Ingrid Klimke ist die Tochter von Reiner Klimke. Sie hat zwei Brüder,[1] einer hiervon ist der Dressurreiter Michael Klimke. Ingrid Klimke hat mit Andreas Busacker zwei Töchter.[2] Ihre ältere Tochter Greta Busacker bestreitet ebenso Vielseitigkeitsprüfungen und ist Teil des deutschen Nachwuchskaders 1 U21 Vielseitigkeit.[3]
Über ihren Vater hatte Klimke von klein an Kontakt zu Pferden und lernte früh das Reiten. Sie gibt an, dennoch nie zu einer Karriere im Reitsport gedrängt worden zu sein. Seit ihrer Jugend reitet sie sowohl Dressur-, Spring- als auch Vielseitigkeitsprüfungen.[1] Neben ihrem Vater war Fritz Ligges ihr Trainer, zudem wurde ihr ein Auslandsaufenthalt als „working student“ bei Ian Millar ermöglicht.
„Von allen habe ich eine konsequente Ausbildung erfahren, die ausgerichtet ist, ein intensives Vertrauensverhältnis zwischen Pferd und Reiter zu entwickeln und die Pferde niemals zu überfordern. Bei Ian Millar habe ich als Working Student alles rund um die Pflege und das Parcoursreiten mitbekommen und ich bin meinem Vater sehr dankbar, dass er mir diesen Auslandsaufenthalt ermöglicht hat.“
– Ingrid Klimke über ihre Lehrmeister
Nach ihrer Schulzeit machte sie eine Lehre zur Bankkauffrau. Nachfolgend begann sie ein Lehramtsstudium. In der Referendariatsphase musste sie jedoch feststellen, dass sich dies nicht mit dem Reitsport vereinbaren ließ – die Turniere beginnen zumeist bereits unter der Woche. Daraufhin beschloss sie endgültig, Reitsport und Pferdeausbildung zu ihrem Beruf zu machen.
Ihr erstes Internationales Championat in der Altersklasse der „Reiter“ bestritt sie 1991, als sie mit Pinot bei den Europameisterschaften der Ländlichen Reiter (Vielseitigkeit) 1991 die Bronzemedaille in Einzel- und Mannschaftswertung gewann. Es folgten Erfolge bei den Deutschen Meisterschaften sowohl in der Vielseitigkeit als auch in der Dressur. Seit dem Jahr 2000 bestritt sie bisher alle Olympischen Sommerspiele.
Insbesondere mit den Pferden Sleep Late, Robinson's Concord, Windfall und FRH Butts Abraxxas konnte Ingrid Klimke zahlreiche Erfolge in nationalen und internationalen Vielseitigkeitsprüfungen erzielen.
Einen Tiefpunkt in ihrer Karriere hatte sie 1999. Nach dem Tod ihres Vaters versuchte sie, sich mit der Vorbereitung auf die Europameisterschaften abzulenken, und nahm auch an der EM teil. Hier kam es zu zwei Verweigerungen in der Geländestrecke. Bereits vor der Europameisterschaft hatte sie sich eine Sehnenentzündung am Sprunggelenk zugezogen. Diese wurde nach dem Championat operiert, es kam jedoch nachfolgend zu Komplikationen, sodass Klimke drei Monate im Krankenhaus verbleiben musste.
„Heute weiß ich, dass dies ein Fehler war. Ich habe Sleep Late überhaupt nicht unterstützen können und ihn im Gelände allein gelassen. So etwas würde ich nie mehr machen. Ich war weder mental noch physisch für eine solch schwere Prüfung gerüstet und so war die schlechte Platzierung nur logisch.“
– Ingrid Klimke über ihren Ritt bei der Europameisterschaft 1999
Im Jahr 2005 erzielte Ingrid Klimke ihren bis dahin größten internationalen Einzelerfolg bei einem Championat: Bei den Europameisterschaften in Blenheim gewann sie mit Sleep Late Einzelbronze.
Nach den Olympischen Spielen 2008 drohte der Verkauf ihres Erfolgspferdes Butts Abraxxas. Der Haupteigner (Klimke selbst hielt einen Anteil von 20 Prozent) wollte das Pferd veräußern und verbot Klimke, Abraxxas weiterhin einzusetzen. Ihr zur Hilfe kam die ehemalige Spring- und Dressurreiterin Madeleine Winter-Schulze – sie erwarb die übrigen Anteile und stellte Klimke Butts Abraxxas weiterhin zur Verfügung.[5]
Bei den Europameisterschaften 2011 in Luhmühlen gewann sie mit FRH Butts Abraxxas erneut eine Mannschafts-Goldmedaille. Sie selbst war auch auf Einzelmedaillenkurs, jedoch zeigte Abraxxas erneut Probleme im Springparcours. Sie kam in der Endwertung auf Rang elf und kommentierte dies mit den Worten „Sechs um – so schlecht ist er noch nie gesprungen“.
2014/15 gewann sie als erste Deutsche die Gesamtwertung der FEI Classics. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro war sie mit Hale Bob OLD Teil der deutschen Vielseitigkeitsmannschaft, welche die Silbermedaille gewann. Am 20. August 2017 gewann sie mit der Europameisterschaft der Vielseitigkeitsreiter in Strzegom ihren ersten großen internationalen Einzeltitel.[6]
Obwohl es 2018 bei den Weltreiterspielen im amerikanischen Tryon für den Großteil der deutschen Vielseitigkeitsmannschaft weniger erfolgreich lief, konnte sich Klimke mit Hale Bob OLD bis zum Finaltag mit nur 23,30 Minuspunkten an der Spitze behaupten. Lediglich ein Abwurf in der Teilprüfung Springen führte zu einem Rückfall auf Platz 3.[7]
Seit Dezember 2019 befindet Ingrid Klimke sich sowohl mit SAP Asha P und SAP Hale Bob OLD im Olympiakader Vielseitigkeit, als auch mit Franziskus im Olympiakader der Disziplin Dressur. Damit gehört sie erstmals gleichzeitig den Championatskadern in beiden Disziplinen an.[8] Zudem rangiert Klimke im Februar 2021 auf der Weltrangliste der Vielseitigkeitsreiter auf Platz 19, auf der nationalen Rangliste der Vielseitigkeitsreiter auf Platz 2[9] sowie bei den Dressurreitern mit ihrem Kaderpferd Franziskus auf Rang 36.
Neben dem „großen Sport“ widmet sie sich der Ausbildung von Nachwuchspferden, mit denen sie erfolgreich am Bundeschampionat und am Nürnberger Burgpokal teilnimmt. Ein Beispiel hierfür ist Damon Hill NRW, der später hoch erfolgreich von ihrer ehemaligen Schülerin Helen Langehanenberg geritten wurde.[10]
Zudem war sie mehrere Jahre Stützpunkttrainerin für die westfälischen Nachwuchsdressurreiter, war als Ausbilderin bei Meisterlehrgängen an der Westfälischen Reit- und Fahrschule tätig. Sie ist Vorstandsmitglied im Deutschen Reiter- und Fahrerverband und des Westfälischen Pferdemuseums. Ingrid Klimke gibt zahlreiche Lehrgänge im In- und Ausland und ist Referentin bei Seminaren.[11]
Sie legt viel Wert darauf, ihre Pferde gemäß der klassischen Reitlehre auszubilden und ein gutes Vertrauensverhältnis zu ihnen aufzubauen. Sie ist Mitglied in dem Verein Xenophon e. V. – Gesellschaft für Erhalt und Förderung der klassischen Reitkultur.[12]
Klimke wurde vom Sportbund der Stadt Münster beim Ball des Sports 1999 sowie in der Folge der Jahre 2004 bis 2008 als Sportlerin des Jahres ausgezeichnet.[13]
Klimke, die heute Pferdewirtschaftsmeisterin ist, wurde Anfang 2012 beim großen Reitturnier in ihrer Heimatstadt Münster als zweiter Frau überhaupt der Titel Reitmeister verliehen. Dieser wird für langjährige herausragende Ergebnisse als Ausbilder von Spitzenreitern und -pferden sowie nachahmenswertes Engagement für den Reitsport verliehen.[11]
Im November 2012 wurde ihr zusammen mit 163 weiteren Sportlern das Silberne Lorbeerblatt verliehen.[14]
Sleep Late (* 1991; † 2012), britischer Sportpferde-Schimmelwallach, Vater: Kuwait beach xx, Muttervater: Evening Trial xx, 2007 aus dem Sport verabschiedet
Windfall (* 1992), dunkelbrauner Trakehner Hengst, Vater: Habicht, Muttervater: Madruzzo, später Olympiapferd von Darren Chiacchia[33][34], im Mai 2015 aus dem Sport verabschiedet
Nector van het Carelshof (* 1990; † 2012), brauner Belgischer Warmblut-Wallach, Vater: Randel Z, Muttervater: Lombard, ab 2003 von Fiona Bigwood geritten, wurde im Dezember 2012 aus dem Sport verabschiedet[35][36][37]
FRH Butts Abraxxas (* 1997; † 2022), schwarzbrauner Hannoveraner Wallach, Vater: Heraldik xx, Muttervater: Kronenkranich xx, wurde im Juni 2014 aus dem Spitzensport verabschiedet[38][39]
Damon Hill NRW (* 2000), dunkelfuchsfarbener Westfalen-Hengst, Vater: Donnerhall, Muttervater: Rubinstein I, von 2010 bis 2014 von Helen Langehanenberg geritten, seit 2015 von Jil-Marielle Becks geritten, im Mai 2015 zuletzt im Sport eingesetzt
Dresden Mann (* 2004), brauner Westfalen-Wallach, Vater: Dresemann, Muttervater: Florestan I; Dressurpferd, Ende 2015 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Sport verabschiedet[40][41]
SAP Escada FRH (* 2004), braune Hannoveraner Stute, Vater: Embassy, Muttervater: Lehnsherr, bis 2011 von Andreas Brandt geritten, verletzungsbedingt im Juni 2017 aus dem Spitzensport verabschiedet[42][43][44]
SAP Geraldine (* 2008; † 2018), Rheinländer Fuchsstute, Vater: Fürst Grandios, Muttervater: Tolstoi, die Dressurnachwuchshoffnung von Ingrid Klimke starb 2018 aufgrund einer chronischen Hufrehe Entzündung[45][46]
Parmenides (* 2004), Trakehner Rappwallach, Vater: Sir Chamberlain, Muttervater: Habicht, 2019 aus dem Sport verabschiedet[47][48]
Soma Bay (* 2011), braune Westfalen Stute, Vater: Vitalis, Muttervater: Real Diamond
Felize (* 2013), schwarze Hannoveraner Stute, Vater: Foundation, Muttervater: Sandro Hit, seit 2021 in der Zucht
SAP Hale Bob OLD (* 2004), brauner Oldenburger Wallach, Vater: Helikon xx, Muttervater: Noble Champion[49], 2022 verletzungsbedingt aus dem Sport verabschiedet, beim CHIO Aachen 2023 offiziell aus dem Sport verabschiedet[50]
Weisse Düne (* 2009), früherer Name Bryonia Alba, Holsteiner Schimmelstute, Vater: Clarimo, Muttervater: Romino; Züchter: Hanno Köhncke, zunächst von Marina Köhncke geritten[22][51], seit Frühjahr 2024 in der Zucht
Herbstwind (* 2018), brauner Trakehner Wallach, Vater: Kros, Muttervater: Heops, ab Ende Mai 2023 von Konstantin Harting geritten
Seacookie TSF (* 1999; † 2024), brauner Trakehner Wallach, Vater: Helikon xx, Muttervater: Onassis, 2015 aus dem Spitzensport verabschiedet
SAP Asha P (* 2011), braune DSP-Stute, Vater: Askari, Muttervater: Heraldik xx[52][53], beginnt 2024 aus gesundheitlichen Gründen ihre Karriere als Zuchtstute
↑Westfälische Nachrichten: Letzte Runde ist eingeläutet – Hochgeschwindigkeits-Endspurt: Viele Kandidaten geben im neuen Jahr schon wieder Vollgas, Münsters Sportler des Jahres 2012, 30. Januar 2013