Cesar Bresgen (* 16. Oktober 1913 in Florenz; † 7. April 1988 in Salzburg) war ein österreichischer Komponist, Hochschullehrer und Buchautor. Er schuf Orchester-, Orgel- und Chorwerke sowie Bühnenwerke wie Opern und Ballette und gab Folklorewerke heraus.

Leben und Wirken

Cesar Bresgen wurde als Sohn des Künstlerehepaares Maria Bresgen, geborene Podhorsky (Pianistin), und August Bresgen (Bildhauer, Maler und Professor) in Florenz geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Zell am See, München, Prag und Salzburg. Er erlernte schon früh bei Heinrich Kaspar Schmid das Orgelspiel.[1] Von 1930 bis 1936 studierte er an der Akademie der Tonkunst München Klavier, Orgel, Dirigieren und Komposition bei Joseph Haas. Er war katholisch. Neben seinem Studium war er zwischen 1931 und 1935 als Organist von St. Rupert in München tätig.[1] Von 1933 bis 1934 arbeitete er als Klavierimprovisator und Komponist in London mit der Tänzerin Leslie Barrows an der Mary-Wigman-Schule zusammen.[1]

Im Jahr 1936 heiratete Bresgen die Münchnerin Hilde Helmberger.[2] Von 1936 bis 1938 war er beim Reichssender München beschäftigt. 1939 wurde er Professor für Komposition an der Salzburger Hochschule für Musik Mozarteum. Er leistete Pionierarbeit beim Aufbau des Jugendmusikschulwerkes und schuf zahlreiche Vokalwerke für die Hitlerjugend. Im Zweiten Weltkrieg war Bresgen bis 1944 UK-gestellt, musste aber in der Endphase des Krieges nach der Schließung des Mozarteums 1944/45 Kriegsdienst leisten, wobei er als Funker eingesetzt wurde.[1]

Die Zeit nach dem Krieg verbrachte er als Organist und Chorleiter in Mittersill. Dort begegnete er 1945 Anton Webern, was einen tiefen Eindruck bei ihm hinterließ.[3] 1947 erhielt er auf Fürsprache von Carl Orff und Eberhard Preußner bei der US-amerikanischen Militärregierung neuerlich eine Lehrstelle am Mozarteum, schließlich ab 1950 eine ordentliche Professur für Komposition.[1] 1956 heiratete Bresgen in zweiter Ehe die Pianistin Eleonore Jorhan, mit der er sich in Großgmain bei Salzburg niederließ. Im Jahr 1976 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis. Bresgen war unter anderem Mitglied des Österreichischen Kunstsenats. Er unternahm Vortrags- und Konzertreisen, auch nach Übersee und nach Asien.[4]

Ähnlich wie der mit ihm befreundete Carl Orff arbeitete Bresgen mit starkem pädagogischem Engagement. Als Herausgeber machte er sich um die Lieder des Mönchs von Salzburg verdient und legte Sammlungen von Volksliedern vor. Als Buchautor schrieb er zu Themen wie Improvisation und Rhythmus, veröffentlichte aber auch Gedichte und Erinnerungen.[5]

Engagement im Nationalsozialismus

Seit 1934 war Bresgen Mitglied der Hitlerjugend (HJ), in der er bis zum Obergefolgschaftsführer (1943) aufstieg. Er wirkte zunächst in der HJ-Rundfunkspielschar München mit. 1935 wurde er Mitglied des NS-Lehrerbundes und gründete darin ein Kammerorchester. 1937 wurde er zusätzlich Mitglied der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde München und arbeitete im Kulturamt der Reichsjugendführung mit. 1939 wurde er in Salzburg Leiter der Mozartspielschar der Hitlerjugend. Bresgen war kein NSDAP-Mitglied, da er nicht den geforderten Ariernachweis erbrachte.[1] Nach einem Selbstzeugnis war er aber eifriger Nationalsozialist.[6]

Neben Volksliedbearbeitungen und Liedern für die HJ, zu denen auch „neuheidnische“ Weihnachtslieder gehörten,[7] schrieb er NS-Feiermusiken wie Jahreslaufkantaten,[8] die Kantate Kindelfest (die die Geburt eines Kindes auf einem Bauernhof feierte) sowie erste Opern.[9] 1942 komponierte er das Oratorium Der Strom auf einen Text von Hans Baumann. Am 10. Juni 1944 wurde seine vom SS-Hauptamt in Auftrag gegebene Bläserfanfare anlässlich der Ausstellung Deutsche Künstler und die SS in Salzburg uraufgeführt,[10] die seine Bläsermusik von 1938 wieder aufnahm.[9] Während seines Kriegsdienstes 1944 komponierte er eine Soldaten-Weihnacht für Chor und Instrumente.[10] Der Historiker Michael H. Kater bewertete Bresgen aufgrund seiner Produktivität und seiner Resonanz als fleißigsten und populärsten Komponisten der HJ. Mehrere Preise und Auszeichnungen, die Bresgen ab 1936 erhielt, werden als Beleg angeführt.[11]

Im Februar 1939 wurde Bresgen zum Leiter der Musikschule für Jugend und Volk am Mozarteum ernannt; 1944 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Von dort aus unternahm er seit 1939[12] den Versuch, im Salzburger Raum sogenannte Spielscharen zu etablieren, die von Fritz Jöde geleitet wurden und für Auftritte bei den HJ-Kulturtagen zur Verfügung standen. 1943 übernahm Bresgen die Leitung der Mozart Spielschar. Die Arbeit mit den Spielscharen wurde bis zum Jahre 1944 fortgesetzt, als Bresgen alle Kompetenzen für die nationalsozialistische Jugendarbeit entzogen wurden.[13]

Ehrungen und Auszeichnungen

Werke

Bühnenwerke

Orchesterwerke

Vokalwerke

Instrumentalwerke

Schriften

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 757.
  2. Bresgen-Prospekt (Memento des Originals vom 18. Januar 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.doblinger-musikverlag.at (PDF; 2,1 MB) auf doblinger-musikverlag.at, aufgerufen am 18. Januar 2022, S. 3.
  3. Die Beschäftigung mit Webern führte im Spätwerk zu einer stilistischen Neuorientierung (etwa im Oratorium De tempore 1974 und in der Oper Der Engel von Prag 1977).
  4. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 149.
  5. Siehe „Schriften“.
  6. Michael H. Kater: Die mißbrauchte Muse. Musiker im Dritten Reich. Europa-Verlag, München und Wien 1998. Zitiert nach der englischen Ausgabe The Twisted Muse. Musicians and Their Music in the Third Reich. Oxford University Press, New York und Oxford 1997, S. 143.
  7. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 772.
  8. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 770.
  9. a b Michael H. Kater: The Twisted Muse, S. 143–145.
  10. a b Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 782.
  11. Michael H. Kater: Die mißbrauchte Muse, S. 280; The Twisted Muse, S. 146.
  12. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 758, 773.
  13. Ernst Hanisch: Gau der Guten Nerven. S. 164–171.
  14. a b Bisherige PreisträgerInnen (Memento vom 8. Januar 2014 im Internet Archive) des Outstanding Artist Award für Musik auf bmukk.gv.at, aufgerufen am 28. Oktober 2012.
  15. a b Flotzinger, Gruber (Hrsg.): Musikgeschichte Österreichs. Band 2. Verlag Styria, 1979. S. 498.
  16. OCLC 8498046
  17. Mich brennt’s in meinen Reiseschuh’n auf volksliederarchiv.de, aufgerufen am 19. Februar 2016.
  18. O du stille Zeit auf volksliederarchiv.de, aufgerufen am 19. Februar 2016.
  19. Vgl. etwa Cesar Bresgen und Hubert Zanoskar: Lied- und Gitarrenspiel. Volks- und Tanzlieder für Gesang und Gitarre. 2 Hefte. Schott, Mainz 1966 (= Edition Schott Band 5414/5415) sowie Cesar Bresgen: Es ist ein Ros entsprungen. Eine Weihnachtskantate für gemischte Stimmen und Instrumente. Schott, Mainz 1938 (= Edition Schott, Band 2920).