Bell UH-1 Iroquois | |
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UH-1D der deutschen Luftwaffe | |
Typ | Leichter Mehrzweckhubschrauber |
Entwurfsland | |
Hersteller | Bell Helicopter |
Erstflug | 22. Oktober 1956 |
Indienststellung | 1959 |
Produktionszeit | seit 1958 in Serienproduktion |
Stückzahl | ca. 16.000 |
Die Bell UH-1 Iroquois (oft einfach Huey genannt) ist ein leichter Mehrzweckhubschrauber, der von Bell Helicopter für die US-Armee entwickelt wurde. Der Helikopter war der erste turbinengetriebene Helikopter der US-Streitkräfte. Eigentlich als Hubschrauber zur Evakuierung Verwundeter konzipiert, wurde er in seiner langen Dienstzeit auch für andere Aufgaben modifiziert. Den ersten Einsatz flog der Hubschrauber im Vietnamkrieg. Es wurden über 16.000 Stück der UH-1-Familie gebaut. Der Hubschrauber war weltweit verbreitet und kam bei vielen Streitkräften zum Einsatz.
Der Name Huey stammt von seiner ursprünglichen Bezeichnung HU-1, die jedoch 1962 geändert wurde in UH-1.
Im Februar 1954 schrieb die Army einen Konstruktionswettbewerb für einen turbinenangetriebenen Mehrzweckhubschrauber aus, der im Medical Corps eingesetzt werden sollte. Verlangt wurde ein Hubschrauber, der eine Nutzlast von 363 kg (800 lb) über eine Distanz von 185 km (100 n.m.) transportieren kann. Er sollte weiterhin leicht zu warten und mit den damaligen Frachtflugzeugen (z. B. der C-124 Globemaster II) verlastbar sein. Als Antrieb sollte die Lycoming-T53-Freilaufturbine Verwendung finden.
Aufbauend auf den Erfahrungen mit der Entwicklung der H12-Zelle, konstruierte Bell das Modell 204, das den Wettbewerb gewinnen konnte und von der US Army die Bezeichnung XH-40 erhielt. Im Mai 1955 erhielt Bell den Auftrag zum Bau von drei Prototypen (Seriennummern 55-4459 bis 4461). Die entsprechenden Ingenieurarbeiten begannen im Juni 1955, am 28. Oktober konnte die Attrappe besichtigt werden und kurze Zeit später begann der Bau der Prototypen. Weniger als ein Jahr nach dem Baubeginn fand am 22. Oktober 1956 der Erstflug des ersten XH-40-Exemplars statt, dem die beiden anderen Prototypen im Februar und Juni 1957 folgten.
Mit einem Vertrag vom 19. Oktober 1956 wurde Bell mit der Produktion von sechs Prototypen YH-40 beauftragt, die der Einsatzerprobung dienen sollten. Darauf folgten neun Vorserienmaschinen, welche die Bezeichnung HU-1 (H für helicopter, U für utility, dt. Mehrzweckhubschrauber) in dem von 1956 bis 1962 gültigen Army-System erhielten. Die Zeichenfolge HU-1 führte zu dem Spitznamen „Huey“, den GIs verwendeten. Offiziell wurde der Hubschrauber entsprechend der Praxis, Army-Luftfahrzeuge nach Indianerstämmen zu benennen, „Iroquois“ genannt.
Am 30. Juni 1959 wurde die erste Serienmaschine HU-1A an das 101st Aviation Battalion ausgeliefert. Zur Erprobung des ursprünglich vorgesehenen Einsatzzwecks, der medizinischen Evakuierung (Medical Evacuation), erhielten das 56th und 57th Medical Detachment (Helicopter Ambulance) ebenfalls zu dieser Zeit ihre Maschinen. 1962 wurde die Bezeichnung im Zuge der Vereinheitlichung der einzelnen Systeme von Air Force, Navy und Army dann in UH-1 geändert.
Bekannt wurde der Huey durch seine Einsätze im Vietnamkrieg, wo er für so gut wie jeden Zweck benutzt wurde, inklusive Luftnahunterstützung, obwohl er dafür eigentlich nicht konstruiert war. Entsprechend hoch war die Verlustquote: Von den über 7.000 in Vietnam eingesetzten Hueys kehrten nach dem Ende des Krieges nur 2.000 Stück zurück – allerdings wurden mehrere hundert beim Abzug der US-Truppen aufgegeben, zerstört oder der südvietnamesischen Armee übergeben.[1]
Bei der US Army wurde der UH-1 inzwischen fast vollständig durch den UH-60 Black Hawk ersetzt. Die meisten der verbliebenen UH-1 der Army wurden bis September 2004 eingemottet, als die technische Unterstützung bei der Army endete. Im April 2008 waren noch etwa 60 Hueys bei der Army und 70 bei der US-Nationalgarde vorhanden, die nur noch für Sonderaufgaben vorgehalten wurden.[2] Das United States Marine Corps (USMC) verwendet die UH-1Y weiterhin und hat im Juni 2010 18 Einheiten bestellt, darunter auch einige AH-1Z. Die Air Force plante die letzten UH-1 im Objektschutz der LGM-30 Minuteman-Stützpunkten bis 2029 durch MH-139 zu ersetzen, die Bestellung des Ersatzes wurde jedoch 2024 gekürzt, so dass die Außerdienststellung sich aufschiebt.[3]
Die US-Nationalgarde hat den Bell-UH-1-Helikopter nach 50 Dienstjahren endgültig am 2. Oktober 2009 feierlich außer Dienst gestellt.[4] Auch bei der US Army werden die verbliebenen Maschinen, ebenso wie in der Nationalgarde, durch die UH-72A Lakota ersetzt.[5] Die letzten vier in Europa stationierten UH-1 der US Army wurden Ende April 2011 beim Joint Multinational Readiness Center (JMRC) in Hohenfels nach fast 40 Dienstjahren in Europa außer Dienst gestellt. Als letzte Hauptteilstreitkraft wird die US Air Force ihre noch in Betrieb befindlichen UH-1 durch eine weiterentwickelte militärische Version der AgustaWestland AW139, den MH-139, ersetzen.[6]
Die deutsche Bundeswehr hat die Bell UH-1 ab 1968 beschafft. Der überwiegende Einsatzzweck war unter anderem der Personentransport, die Waldbrandbekämpfung, die Hochwasserhilfe und der SAR-Dienst. 2021 fand der letzte Flug statt. Nachfolger in der Bundeswehr ist der H145.[7]
Die UH-1N Twin Huey basiert auf dem zweimotorigen Typ Bell 212. Sie besitzt zwei Turbo-Twin-Pac-Turbinen Pratt & Whitney Canada PT6T-3/T400 mit 1342 kW (1800 WPS) für die U.S. Navy, das U.S. Marine Corps und die US-Luftwaffe (USAF). Im April 2012 stellte die USAF eine Leistungsanfrage, um die alternden UH-1N zu modernisieren. Ziel ist, das Hubschraubermuster weitere 30 Jahre nutzen zu können. Am 1. Oktober 2013 hat die USAF bekanntgegeben, die vorhandenen UH-1N zu modernisieren und für mindestens zehn Jahre weiterzunutzen.
Wird auch Super Huey genannt. Eine verbesserte Version der UH-1N auf Basis der Bell 412 mit moderner Avionik, Glascockpit, zwei General-Electric-T700-GE-401C-Turbinen mit je 1150 kW (1546 WPS) und einem Vier-Blatt-Rotor. Geplant sind 113 Neubauten und der Umbau 18 älterer Maschinen.
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Neben der folgenden Übersicht waren UH-1D der Bundeswehr im Rahmen des SAR-Dienstes für Luftfahrzeuge in Deutschland an verschiedenen Orten stationiert[26].
Weitere Standorte gab es von Bundesgrenzschutz und US Army.[27]
Neben „Huey“ ist auch „Teppichklopfer“ als Spitzname bekannt, bedingt durch den Effekt des induzierten Luftwiderstandes. An den Rotorblättern treten an den Blattspitzen Luftwirbel auf, was beim Durchlauf des folgenden Blattes zu Knallgeräuschen führt. Der Hubschrauber ist so schon aus etwa 10 km Entfernung zu hören – erst als leises Grummeln, das immer lauter wird, und dann immer stärker werdende Knallgeräusche, wenn der Hubschrauber nur noch etwa 1,5 km entfernt ist. Seit der Einführung von Blättern neuer Geometrie in den 1990er-Jahren ist dieser Effekt wegen der Verschlankung der Blätter schon deutlich vermindert. Bedingt durch den Anstellwinkel und den Vortrieb führen die Rotorblätter eines jeden Hubschraubers so genannte Schlagbewegungen aus; das sich in Flugrichtung vorwärts bewegende Rotorblatt hat dabei die Tendenz hochzuschlagen, was zur Auftriebsverminderung führt. Das sich in Flugrichtung rückwärts bewegende Rotorblatt verliert, bedingt durch die Rückanströmung, an Auftrieb und schlägt nach unten. Die halbkardanische Rotorblattaufhängung der UH-1 (typisch für Zweiblattrotoren) verhindert dabei ein Rollen um die Längsachse. Der Bell-typische Stabilisator dämpft entsprechend dem Kreiselprinzip allzu heftige Schlagbewegungen der starr miteinander verbundenen Hauptrotorblätter und vom Piloten kommende Steuereingaben.
Kenngröße | HU-1A Iroquois (Modell 204) | UH-1H (205A-1) |
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Besatzung | 1–2 Piloten | 1–2 Piloten |
Passagiere | 6 | max. 12 |
Rumpflänge | 12,07 m | 12,77 m |
Gesamtlänge | k. A. | 17,41 m |
Rotordurchmesser | 13,41 m | 14,63 m |
Leermasse | k. A. | 2140 kg |
Startmasse | 2631 kg | 4310 kg |
Triebwerk | ein Lycoming T53-L1 (522 kW/700 WPS) | ein Avco Lycoming T53-L-13 (1044 kW/1420 WPS) |
Höchstgeschwindigkeit | k. A. | 220 km/h (119 kn) |
Reisegeschwindigkeit | 177 km/h (96 kn) | 165 km/h (89 Kn) |
Reichweite | etwa 338 km | etwa 507 km |
Tankkapazität | k. A. | 833 l (666 kg) |
Flughöhe | k. A. | 4145 m |
Schwebeflughöhe | mehr als 4267 m (mit Bodenauftriebseffekt) | k. A. |
Technische Daten des HU-1A Iroquois (Model 204) basieren auf Flight Magazin, 1960.[28]
Die UH-1 kann mit zwei Außenlastträgern (external stores support assembly, kurz ESSA) für extern angebrachte Waffen ausgerüstet werden. Schwenkbare Maschinengewehre werden meistens am ESSA montiert. Die ersten UH-1A hatten noch behelfsmäßig an den Kufen montierte .30-MGs, ebenso wurden in Vietnam MGs auf Höhe der Außenlastenträger oder am Kabinenboden behelfsmäßig nachgerüstet. Bei der UH-1N/Y werden an den Außenlastträgern (improved defensive armament system, kurz IDAS) MGs und an den BRU-20/A- oder BRU-21/A-Aufhängungen auch Raketenwerfer oder Zusatztanks montiert.
Aus vielen Filmen mit Bezug zum Vietnamkrieg ist die Huey mit ihrem typischen klopfenden Geräusch bekannt. Eine prominente Rolle spielt sie in dem Film Apocalypse Now von Francis Ford Coppola, wo sie in Massenauftritten mit dem Walkürenritt unterlegt als allgegenwärtige Bedrohung dargestellt wird. Im deutschsprachigen Fernsehen war sie in der ZDF-Serie Die Rettungsflieger zu sehen. In dieser Serie dreht es sich um den bis 2006 am BWK in Hamburg-Wandsbek stationierten SAR Hamburg 71.
Eine Agusta-Bell AB 204B des österreichischen Bundesheeres ist in der Militärluftfahrtausstellung Zeltweg im Hangar 8 des Fliegerhorst Hinterstoisser ausgestellt, einer Außenstelle des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums.[29]
Je eine Bell UH-1D des Heeres der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes sind im Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow ausgestellt.
Eine SAR Bell UH-1D mit dem taktischen Zeichen 70+96 ist im „Museum Fliegerhorst Ahlhorn“ ausgestellt.[30]
Eine Bell UH-1D mit der Werknummer 8388 und dem taktischen Zeichen 72+68 ist im „Werksmuseum Motorenfabrik Oberursel“ ausgestellt.[31]
Eine weitere Bell UH-1D mit der Werknummer 8428 und dem taktischen Zeichen 73+08 ist seit dem 20. Juli 2021 im Hubschraubermuseum Bückeburg zu besichtigen.[32]
Das Iroquois-Plateau im westantarktischen Queen Elizabeth Land ist nach dem Hubschrauber benannt.
Eine weitere Maschine der Bell-UH1D 7045, Werknummer 8105, befindet sich als begehbares Museumsstück im Dornier Museum in Friedrichshafen am Bodensee.