Der Seehausensche Kreis war ein kurmärkischer Kreis in der damaligen Altmark (Mark Brandenburg). Er umfasste Gebiete, die heute im Altmarkkreis Salzwedel und im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt liegen. Von 1806 bis 1813 gehörte das Gebiet zum Departement der Elbe des Königreich Westphalen. Der Seehausensche Kreis wurde bei der Restauration in der Kreis- und Provinzreform im Königreich Preußen im Jahr 1816 aufgelöst und ging im neuen Kreis Osterburg der preußischen Provinz Sachsen auf.

Geographie

Der Seehausensche Kreis lag im nördlichen Teil der Altmark begrenzt im Norden von der Elbe, die hier die Grenze zur Prignitz bildete. Er grenzte im Westen an den Arendseeischen Kreis und dem Kurfürstentum Hannover, im Süden an den Arneburgischen Kreis, im Süden an den Stendalischen Kreis und im Südosten an den Arneburgischen Kreis.

Geschichte

Im Laufe des 16. Jahrhunderts entstanden in der Mark Brandenburg nach den Landschaften oder den sog. Weichbilden der größeren Städte organisierte Kreise heraus, im 17. Jahrhundert auch Beritte oder Landreitereien genannt, denen ein Kriegskommissar vorstand. Ausführender Beamter war der Landreiter, daher auch die Bezeichnung Beritt. In der Mittelmark bildeten sich mit der Zeit in den Kreisen eigene Verwaltungsorgane (Kreisdirektorium) und eigene ständische Vertretungen (Corpus, pl. Corpora) heraus, die auch ihre eigenen Finanzen bzw. Kreiskassen hatten.

In der Altmark waren sechs Kreise entstanden. Im Gegensatz zur Mittelmark und vergleichbar der Situation in der Prignitz bildeten sie im 17./18. Jahrhundert in fiskalischer und landständischer Hinsicht nur einen Kreis, der nur ein Kreisdirektorium (= Landesdirektorium), einen ritterschaftlichen Corpus und eine Kreiskasse (= Landeskasse) hatte. Die sechs Kreise hatten aber zunächst noch ihren eigenen Kriegskommissar bzw. später Landrat. Während der Stendalische und der Salzwedelische Kreis ihre eigenen Landräte behielten, wurden für den Tangermündeschen Kreis und den Arneburgischen Kreis (Zeitpunkt nicht genau bekannt) sowie ab 1735 auch für den Arendseeischen und den Seehausenschen Kreis jeweils nur ein Landrat bestellt.

Das Landesdirektorium für die Altmark bestand aus einem Landesdirektor (selten auch zwei Landesdirektoren) und schickte aus ihren Reihen einen Deputierten als Vertreter der Altmärkischen Ritterschaft zu den Landtagen der Kurmärkischen Landschaft. Hinzu kam ein Deichhauptmann, ein Kriegskommissar und Oberlandeinnehmer (Steuerbeamter) sowie Landeinnehmer (Steuerbeamte) für die einzelnen Kreise, wobei wieder jeweils ein Landeinnehmer für den Tangermündeschen Kreis und den Arneburgischen Kreis sowie ab 1735 für den Arendseeischen und den Seehausenschen Kreis zuständig war. Für jeden Kreis war ein Landreiter zuständig. Ab ca. 1775 war die Beaufsichtigung der Deiche an das Elbdeichdirektorium der Altmark übergegangen, das der Königlich-Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammerdeputation in Stendal unterstand. Außerdem wurde nun ein erster und zweiter Deichhauptmann bestellt.[1]

Die Benennung Seehausenscher Kreis folgt Friedrich Wilhelm August Bratring (1804). In der älteren Arbeit von Anton Friedrich Büsching von 1775 wird er ebenfalls Seehausenscher Kreis genannt.[2]

Im Friedens von Tilsit musste Preußen 1806 die Altmark und damit auch den Seehausenschen Kreis an das Königreich Westphalen abtreten. Der Seehausensche Kreis wurde auf die Distrikte Stendal und Salzwedel des Departement der Elbe auf.[3] 1811 war Graf von der Schulenburg-Bodendorf Unterpräfekt des Distrikts Stendal, Unterpräfekt des Distrikts Salzwedel war Johann Ludwig von Westphalen.[4] Seehausen wurde Sitz des Kantons Seehausen mit zehn Gemeinden. Der Distrikt Salzwedel kam zum 1. September 1810 im Umfang aber stark reduziert für einige Monate an das Departement der Nieder-Elbe. Nach dessen Auflösung im März 1811 wurde der Distrikt Salzwedel wieder an das Departement der Elbe angeschlossen und erhielt zusätzlich einige Kantone des früheren Kurfürstentum Hannover. Nach der Auflösung des Königreiches Westphalen im Oktober/November 1813 wurde bis 1816 die alte Kreiseinteilung wieder hergestellt. In der großen Kreis- und Provinzreform in Preußen im Jahr 1816 wurde der Seehausensche Kreis aufgelöst und ging im neu geschaffenen Kreis Osterburg auf.

Zugehörige Orte

Nach Bratring (1804):

In das Kreisgebiet hinein reichten die Amtsgebiete des Domänenamtes Tangermünde und des Domänenamtes Arendsee.

Landräte und Landreiter

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Adres-Calender, der sämtlichen Königl. Preuß. Lande und Provinzien, ausser den Residenzien Berlin, dem Königreiche Preussen und dem Souverainen Herzogthume Schlesien; der darinnen befindlichen hohen und niedern Collegien, Instanzien und Expeditionen, ingleichen der Königl. Bediente, Magisträte, Universitäten, Prediger etc. auf das Jahr MDCCLXXV (1775). 582 S., Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, 1775. Online bei Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (S. 65)
  2. Büsching, Topographie Mark Brandenburg, S. 17. Online bei Google Books
  3. Johann Samuel Ersch: Handbuch über das Königreich Westphalen, Band 1, 348 S., Hemmerde und Schwetschke, Halle, 1808 Online bei Google Books (S. 178).
  4. Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Westphalen. 352 S., Gebrüder Hahn, Hannover, 1811 Online bei Google Books (S. 154)
  5. Eickstedt, Landbuch, S. 213 Online bei Google Books
  6. Straubel, Biographisches Handbuch, Bd. 1, S. 460 Vorschau bei Google Books
  7. Online bei Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Universitäts- und Landesbibliothek (S. 99)
  8. Adres-Calender Der sämtlichen Königl. Preußis. Lande und Provintzien (Ausser den Residentzien Berlin,) und der darinnen befindlichen hohen und niederen Collegien, Instantien und Expeditionen, auch haben dabey gebrauchten Bedienten, ingleichen der Magisträte, Prediger, Universitäten etc. Auch Anführung des Orts und der Zeit ihrer Versammlung, Nebst einem zweyfachen Register, sowohl der Collegien, als der darinn befindlichen Bedienten. Auf das Schalt-Jahr MDCCLVI (1756). 303 S., Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften, Berlin, 1756.
  9. Straubel, Biographisches Handbuch, Bd. 1, S. 537 Vorschau bei Google Books
  10. Adres-Calender der sämtlichen Königl. Preuß. Lande und Provintzien, ausser den Residentzien Berlin und dem Königreiche Preußen der darinnen befindlichen hohen und niedern Collegien, Instantzien und Expeditionen, ingleichen der Magisträte, Prediger, Universitäten etc. auf das Jahr MDCCLXVII (1767). 414 S., Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften, Berlin, 1767. Online bei Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (S. 44)
  11. Straubel, Biographisches Handbuch, Bd. 1, S. 88 Vorschau bei Google Books
  12. Adres-Calender der sämtlichen Königl. Preuß. Lande und Provinzien, ausser den Residenzien Berlin und dem Königreiche Preussen der darinnen befindlichen hohen und niedern Collegien, Instantzien und Expeditionen, ingleichen Königl. Bediente, Magisträte, Prediger, Universitäten etc. auf das Jahr MDCCLXX (1770). 523 S., Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Online bei Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (S. 67)
  13. Straubel, Biographisches Handbuch, Bd. 1, S. 7 Vorschau bei Google Books
  14. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1799. 454 S., Berlin, George Decker, 1799 Online bei Google Books (S. 63)
  15. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1808. 528 S., mit einem Anhang von 125 S., Berlin, Georg Decker, 1804 Online bei Google Books (S. 63)
  16. Straubel, Biographisches Handbuch, Bd. 2, S. 1055 Vorschau bei Google Books.

Koordinaten: 52° 53′ N, 11° 45′ O