Garris
Garrüze
Garris (Frankreich)
Garris (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Pyrénées-Atlantiques (64)
Arrondissement Bayonne
Kanton Pays de Bidache, Amikuze et Ostibarre
Gemeindeverband Pays Basque
Koordinaten 43° 21′ N, 1° 4′ WKoordinaten: 43° 21′ N, 1° 4′ W
Höhe 73–219 m
Fläche 3,13 km²
Einwohner 305 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 97 Einw./km²
Postleitzahl 64120
INSEE-Code
Website www.garrislehengogarruze.org

Ansicht von Garris

Garris (baskisch Garrüze)[1] ist eine französische Gemeinde mit 305 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Pyrénées-Atlantiques in der Region Nouvelle-Aquitaine. Die Gemeinde gehört zum Arrondissement Bayonne und zum Kanton Pays de Bidache, Amikuze et Ostibarre (bis 2015: Kanton Saint-Palais).

Die Bewohner werden Garrüztar genannt.

Geographie

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Garris liegt ca. 55 km südöstlich von Bayonne und unweit von Saint-Palais im historischen Landstrich Pays de Mixe (baskisch Amikuze) in der historischen Region Nieder-Navarra im französischen Teil des Baskenlands.

Umgeben wird der Ort von den Nachbargemeinden:

Luxe-Sumberraute Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Amendeuix-Oneix

Garris liegt im Einzugsgebiet des Flusses Adour. Ein Nebenfluss der Bidouze, der salarteko erreka, strömt ebenso wie sein Zufluss zubiaga erreka durch das Gemeindegebiet.[2]

Geschichte

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Die Gemeinde war in der gallorömischen Zeit eine Station, Carasa genannt, auf der Straße von Burdigala (Bordeaux) nach Asturica Augusta (Astorga) in der heutigen Provinz León im nordwestlichen Zentral-Spanien, später im Mittelalter eine Etappe für Pilger auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela, die von der Abtei Saint-Jean de Sorde kamen. In dieser Zeit entwickelte sich die Gemeinde als Handelszentrum, in dem ein bedeutender Markt abgehalten wurde. Sie wurde Hauptsitz des Pays de Mixe, das Gericht wurde üblicherweise dort abgehalten.[3][4]

Die Gründung von Saint-Palais im 13. Jahrhundert beendete die Blütephase. Eine Burg an der Stelle des heutigen Rathauses wurde 1235 errichtet und war im Besitz des Königs von Navarra. Im Navarresischen Bürgerkrieg wurde Garris im Sommer 1512 von Truppen von Ferdinand II., König von Aragón, zerstört und geplündert, die Bevölkerung verletzt und getötet. Die Burg wurde ebenfalls zerstört.[3][5]

Die Hugenottenkriege zwei Jahrhunderte später verschonten die Gemeinde nicht, da sie eine Bastion der katholischen Konfession darstellte. Jeanne d’Albret, Königin von Navarra, wollte die Reformation im ganzen Land durchsetzen. Sie ersetzte die Wachen der Burg von Garris durch protestantische Truppen, darunter 50 Arkebusiere, die im Januar 1568 von katholischen Truppen des Grundherrn von Luxe nach einer zweitägigen Belagerung besiegt und gefangen genommen wurden. Jeanne d’Albret erließ mit Ausnahme der Rädelsführer der katholischen Rebellion eine Generalamnestie. Bis zum Ende sollte Garris aber immer wieder durch hindurchziehende Truppen leiden sollen.[5]

Während der Französischen Revolution wurde Garris 1790 für eine kurze Zeit Hauptsitz eines Kantons, der acht Gemeinden umfasste, bevor die Gemeinde elf Jahre später in den Kanton Saint-Palais überging. Die Gemeinde verlor alle Privilegien als Hauptsitz des Pays de Mixe. Die adeligen Familien sahen sich zur Auswanderung gezwungen, ihre Wohngebäude wurden verlassen und verfielen.[3][4][6][5]

Im Rahmen der napoleonischen Kriege spielte die Gemeinde eine gewisse Nebenrolle. Am 15. Februar 1814 verdrängte die aus Spanien herangerückte alliierte Armee unter dem Oberbefehl von Arthur Wellesleys, dem späteren Duke of Wellington, Vorposten der französischen Armee von den Anhöhen bei Garris, bevor es wenige Tage später zur Schlacht bei Orthez kommen sollte.[7][8]

Die Gemeinde war von 1966 bis 1996 ein Ortsteil der Gemeinde Saint-Palais.[9]

Toponyme und Erwähnungen von Garris waren:

Wappen

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Wappen von Garris

Die Gemeinde trägt das Wappen seit 1845, das sich nach Guy Ascarat, Heraldiker und Historiker, folgendermaßen interpretieren lässt.

Es ist das Wappen der Grundherrn von Garris. Das Wildschwein galt den Kelten als heiliges Tier. Es symbolisiert die geistliche Autorität eines Druiden mit seiner Erfahrung und seinem Wissen. Ebenso steht es für den Mut, denn es kennt keinen natürlichen Räuber in seinem Revier.[4]

Einwohnerentwicklung

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Nach einem Höchststand der Einwohnerzahl von 535 in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich die Zahl bei kurzen Wachstumsphasen bis zu den 1950er Jahren um rund 60 % reduziert. Seitdem hat sich die Zahl der Bewohner wieder gestiegen und auf einem Niveau von rund 300 stabilisiert.

Jahr 1962 1999 2006 2009 2021
Einwohner 229 302 282 285 305
Hier fehlt eine Grafik, die leider im Moment aus technischen Gründen nicht angezeigt werden kann. Wir arbeiten daran!
Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz
Quellen: EHESS/Cassini bis 2006,[9] INSEE ab 2009[12]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Am 31. Juli und 1. August jedes Jahres wird der Markt von Garris in Form eines Volksfests ausgetragen. Händler, Viehzüchter und Handwerker kommen auch von außerhalb der Region nach Garris.[13]

Bauwerke

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Pfarrkirche Saint-Félix von Garris

Wirtschaft und Infrastruktur

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Ossau-Iraty très affiné

Landwirtschaft und Dienstleistungen sind die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Gemeinde. Garris liegt in den Zonen AOC des Ossau-Iraty, eines traditionell hergestellten Schnittkäses aus Schafmilch, sowie der Schweinerasse und des Schinkens „Kintoa“.[22]

Hier fehlt eine Grafik, die leider im Moment aus technischen Gründen nicht angezeigt werden kann. Wir arbeiten daran!
Aktive Arbeitsstätten nach Branchen am 31. Dezember 2014[23]
Gesamt = 18

Verkehr

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Die Gemeinde ist angeschlossen an die Routes départementales 11, 14 und 124 und ist über eine Linie des Busnetzes Transports 64 mit anderen Gemeinden des Départements verbunden.

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Commons: Garris – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Lieux - toponymie: Garrüze (Amikuze). Königliche Akademie der Baskischen Sprache, abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).
  2. Ma commune : Garris. Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne, abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).
  3. a b c Garris. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 9. September 2016; abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr
  4. a b c Guy Ascarat: Armorial Communes Basques. Archiviert vom Original am 6. März 2016; abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.armorial-communes-basques.com
  5. a b c Un peu d’histoire. (PDF) Gemeinde Garris, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.garrislehengogarruze.org (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. a b Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées. In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale, 1863, S. 68, abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).
  7. Major-General F. C. Beatson: Wellington: Crossing The Gaves And The Battle Of Orthez. Pickle Partners Publishing, 6. November 2015, abgerufen am 30. Mai 2017 (englisch).
  8. Arthur Wellesley Wellington: The Dispatches of Field Marshal the Duke of Wellington: During His Various Campaigns in India, Denmark, Portugal, Spain, the Low Countries, and France. Cambridge University Press, 18. November 2010, S. 322, abgerufen am 30. Mai 2017 (englisch).
  9. a b Notice Communale Garris. EHESS, abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).
  10. Jean-Baptiste Orpustan: Nouvelle toponymie basque. Universität Bordeaux, 2006, S. 71, abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).
  11. David Rumsey Historical Map Collection France 1750. David Rumsey Map Collection: Cartography Associates, abgerufen am 30. Mai 2017 (englisch).
  12. Populations légales 2014 Commune de Garris (64235). INSEE, abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).
  13. La foire de Garris. Tourismusbüro von Nieder-Navarra, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/saintpalais-tourisme.jimdo.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  14. Conseil régional d’Aquitaine: Eglise paroissiale Saint-Félix. Visites en Aquitaine, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  15. Conseil régional d’Aquitaine: Détail du retable de l’église Saint-Félix. Visites en Aquitaine, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  16. église paroissiale Saint-Félix. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).
  17. Conseil régional d’Aquitaine: Stèles du cimetière de l’église Saint-Félix. Visites en Aquitaine, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  18. Conseil régional d’Aquitaine: Maison forte de Garris. Visites en Aquitaine, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  19. Conseil régional d’Aquitaine: Maison Chantoenia. Visites en Aquitaine, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  20. Conseil régional d’Aquitaine: Maison Pelegrinia. Visites en Aquitaine, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. März 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  21. Conseil régional d’Aquitaine: Maison Sehabia. Visites en Aquitaine, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  22. Institut national de l’origine et de la qualité. Institut national de l’origine et de la qualité, abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).
  23. Caractéristiques des établissements en 2014 Commune de Garris (64235). INSEE, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.insee.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.