre erfolgen und die Geschwindigkeit durch Aerobraking soweit abbremsen, dass ein kontrollierter und von der Besatzung erträglicher endgültiger Eintritt mit einer Landung im üblichen Gebiet in Kasachstan möglich wurde. Wegen der fehlenden exakten Bahndaten nach dem Südpol-Dip waren keine Präzisionslandungen möglich. Ein alternatives präziseres Rückkehrprofil mit Ersteintritt über dem Nordpol und Wasserung im Indischen Ozean wurde ebenfalls erprobt. Beide Profile setzten eine sehr genaue Rückführung vom Mond und sehr exakte Lageregelung des Rückkehrteils voraus. Diese Probleme konnten letztlich gelöst werden. Ursprünglich waren die bemannten Mondumfliegungen im Zeitraum August bis Oktober 1967, zu Ehren des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution, geplant. Letztlich wurde der unbemannte Teil dieses Programms mit drei Jahren Verzögerung und der Flugqualifizierung des Systems abgeschlossen.

Neben diesen offiziell benannten Zond-Sonden gab es auch fünf Fehlstarts im Zond-Programm. Der erste Start des Gesamtsystems erfolgte unter der Tarnbezeichnung Kosmos-146 am 10. März 1967.

Bei den Startvorbereitungen der Zond mit der Seriennummer 8L wurde am 14. Juli 1968 ein Tank der Proton-Rakete fälschlicherweise unter zu hohen Druck gesetzt. Der für 43 bar zugelassene Tank zerbarst bei einem Druck von 210 bar. Trümmer der teilweise betankten Rakete wurden mit großer Wucht im Startturm umher- und aus ihm herausgeschleudert. Ein Mitglied des Bodenpersonals wurde dabei am Kopf tödlich verletzt. Es nahm insgesamt fast vier Wochen in Anspruch, die Pyroladungen zu entschärfen, den teilweise toxischen Treibstoff zu enttanken, die Trümmer zu entfernen und die Rakete für den Abtransport zu demontieren. Das Raumschiff blieb weitgehend unbeschädigt.[8]

Zwei verbliebene Zond-Kapseln (s/n 10L und 15L) wurden konserviert, traten nie einen Flug an und sind heute als Museumsstücke die letzten noch verbliebene Relikte dieses Programms.

Siehe auch

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Commons: Zond program – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bart Hendrickx: Managing the News: Analyzing TASS Announcements on the Soviet Space Program (1957–1964). In: Quest, Vol. 19, Nr. 3, 2012.
  2. Asif Siddiqi: Deep Space Chronicle NASA SP-2002-4524. Washington, Juni 2002, S. 42.
  3. Alain Chabot: Zond-4 mission: closing the loop! In: russianspaceweb.com. Anatoly Zak, 24. Oktober 2020, abgerufen am 26. November 2020 (englisch).
  4. Alain Chabot: Zond-5: A prototype of the Soviet crew capsule loops behind the Moon! In: russianspaceweb.com. Anatoly Zak, 24. Oktober 2020, abgerufen am 26. November 2020 (englisch).
  5. Alain Chabot: Zond-6: Racing Apollo-8. In: russianspaceweb.com. Anatoly Zak, 24. Oktober 2020, abgerufen am 26. November 2020 (englisch).
  6. Alain Chabot: Zond-7: After the race. In: russianspaceweb.com. Anatoly Zak, 26. Oktober 2020, abgerufen am 26. November 2020 (englisch).
  7. Alain Chabot: Zond-8 flies last mission of the L1 project. In: russianspaceweb.com. Anatoly Zak, 24. Oktober 2020, abgerufen am 24. November 2020 (englisch).
  8. Alain Chabot: Mission L1 No. 8L: A deadly accident. In: russianspaceweb.com. Anatoly Zak, 14. Juli 2018, abgerufen am 20. Juli 2020 (englisch).