Treasure Island, Cover der Ausgabe von Charles Scribner’s Sons aus dem Jahr 1911
Karte der Schatzinsel als Frontispiz, 1883

Die Schatzinsel, englischer Originaltitel Treasure Island, ist neben Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde der bekannteste Roman des schottischen Autors Robert Louis Stevenson. Er erzählt von der hindernisreichen Suche nach einem versteckten Piratenschatz – einem beliebten Thema solcher Abenteuerromane – und wurde vor allem als Jugendbuch, aber auch durch seine inzwischen über zwanzig Verfilmungen populär.

Entstehung

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Erste Skizzen und Überlegungen zur Schatzinsel verfasste Stevenson im Schweizer Davos während seines Kuraufenthaltes im Jahr 1880/1881. Im folgenden Sommer, während einer Schlechtwetterperiode im schottischen Braemar, litt Stevenson an einer starken Erkältung, musste auf Wanderungen verzichten und beschäftigte sich stattdessen mit seinem Stiefsohn Lloyd Osbourne. Er half ihm beim Malen: „Bei dieser Gelegenheit fertigte ich die Landkarte einer Insel an. […] Die Gestalt dieser Insel befruchtete meine Phantasie außerordentlich. Da waren Hafenplätze, die mich entzückten wie Sonette, und im Bewußtsein einer Schicksalsbestimmung nannte ich mein Erzeugnis ‚Die Schatzinsel‘.“[1] So lieferte die Zeichnung einer Schatzkarte die Inspiration für Stevensons ersten Roman, den er dem kleinen Lloyd widmete. Osbourne behauptete später, dass er mit der Zeichnung begonnen und sein Stiefvater diese verfeinert und ihr den Namen gegeben habe.[2]

Der Erstdruck erfolgte vom 1. Oktober 1881 bis 28. Januar 1882 als Mehrteiler in der Zeitschrift Young Folks. Die englische Erstausgabe in Buchform erschien 1883 in London; eine deutsche Übersetzung erschien 14 Jahre später (1897) im Freiburger Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, in dem seit 1892 auch die Romane Karl Mays erschienen.[3] Ursprünglich sollte der Roman The Sea Cook: A Story for Boys heißen. Charaktere und Motive sind, nach Stevensons Angaben, unter anderen von Daniel Defoe, Edgar Allan Poe und Washington Irving beeinflusst.

Handlung

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Jim Hawkins belauscht die Piraten, Illustration von George Roux
Jim Hawkins findet Ben Gunn, Illustration von George Roux
Silver findet das Skelett von Allardyce, Illustration von George Roux
Jim Hawkins und der Schatz, Illustration von George Roux

Die Handlung spielt im 18. Jahrhundert. Im ländlichen englischen Gasthaus „Admiral Benbow“ in der Nähe von Bristol quartiert sich ein alter Seemann ein, William „Bill“ Bones. Jim Hawkins, der Ich-Erzähler des Romans und Sohn des Gastwirtspaares, hält für den trunksüchtigen Bones Ausschau nach einem Einbeinigen, den dieser offenbar fürchtet. Als Bones eines Nachts von einem Seemann, Der Schwarze Hund genannt, aufgesucht wird, fangen die beiden fürchterlich zu streiten an. Nachdem der Schwarze Hund geflohen ist, erscheint der blinde Bettler Pew bei Bones und überreicht ihm ein Papier mit einem „schwarzen Fleck“, der seine Absetzung bedeutet. Kurz darauf bricht Bones nach einem Schlaganfall tot zusammen. Noch in derselben Nacht überfällt Pew mit seinen Spießgesellen das Gasthaus. Jim kann sich mit seiner Mutter im letzten Moment retten, nicht ohne zuvor heimlich ein Päckchen aus der Seemannskiste von Bones an sich genommen zu haben. Darin befindet sich die Karte einer Insel, auf der der Schatz des berüchtigten Piraten Captain Flint versteckt sein soll. Jim Hawkins zeigt die Karte seinem väterlichen Freund, dem Arzt und Friedensrichter Doktor Livesey, und dem Gutsherrn John Trelawney, die daraufhin beschließen, eine Expedition zu jener Insel zu unternehmen. Jim soll als Schiffsjunge ebenfalls mitreisen. Als Expeditionsschiff dient die Hispaniola unter Kapitän Smollett. Später stellt sich heraus, dass man, ohne es zu ahnen, auch einige Mitglieder von Captain Flints ehemaliger Piratenmannschaft mit angeheuert hat, allen voran den einbeinigen Schiffskoch Long John Silver. Jim Hawkins belauscht, in einem Apfelfass sitzend, zufällig den Plan der Verschwörer, nach der Bergung des Schatzes zu meutern und die Schiffsführer zu ermorden.

Vor der Küste der Insel angekommen, begibt sich Jim in eines der Boote, mit denen die Piraten an Land fahren. Er beginnt, die Insel auf eigene Faust zu erkunden. Dabei trifft er auf einen drei Jahre zuvor ausgesetzten Matrosen namens Ben Gunn, der früher ebenfalls Mitglied von Flints Mannschaft gewesen ist. Die Lage spitzt sich zu, nachdem sich die ehemaligen Piraten bewaffnet haben und die Schiffsführer sich auf der Insel in einem von Flint gebauten, umzäunten Blockhaus verschanzen müssen. Bei einem Angriff wird ein Teil der Piraten getötet, aber auch die Belagerten erleiden Verluste. Jim, der zum Blockhaus gefunden und dem Doktor, Squire Trelawney und Kapitän Smollett von seiner Begegnung mit Ben Gunn erzählt hat, entfernt sich nach dem Angriff nochmals eigenmächtig. Es gelingt ihm, unbemerkt von den an Land gegangenen Piraten zur „Hispaniola“ zurückzukehren, deren Ankertrosse zu durchschneiden und das Schiff abtreiben zu lassen, um zu verhindern, dass es in die Hände der Piraten fällt. Bei der Erkundung des Schiffs trifft er auf den im Streit mit einem seiner Kumpane schwer verletzten Israel Hands, der ihm zunächst hilft, den Schoner in der nördlichen Bucht auf den Strand zu setzen, ihn dann aber mit einem Messer ermorden will. Jim entkommt ihm knapp, klettert in die Wanten des Schiffes und erschießt seinen Verfolger.

Anschließend kehrt er auf die Insel zurück und schlägt sich wieder zum Blockhaus durch. Dort trifft er zu seinem Schrecken nur noch Silver und seine Piraten an. Silver verhindert, dass Jim sofort getötet wird, soll deshalb aber seines Amtes enthoben werden. Doch als er – zum Erstaunen von Jim Hawkins – Flints Schatzkarte hervorholt und den anderen zeigt, suchen alle nach dem Versteck. Jim wird gefesselt und mitgeschleppt. Unterwegs finden sie das Skelett des von Flint ermordeten Seemanns Allardyce, der mit ausgestreckten Armen die Richtung zum Lageort des Schatzes anzeigt. Die Piraten müssen aber feststellen, dass der Schatz schon vor langem gehoben wurde. Als sie sich an Silver und Hawkins rächen wollen, fallen Schüsse: Die Schiffsführung hat mit Ben Gunn im Hinterhalt gelegen. Ein Teil der Piraten kann fliehen, nur Silver bleibt bei Jim zurück. Es stellt sich heraus, dass Ben Gunn in den Jahren auf der Insel das Skelett und den Schatz bereits gefunden und einen Großteil davon in Sicherheit gebracht hat. Deshalb hatte der Doktor den Lageplan gefahrlos an Silver aushändigen können. Die Expeditionsteilnehmer verladen den Schatz auf die „Hispaniola“ und machen sich mit Ben Gunn und Silver auf die Heimreise.

Während der Rückfahrt gelingt es Silver nach einem Zwischenstopp, mit einem Teil des Schatzes von Bord zu fliehen. Ben Gunn hat das beobachtet, aber aus Angst vor Silver nichts verraten. Den Rest teilen sich die loyalen Seeleute. Gunn verprasst seinen Anteil später in Spelunken. Jim Hawkins dagegen sichert sich mit seinem Anteil seine berufliche Ausbildung und schwört, niemals wieder auf die Insel zurückzukehren, obwohl ein Teil des Schatzes noch immer dort liegt.

Figuren

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Im weiteren Verlauf des Romans wird bekannt, dass Bones Steuermann und einer der engsten Vertrauten Kapitän Flints war. Nach dessen Tod kam er in den Besitz der Schatzkarte. Einige Anspielungen deuten darauf hin, dass er anschließend Kapitän wurde, was die Crew, allen voran Silver, nicht hinnehmen wollte. Als ihm dieser Unmut aufgefallen war, verließ er mit der Karte heimlich das Schiff, bevor es zu seiner Absetzung kam. Bones steht zudem im Ruf, an Grausamkeit kaum hinter Flint zurückzustehen. So erwähnt Silver später, dass viele ihn fürchteten und nur einer, Pew, in der Lage war, ihm den Schwarzen Fleck zum Zeichen der Absetzung zu übergeben.
Durch Trelawneys Geschwätzigkeit spricht es sich in Bristol schnell herum, dass die Schiffsreise zu einer Schatzinsel gehen soll. Dies erfährt auch John Silver, der dem Squire seine Hilfe dabei anbietet, die Besatzung für das Schiff Hispaniola auszuwählen, was Trelawney ihm gerne überlässt. Die von Silver ausgewählten Besatzungsmitglieder fuhren bereits auf dem Schiff des Piratenkapitäns Flint mit, was Trelawney erst viel später erfahren soll. Nur der kleinere Teil der Besatzung der Hispaniola, die Trelawney selbst ausgewählt hat, besteht aus loyalen Männern.
Trelawney beweist ausgezeichnete Führungsqualitäten und Disziplin, als er erfährt, dass die früheren Piraten unter Führung von John Silver eine Meuterei planen. Trelawney entpuppt sich als bester Schütze.
Außer Trelawney ist nur Livesey anwesend, als Jim Hawkins die Schatzkarte präsentiert. Im Gegensatz zu Trelawny geht er aber bei der Planung der Reise, an der er als Schiffsarzt teilnehmen soll, äußerst besonnen und vorsichtig vor. Im Laufe der Handlung kommen ihm seine Erfahrungen aus der Schlacht bei Fontenoy zugute. Er erweist sich mehrmals als eine Art Vaterfigur für Hawkins. Bei den Teilen des Romans, in denen Hawkins nicht anwesend ist, fungiert Livesey als Ich-Erzähler.

Rezeption

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Der Roman war Stevensons erster finanzieller Erfolg. Seine Wirkung, auch bei den Kritikern, ist derjenigen von Daniel Defoes Robinson Crusoe, Mark Twains Tom Sawyer und Lewis Carrolls Alice im Wunderland vergleichbar.[4]

Sonstiges

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Pirate’s House Inn (2015)

Ausgaben

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Übersetzungen ins Deutsche

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Es wird jeweils die aktuelle gedruckte Ausgabe der deutschen Übersetzung genannt (ohne etwaige Lizenzausgaben). Das Jahr der Übersetzung ist in Klammern angegeben.

Sekundärliteratur

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Filmadaptionen (Auswahl)

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Kino

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Fernsehfilme und -serien

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Hörproduktionen

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Hörspiele

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In Deutschland und Österreich wurden mindestens zehn Hörspiele nach der Romanvorlage produziert.

Hörbücher (Auswahl)

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Bühne

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Musicals

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Vom Romanstoff gibt es verschiedene Musical-Versionen:

Schauspiel

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Drehbuch- und Theaterautor Christoph Busche schrieb eine Theaterfassung des Romans, die am 1. Juni 2017 am Theater Kiel (Theater im Werftpark) uraufgeführt wurde. Die Kieler Nachrichten beschrieben die Inszenierung von Astrid Großgasteiger als „Freiluftspektakel […] mit Action und Spaßfaktor“.[15]

Literarische Adaptionen

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Computerspiele

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Comics

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Einzelnachweise

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  1. Mein erstes Buch. In: Die Schatzinsel. Zürich 1979, S. 314 f
  2. Emma Letley: Treasure Island. Oxford World’s Classics 1998, ISBN 0-19-283380-4, S. vii–viii.
  3. Die Schatzinsel. Aus dem Englischen des Robert Louis Stevenson übersetzt von E. A. Witte. Mit 25 Illustrationen von A. Wald. Erstes bis fünftes Tausend. 1897. Freiburg i. Br. Friedrich Ernst Fehsenfeld. = Die Welt der Fahrten und Abenteuer. Band II.
  4. Reinbold: Robert Louis Stevenson, S. 78 f
  5. Pirate’s House Inn (Memento vom 17. Mai 2011 im Internet Archive)
  6. OE1-Hörspieldatenbank (Die Schatzinsel, ORF Steiermark 1950)
  7. Die Schatzinsel-Hörspielseite (Memento vom 10. November 2007 im Internet Archive)
  8. Blubb. Hörspiele: Die Schatzinsel (Hörspiel). Abgerufen am 26. Dezember 2018.
  9. https://www.guidetomusicaltheatre.com/shows_t/treasure_island.htm
  10. https://www.theatermania.com/news/marc-robins-treasure-island-to-get-world-premiere_12486/
  11. https://shakecompany.ch/dschatzinsle/
  12. https://musicalzentrale.de/86518/die-schatzinsel-martin/
  13. https://theaterkompass.de/beitraege/deutsche-erstauffuhrung-der-piratenoper-die-schatzinsel-von-frank-schwemmer-im-theater-erfurt-40937
  14. https://musicalzentrale.de/88397/die-schatzinsel-straub/
  15. Ruth Bender: „Die Schatzinsel“ als Freiluft-Spektakel. In: Kieler Nachrichten. KN-online.de, 2. Juni 2017, archiviert vom Original am 22. März 2022; abgerufen am 22. März 2022.
  16. Uweson, Ulf. Abgerufen am 8. Juni 2022.
  17. Ulf Uweson: Die Inseln des Kapitän Flint: Erzählg. Bergwald-Verl, Mühlhausen 1939 (dnb.de [abgerufen am 8. Juni 2022]).
  18. comicguide.de
  19. comicradioshow.com
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Commons: Die Schatzinsel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Treasure Island – Quellen und Volltexte (englisch)