Das Jahr 1989 stand maßgeblich unter dem Einfluss der politischen Umwälzungen in den europäischen Ostblockstaaten, welche durch wachsenden Protest der Bevölkerung hervorgerufen wurden. Mit den ersten demokratischen Parlamentswahlen in Polen, dem Abbau der Grenzanlagen Ungarns zu Österreich ab Mai, der Grenzbefestigungen der Tschechoslowakei im Dezember und dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 kam es zur Öffnung des Eisernen Vorhangs. Dies leitete das Ende des Kalten Krieges ein und markierte das Ende des „kurzen 20. Jahrhunderts“. In China löste dagegen das Militär am 3. und 4. Juni 1989 die monatelange Besetzung des Platzes des himmlischen Friedens mit dem Tian’anmen-Massaker gewaltsam auf und unterband die Bestrebungen von Studenten nach weitergehender Öffnung der Gesellschaft und Demokratie.
06. Februar: Erstes Treffen am Runden Tisch in Warschau. Die Kommunisten geben Macht ab.
14. Februar: Durch eine Fatwa abgesichert ruft der iranische Revolutionsführer Ruhollah Chomeini zur Tötung des Schriftstellers Salman Rushdie auf. Sein Buch Die satanischen Verse richte sich gegen den Islam, den Propheten und den Koran.
16. Februar: In Bagdad gründen Irak, Jordanien, Ägypten und die Jemenitische Arabische Republik (Nordjemen) den Arabischen Kooperationsrat. Ziel des vor allem auf irakisches Betreiben gegründeten Bündnisses soll die Einheit, Solidarität und Stärkung der arabischen Nation sein. Trotz einiger Kooperationsabkommen und weiterer Abkommenentwürfe entsteht nur eine Art Freihandelszone.
24. Februar: Staatsgäste aus 163 Ländern nehmen an der Bestattung des japanischen Kaisers Hirohito teil. Dieser hatte von 1926 bis zu seinem Tod regiert.
12. März: Landtagswahlen in den österreichischen Bundesländern Kärnten, Tirol und Salzburg bringen für die regierenden Parteien SPÖ und ÖVP deutliche Verluste; die rechtsgerichtete FPÖ unter ihrem Parteiobmann Jörg Haider erhält deutlich mehr Stimmen als bei der jeweiligen Wahl zuvor.
12. März: Kommunalwahl in Hessen bestätigen den Trend: herbe Verluste für CDU und FDP, Stagnation bei SPD und Grünen, deutliche Hinzugewinne für die rechtsradikalen Parteien NPD und Republikaner
13. März: Eine unterirdische Sprengung im DDR-Kalirevier Merkers verursacht einen Gebirgsschlag. In der Gemeinde Völkershausen werden fast 80 % der 360 Wohnhäuser im Ort und fast alle historischen Gebäude beschädigt (Gebirgsschlag Völkershausen)
02. Mai: Ungarn dokumentiert den Abbau seiner Grenzsperren nach Österreich durch einen Auftritt des ungarischen Außenministers Gyula Horn mit seinem österreichischen Amtskollegen Alois Mock, die per Bolzenschneider einen Signalzaun kappen. Die Erlaubnis zur Demontage erteilte die Sowjetunion im März, doch ein breites Medieninteresse stellte sich daraufhin nicht ein.
03. Juni: Mit zirka 18.000 Fahrzeugen demonstrieren Berliner gegen das vom rot-grünen Senat unter Walter Momper (SPD) verordnete Tempolimit 100 auf der AVUS und sammeln über 100.000 Unterschriften. Die AVUS war die einzige limitfreie Autobahn innerhalb West-Berlins.
06. Juni: Ajatollah Ali Chamenei wird Staatsoberhaupt im Iran auf unbestimmte Zeit.
06. Juni: Zu chaotischen Zuständen kommt es in Teheran bei den Trauerfeierlichkeiten für Ajatollah Ruhollah Chomeini. Fünf Millionen Menschen sind auf den Straßen der iranischen Hauptstadt.
18. Juni: zweite Runde der teilweise freien Parlamentswahlen in Polen. Das „Bürgerkomitee Solidarność“ gewinnt alle 161 der in freier Wahl vergebenen Sitze im Sejm und 99 von 100 Sitzen im neuerrichteten Senat.
18. Juni: Bei der Europawahl in Deutschland ziehen die rechtsradikalen Republikaner auf Anhieb mit 7,1 Prozent der Stimmen und sechs Abgeordneten in das Europaparlament ein.
19. August: „Paneuropäisches Picknick“ an der ungarischen Grenze zu Österreich bei Sopron, kurzzeitig wird ein Grenztor geöffnet, dabei können zirka 700 DDR-Bürger fliehen.
30. September: Hans-Dietrich Genscher verkündet vom Balkon der Prager Botschaft die Ausreisegenehmigung für alle DDR-Flüchtlinge, die in die Botschaft geflüchtet sind.
04. Oktober: Vereinzelte Straßenkämpfe am Dresdner Hauptbahnhof wegen der Durchfahrt der Züge mit DDR-Flüchtlingen aus Prag zwischen ca. 5.000 Demonstranten und der Volkspolizei in der sonst zumeist friedlichen Revolution.
07. Oktober: Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR; am Rande Ausschreitungen und Zuführungen in Berlin, Demonstrationen gegen das SED-Regime in Leipzig, Plauen u. a.; Gründung der Sozialdemokratischen Partei SDP in der DDR in Schwante bei Berlin.
09. Oktober: Legendäre Montagsdemonstration in Leipzig mit 70.000 Teilnehmern, Durchbruch der Wende in der DDR.
09. Oktober: König Olav V. eröffnet in Karasjok die erste Sitzung des norwegischen Sameting, einer parlamentarischen Vertretung der Samen.
16. Oktober: Leipziger Montagsdemonstration mit 120.000 Teilnehmern.
25. Oktober: Die Cookinseln werden Mitglied in der UNESCO.
25. Oktober: Der Sprecher des sowjetischen Außenministeriums, Gennadi Gerassimow, teilt die 'Sinatra-Doktrin' ('I did it my way') mit: Die kommunistischen Bruderstaaten dürfen über ihren politischen Weg selbst und unabhängig von Moskau entscheiden.
26. Oktober: Sozialabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Schweden
26. Oktober: Demonstration in Dresden mit 100.000 Teilnehmern (Cockerwiese)
06. November: Demonstration in Dresden mit 70.000 Teilnehmern
07. November: Beginn der Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung in Namibia
07. November: MTV Europe strahlt das erste Live-Programm aus Ostberlin aus.
07. November: In New York City entscheiden sich die Wähler für David Dinkins als ihren künftigen Bürgermeister. Er ist in der Millionenstadt das erste afroamerikanische Stadtoberhaupt.
17. November: Die Niederschlagung einer genehmigten Gedenkveranstaltung von Studenten in Prag (zum Gedenken eines 1939 von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfers) führt zum Beginn der Samtenen Revolution in der Tschechoslowakei.
18. November: Die Volkskammer wählt eine neue DDR-Regierung unter Ministerpräsident Hans Modrow (SED).
19. November: In der Tschechoslowakei gründen sich als Sprachrohr der Opposition das tschechische Bürgerforum und die slowakische Öffentlichkeit gegen Gewalt.
22. November: Nach 17 Tagen im Amt wird der libanesische Präsident René Moawad in Beirut bei einem Bombenattentat getötet. Die Explosion einer 250 Kilogramm schweren Autobombe beim Passieren der Wagenkolonne des Präsidenten kostet, ihn eingeschlossen, 24 Menschen das Leben. Die Verantwortlichen und die Hintergründe bleiben im Dunkeln.
24. November: In der Tschechoslowakei tritt eine Woche nach Beginn der Samtenen Revolution unter dem Druck der Straße die kommunistische Parteiführung zurück.
27. November: Bundeskanzler Helmut Kohl gibt im Bundestag überraschend sein deutschlandpolitisches 10-Punkte-Programm bekannt, Ziel Wiedervereinigung maximal in zehn Jahren.
27. November: Der Oberste Sowjet der UdSSR sanktioniert das wirtschaftliche Selbstbestimmungsrecht von Litauen, Lettland und Estland.
27. November: In der Tschechoslowakei bricht wegen der Politik des Ministerpräsidenten Ladislav Adamec ein Generalstreik aus; etwa 80 Prozent der Bevölkerung beteiligen sich.
10. Dezember: In der Tschechoslowakei wird unter Marián Čalfa eine Regierung des nationalen Einverständnis unter der Beteiligung der bisherigen Opposition gebildet; nach der Ernennung der Regierung tritt der kommunistische Staatspräsident Husak zurück.
19. Dezember: Dresdenbesuch Bundeskanzler Helmut Kohls, Treffen mit Ministerpräsident Hans Modrow
20. Dezember: Operation Just Cause: US-amerikanische Invasionstruppen marschieren in Panama mit dem alleinigen Ziel ein, den in Drogengeschäfte verwickelten Machthaber Manuel Noriega festzunehmen. Dieser kann sich dem sofortigen Zugriff entziehen und in der vatikanischen Botschaft untertauchen.
20. Dezember: Die SPD verabschiedet auf einem Parteitag in Berlin das Berliner Programm.
22. Dezember: Das Brandenburger Tor in Berlin wird 28 Jahre nach dem Bau der Mauer wieder geöffnet.
1. Januar: In der Bundesrepublik Deutschland werden Neufahrzeuge nur noch mit Fahrzeugkatalysatoren zugelassen.
31. Januar: Der SPD-Parteivorstand beschließt, die Parteizeitung Vorwärts aus Kostengründen einzustellen. Dessen Mitarbeiter widersetzen sich dem Ende des traditionsreichen Blattes.
5. Februar: Über den FernsehsatellitenAstra 1A wird erstmals in Europa ein reines Nachrichtenprogramm, das englischsprachige Sky News, ausgestrahlt. Die betreibende Firma gehört zum Medienkonzern von Rupert Murdoch.
10. Februar: In der Bundesrepublik Deutschland werden die Herstellung, Inverkehrbringung und Verwendung von gesundheitsschädigenden Stoffen mit Polychlorierte Biphenyle (PCB) und Polychlorierte Terphenyle (PCT) verboten.
14. Februar: Das Oberste Gericht Indiens verurteilt den US-Konzern Union Carbide im Streit mit der Regierung wegen der Katastrophe von Bhopal zu einer Schadensersatzzahlung von 470 Millionen US-Dollar. Management und indische Regierung hatten sich auf diesen Betrag nach zähen Verhandlungen verständigt.
27. März: Die russische Marssonde Fobos 2 geht verloren. Als offizielle Ursache hierfür gilt ein Computerdefekt.
7. April: Beginn des planmäßigen Startbetriebs von MMR06-M-Raketen auf der Halbinsel Zingst zur Erforschung der Hochatmosphäre. Bis April 1992 werden dort insgesamt 62 Raketen gestartet.
25. August: Die amerikanische Raumsonde Voyager 2 fliegt am Neptun vorbei und liefert viele Fotos vom Planeten und seinen Monden.
27. September: Der Asteroid Polites wird entdeckt.
7. April: In Wien werden vier Beschäftigte des Krankenhauses Lainz unter Mordverdacht verhaftet. Als Todesengel von Lainz haben sie den Ermittlungen zufolge in sechs Jahren eine größere Anzahl von Patienten getötet.
30. Juni: In Essen wird ein 13-jähriger Jugendlicher von Polizisten in Notwehr erschossen, nachdem er zuvor mit der erbeuteten Dienstwaffe eines Polizisten mehrfach auf diese geschossen hatte. Dieser Polizeieinsatz erhält später den Namen Fall Kemal C.
2. Oktober: Im Flughafen Wien-Schwechat wird der wegen Mordverdacht und vermutetem Versicherungsbetrug dringend gesuchte Österreicher Udo Proksch trotz seines durch eine Gesichtsoperation veränderten Aussehens bei der Einreise erkannt und festgenommen. Er gilt als Drahtzieher im Fall Lucona.
19. Oktober: Ein Gericht in Großbritannien hebt das Urteil gegen die seit 15 Jahren in Haft sitzenden Guildford Four auf. Vier Nordiren waren als Terroristen verurteilt worden, weil sie im Jahr 1974 Bombenanschläge gestanden hatten. Die Aussagen waren von der Polizei durch Folter erzwungen.
Sport
Einträge von Leichtathletik-Weltrekorden siehe unten der jeweiligen Disziplin unter Leichtathletik.
5. Februar: Als Joint Venture zwischen der EBU und Sky Television beginnt Eurosport sein in erster Linie auf Sportereignisse spezialisiertes Fernsehprogramm.
21. Juli: Mike Tyson gewinnt seinen Boxkampf und Weltmeistertitel im Schwergewicht gegen Carl „The Truth“ Williams in der Convention Hall, Atlantic City, New Jersey, USA, durch technischen K.o.
22. Oktober: Alain Prost wird nach einer Kollision mit seinem Teamkollegen Ayrton Senna, der nach dem Rennen disqualifiziert wird, in Suzuka zum dritten Mal Formel-1-Weltmeister.
Kleinere Unglücksfälle sind in den Unterartikeln von Katastrophe aufgeführt.
8. Februar: Eine Boeing 707 der Independent Air zerschellt aufgrund eines Kommunikationsfehlers beim Landeanflug auf Santa Maria, Azoren, Portugal an einem Berg. Alle 144 Menschen an Bord sterben.
24. März: Der Öltanker Exxon Valdez fährt vor Alaska auf ein Riff im Prinz-William-Sund auf. 40.000 Tonnen Rohöl laufen aus und verursachen eine schwere Ölpest. Die Verseuchung weiter Küstenabschnitte und die nachhaltige Schädigung des alaskischen Ökosystems stellt bis heute eine der größten Umweltkatastrophen der Seefahrt dar.
3. Juni: An einer undichten Erdgaspipeline bei Ufa in Russland bildet sich eine Gaswolke. Als zwei voll besetzte Züge die Stelle passieren, kommt es zur Explosion mit 575 Toten und 623 Verletzten (siehe hierzu Eisenbahnunfall bei Ufa).
10. September: Ein bulgarischer Schlepper kollidiert auf der Donau bei Galați bei widriger Sicht mit dem rumänischen Fahrgastschiff Mogosoaja. Die Schiffshavarie hat 207 Tote zur Folge.