Unter Lokaltherapie oder topischer Therapie versteht man die Anwendung von medizinischen Wirkstoffen dort, wo sie therapeutisch wirken sollen, im Unterschied zur sogenannten systemischen Gabe von Arzneimitteln zum Beispiel als Infusion oder Tablette.

Während in einigen Fachgebieten der Medizin die Lokaltherapie keine Rolle spielt, weil die zu behandelnden Organe nicht direkt zugänglich sind, ist sie in anderen Fachgebieten die hauptsächliche Therapieform. Wesentlich sind hier die Dermatologie, die Augenheilkunde und die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, auch in der Frauenheilkunde wird sie angewendet.

Lokaltherapie in der Dermatologie

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Die größte Bedeutung hat die Lokaltherapie in der Dermatologie. Medikamente zur äußerlichen Anwendung werden in der Pharmazie mit pro uso externo (abgekürzt pro us. ext.) gekennzeichnet. Ein Großteil der dermatologisch bedeutsamen Medikamente kann direkt auf die befallenen Hautpartien aufgetragen werden. Dies hat mehrere Vorteile:

Die in der Dermatologie wesentlichen Grundlagen werden im Phasendreieck der Lokaltherapie angeordnet.

Das Phasendreieck der dermatologischen Lokaltherapie

Neben der Auswahl der richtigen Grundlage kann man durch Verbände etc. noch weitere Effekte erreichen.

Okklusion (luftdichter Verschluss): Will man die Effekte eines Wirkstoffes verstärken, kann man durch Okklusion des behandelten Gebietes eine zusätzliche Wirkung herbeiführen. Besonders gut zur Okklusion eignen sich die Hände, Füße und die Kopfhaut („Kopfkappe“). Hauptanwendungsgebiet für Okklusionsverbände sind eher trockene, schuppende oder mit starker Hornschicht versehene Dermatosen. Okklusive Anwendung von harnstoff- oder salicylsäurehaltigen Salben an den Händen oder Füßen kann verdickte Hornschichten bei Hand- und Fußekzemen lösen. Oft kann man erst so erreichen, dass ein Wirkstoff die sonst eher abweisende Hornschicht durchdringen kann und seine Wirkung ausüben kann.

Fett-feuchtes Wirkprinzip: Wie bereits oben erwähnt versteht man hierunter die gleichzeitige Anwendung von Salben und wässrigen Lösungen. Diese Form der Lokaltherapie eignet sich sehr gut beispielsweise bei atopischer Dermatitis. Durch die Anwendung von Salbe erreicht man die notwendige Rückfettung der Haut. Gleichzeitig angelegte Feuchtverbände (z. B. Schlauchverbände an den Extremitäten) kühlen dabei die Haut und wirken juckreizstillend.

Außer der Grundlage und dem Wirkstoff befinden sich in vielen Medikamenten der Lokaltherapie noch Zusatzstoffe, wie Konservierungsmittel und Geruchs- sowie Farbstoffe. Allerdings sind es oftmals diese Zusatzstoffe, die bei Patienten Allergien auslösen. Aus diesem Grund werden Salben, Cremes etc. in Krankenhausapotheken auch oft direkt – ohne Zusatzstoffe, dafür dann weniger lang haltbar – hergestellt.

Lokaltherapie in anderen medizinischen Fachgebieten

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In der Augenheilkunde greift man auf Augentropfen oder Augensalben zurück. Dies ist eine Möglichkeit, hohe Wirkstoffkonzentrationen gezielt im vorderen Augenabschnitt zu erreichen. Die Wahl der Grundlage (Salbe oder Tropfen) ist hier bei weitem nicht so wesentlich wie in der Dermatologie. Auch in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sind Mittel zur Lokaltherapie an Ohren, Nase sowie für die Mundhöhle in Tropfen- oder Sprayform verfügbar. Erkrankungen der äußeren Geschlechtsorgane werden auch von Urologen und Gynäkologen teilweise mit Lokaltherapeutika behandelt (z. B. Vaginalzäpfchen). Aber auch hier, wie auch in der Mundhöhle, werden viele Krankheiten ebenfalls von Dermatologen behandelt.