Galenos von Pergamon, auch (Aelius) Galenus (altgriechisch Γαληνός, deutsch üblicherweise Galen, in mittelalterlichen Handschriften und frühneuzeitlichen Drucken auch Galienus;[1] * 129 bzw. zwischen 128 und 131[2] in Pergamon in Kleinasien; † zwischen 199 und 216[3] in Rom), war ein griechischer Arzt, Anatom, medizinischer Schriftsteller, Forscher und Universalgelehrter, der vorwiegend in Rom tätig war.
Galen, der mit seinen in griechischer Sprache verfassten etwa 200 Schriften ein Werk enzyklopädischen Ausmaßes schuf, gilt als einer der bedeutendsten Ärzte des Altertums. Er baute die hippokratische Lehre, insbesondere die Vier-Säfte-Lehre (Humoralpathologie), die er systematisierte, aus. Seine umfassende Lehre über Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers beherrschte bis ins 17. Jahrhundert die gesamte Heilkunde. Er erwarb sich auch große Verdienste um die Arzneimittellehre. Zudem befasste er sich mit Sprachforschung.
An Galens Geburtsort Pergamon befand sich das um die Mitte des 2. Jahrhunderts bekannteste Heiligtum des Asklepios. Sein Vater, ein Architekt und Mathematiker namens Nikon, unterrichtete Galen in aristotelischer Philosophie, Mathematik und Naturlehre.
Gelegentlich wird in Fachpublikationen außerhalb der Altertumswissenschaft angegeben, Galenos habe den Gentilnamen Claudius – abgekürzt Cl. – getragen. In den erhaltenen antiken Quellen ist er nicht bezeugt. Viele Altertumswissenschaftler meinten lange Zeit auch, dass ihn keine einzige griechische Handschrift überliefere; dies wird jedoch durch einige neue Erkenntnisse infrage gestellt (beispielsweise kommt in einem griechischen Kodex, der um 1200 entstanden ist, die Namenskomponente Claudius vor).[4] Gemäß der bisherigen Forschungsansicht wurde Galen erst in neuzeitlichen Werken, beginnend mit dem 15. Jahrhundert, der römischen gens Claudia zugerechnet; seinem Namen sei damals (in hypothetischen älteren lateinischen Überlieferungsträgern) ein „Cl.“ vorangestellt worden.[5] Karl Kalbfleisch schlug im Jahr 1902 vor, hierin nicht die Abkürzung von „Claudius“, sondern die Kurzform des ehrenden Attributs „clarissimus“ („hochberühmt“) zu erkennen, den die humanistischen Schriftsteller der beginnenden Neuzeit als Namensbestandteil missverstanden hätten.[6] Auf antike Belege konnte sich Kalbfleischs Erklärung jedoch nicht stützen, setzte sie doch für Galen römisches Bürgerrecht und Zugehörigkeit zum Senatorenstand voraus.[7]
Häufig wird davon ausgegangen, dass er über das Bürgerrecht verfügte, womit er notwendigerweise nach dem römischen Namensrecht einen dreiteiligen Namen (die tria nomina) getragen hätte. Neben dem Namen Claudius (der nicht antik bezeugt ist) werden vor allem die Namen Aelius und Iulius als Gentilnamen Galens in Betracht gezogen. Dies hängt damit zusammen, dass durch Inschriften aus Pergamon zwei Männer namens Aelius Nicon und Iulius Nicodemus bekannt sind, von denen einer möglicherweise mit Galens Vater „Nikon“ identisch sein könnte.[8] Letztlich lässt sich die Vaterschaft aber für beide nicht nachweisen, und es ist nicht feststellbar, ob Galenos das römische Bürgerrecht besaß oder ob er als Peregrinus wirkte.[9]
Nachdem Galen sich in Pergamon zunächst mit dem Studium der Philologie und Philosophie befasst hatte, beschäftigte er sich, wohl geleitet vom Vater, ab etwa 146 vornehmlich mit der Medizin.[10] Er studierte in der Nähe von Smyrna. Im Alter von 19 Jahren reiste er nach Alexandria, das zu jener Zeit ein Zentrum der Heilkunst und der einzige Ort war, an dem anatomische Sektionen und Untersuchungen an menschlichen Leichen durchgeführt werden durften. Die reichhaltige Bibliothek von Alexandria besaß auch viele Schriften mit detaillierten Zeichnungen, die seine wissenschaftliche Ausbildung unterstützten. Heilkuren und Pflege fanden zu der Zeit in einem Asklepieion statt, in dem sowohl Priester als auch professionelle Heilkundige tätig waren. Im Jahr 158 kehrte Galen nach Pergamon zurück. Dort betreute er an der Gladiatorenschule als Sport- und Wundarzt Gladiatoren und unterhielt gleichzeitig eine eigene ärztliche Praxis. Während der Olympischen Spiele leistete er den Athleten medizinische Hilfe. Dabei versorgte er deren frische Verletzungen, die er so auch wissenschaftlich beschreiben konnte.
Nach seiner Tätigkeit als Gladiatorenarzt war Galen ab 161 oder 162 in Rom.[11] Die Heilung des geachteten Philosophen Eudemos von Pergamon ermöglichte ihm eine Tätigkeit als Arzt der römischen Aristokratie. Ebenfalls bedeutend für seine Karriere dürfte die medizinische Betreuung des vormaligen Konsuls Flavius Boethus, dem er anatomische Abhandlungen widmete, und dessen Familie gewesen sein.[12] Um 166 verließ er Rom, wahrscheinlich wegen einer dort ausgebrochenen Epidemie (Antoninische Pest). Zurück in Pergamon nahm er seine Arbeit als Gladiatorenarzt wieder auf. Im Jahr 168 reiste er auf Bitte des römischen Kaisers Mark Aurel nach Aquileia, wo eine „Pest“ unter den römischen Soldaten ausgebrochen war. Seine präzise Beschreibung der vorgefundenen Krankheitssymptome lässt vermuten, dass es sich bei dieser Seuche wohl nicht um die Pest, sondern um eine Pockenepidemie gehandelt hatte.
Galen hatte auch den Historiker Thukydides und dessen Schilderungen der 430 v. Chr. aufgetretenen „Pest von Athen“ zitiert. Er zitiert aber auch andere griechisch schreibende Autoren, darunter Epiker (Homer, Hesiod), Tragiker (Aischylos, Sophokles), Komiker (Menander), Philosophen (Chrysippos) und Redner (Demosthenes).[13]
Dem Wunsch des Kaisers entsprechend wurde er ab 169 in Rom Leibarzt des Kaisersohnes und Thronfolgers Commodus, später vermutlich auch des Kaisers Septimius Severus. Bei einem Großbrand in Rom im Jahr 192 wurde auch Galens Bibliothek vernichtet, was er in einem erst 2007 entdeckten Werk namens Über die Unverdrossenheit[14] beklagte.[15]
Galen starb in Rom, der genaue Zeitpunkt ist unbekannt. Teile der Forschung gehen vom Sterbejahr 199 oder 200 aus,[16] doch wird mittlerweile sein Tod meist um das Jahr 216, oftmals zumindest nach 204 datiert.[17]
Galens medizinisches Hauptwerk ist der ab etwa 175[18] entstandene Methodus medendi („Die therapeutische Methode“), es besteht aus 14 Büchern. Der Leitgedanke darin ist, dass alle Erscheinungen in der Natur und beim Menschen einen bestimmten Zweck erfüllen. Galen begriff den Menschen als eine Leib-Seele-Einheit, die von zwei Seiten beeinflusst wird, vom Spirituellen und von der Materie.
In seinen zwischen 161 und 177 entstandenen neun Büchern „Über die Lehrmeinungen des Hippokrates und des Platon“ (De placitis Hippocratis et Platonis), worin er sich auch mit den Schriften des Stoikers Chrysipp und in diesem Zusammenhang mit der Tragödie Medea von Euripides befasst,[19] versucht Galen nachzuweisen, dass die Vorstellungen des Arztes Hippokrates und des Philosophen Platon über die Seelenkräfte, welche die geistigen und physischen Körpervorgänge steuern sollen, übereinstimmen.[20]
Er nahm die in der Philosophie bzw. Naturphilosophie entwickelte Vier-Elemente-Lehre auf, wonach (das warme und trockene) Feuer, (die kalte und trockene) Erde, (die warme und feuchte) Luft und (das kalte und feuchte) Wasser in unterschiedlicher Zusammensetzung die Grundelemente allen Seins darstellen. Ebenso knüpfte er an die in der hippokratischen Medizin bereits in Ansätzen entwickelte Säftelehre an, welche den aus den vier Elementen entwickelten vier Körperssäften Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle jeweils die vier Qualitäten (Primärqualitäten) warm und feucht, kalt und feucht, warm und trocken und kalt und trocken zuordnete. Galen nahm an, dass jede Krankheit durch eine Verschiebung des Gleichgewichts zwischen den vier Körpersäften entstehe.[21] Die von Galen postulierten vier Geschmacksqualitäten (Sekundärqualitäten)[22] sind: Blut – süß, Schleim – salzig, gelbe Galle – bitter, schwarze Galle – sauer und scharf. Darüber hinaus verknüpfte er die vier Säfte auch mit den vier Lebensphasen des Menschen. Krankheit war für ihn eine Dyskrasie, eine fehlerhafte Mischung der Säfte. Galen legte bei der Diagnose von Krankheiten besonderen Wert auf die Untersuchung von Harn und Puls[23] (Galen zitiert in De pulsuum differentiis IV) auch ausgiebig aus den drei Büchern des Philalethen Demosthenes über den Puls[24]). Dabei hatte, wie er in der zu seinen Alterswerken gehörenden, sechs Bücher umfassenden, Schrift De locis affectis („Über die erkrankten Körperteile“) es darstellte, die Beobachtung des Pulses für Galen eine vorrangige Bedeutung bei den Diagnosemethoden lokaler Erkrankungen.[25]
Diesem Ansatz folgend entwickelte Galen ein eigenständiges pharmakotherapeutisches System, das er in einigen seiner Schriften darlegte. Unter diesen der Medikamentenherstellung gewidmeten Schriften sind insbesondere sein De compositione medicamentorum in 17 Büchern und sein (zwischen 169 und 180 und nach 193 entstandenes Werk) De simplicium medicamentorum temperamentis et facultatibus („Über die Mischung und Wirkung der einfachen Heilmittel“) in 11 Büchern zu nennen. Ziel war eine aus Erfahrung abgeleitete, auf Erkenntnis ursächlicher Zusammenhänge und Vernunft basierende Pharmakologie, die mittels des geschriebenen Wortes weitergegeben, überprüft und weiterentwickelt werden konnte.[26] Denn „die Vernunft lehrt uns das allgemeine Ziel der Heilung bei jedem Leiden, die Erfahrung die Kräfte des Stoffes.“[27] Entsprechend stellte der erste Teil seines De compositione medicamentorum die theoretischen Grundlagen seiner Arzneimittellehre dar, während im zweiten Teil die speziellen Rezepte im Einzelnen folgten. Bei ihnen legte Galen Wert darauf, dass sie erprobt seien und auf Erfahrung beruhten und dass ihr Wert von den anerkanntesten Pharmakologen bestätigt würde.[28] Als Hauptquelle seiner theoretischen Pharmakologie ist jedoch seine Schrift De simplicium medicamentorum temperamentis et facultatibus anzusehen,[29] die auch im 16. Jahrhundert (ebenso wie seine anatomischen Aussagen) noch eine Grundlage medizinischer Vorlesungen[30] war. Zu Galens praktisch-pharmakologischen Schriften gehört das zwei Bücher umfassende Werk De antidotis („Über Gegenmittel“).[31]
Die von ihm angewandten Medikamente unterteilte er in elementare, die nur eine der vier elementaren Qualitäten besaßen, kombinierte – sie wiesen zwei Qualitäten, eine Haupt- und eine Nebenwirkung auf – sowie spezifische für besondere Fälle, etwa Abführ-, Brech- oder Entwässerungsmittel. Während die simplicia genannten elementaren Medikamente zum Teil auf die materia medica des im 1. Jahrhundert wirkenden Arztes Pedanios Dioskurides zurückgingen, hatte Galen viele seiner composita durch empirische Untersuchungen entwickelt. Jede Krankheit verlangte nach einem eigenen Medikament, für dessen Auswahl und Dosierung man das temperamentum, das heißt die angemessene Mischung der Säfte des Kranken selbst, und des erkrankten Körperteils im Speziellen, sowie den Wirkungsgrad des Medikamentes beachten müsse. Er stellte damit die Therapie und Pharmakologie auf eine systematische Basis.
Die Wirkungsgrade (bzw. Intensitäten)[32] seiner Stoffe unterschied er folgendermaßen:
Krankhaften Veränderungen der ausgewogenen Mischung der Säfte, die sich durch Erhitzen, Anfeuchten, Erkälten oder Austrocknen der betroffenen Körperteile zeigten, müsse mit entgegengesetzt wirkenden Medikamenten begegnet werden. Hierbei sei die Anziehungskraft eines Körperteils auf bestimmte Medikamente, die durch die ähnliche Beschaffenheit auf elementarer Ebene hervorgerufen werden könne, zu berücksichtigen.
An den komplizierten Rezepturen Galens orientierte sich die Pharmakologie des islamischen bzw. arabischsprachigen und des abendländischen Kulturraums bis ins Spätmittelalter. Erst unter dem Einfluss der medizinischen Lehre des Paracelsus verlor diese, Galenik genannte, Lehre von Herstellung und Zubereitung der Medikamente im Verlauf der frühen Neuzeit an Bedeutung, der Begriff blieb erhalten.[33]
Galens Hauptwerk zur Physiologie stellt die aus 17 Büchern bestehende, zwischen 162 und 180 entstandene Schrift De usu partium corporis humani („Über den Nutzen der Körperteile“) dar.[34]
In seinem, laut einleitendem Text auf Vorschlag eines Hieron und anderer Personen aus dem Freundeskreis Galens[35] entstandenen Werk vereinigte Galen zwei über Jahrhunderte hinweg im Widerstreit stehende medizinische Herangehensweisen.
Diese methodische Synthese, die auch die Anatomie und Physiologie bzw. Naturphilosophie des Aristoteles[38] miteinbezog, begründete Galens maßgeblichen Einfluss auf die mittelalterliche Medizin[39] bis hin zur Renaissance. Sein Werk ist beeinträchtigt durch eine stark hervortretende Teleologie, die er mit monotheistischen Ideen verbindet, was seine Rezeption durch das christliche Mittelalter erleichterte.[40] Galen führte umfangreiche Sektionen und Vivisektionen an Tieren durch und verfasste nahezu 400 Schriften, die nach seinem Tod durch Oreibasios (326–403) in 70 Büchern zusammengefasst wurden. Knapp ein Viertel davon ist im griechischen Original oder in lateinischen, arabischen oder syrischen Übersetzungen erhalten. Wie auch später gingen zu Lebzeiten Galens bereits Teile seines Werkes verloren, so im Jahr 191 beim Brand des Tempels der Göttin Pax in Rom.[41] Bis ins 17. Jahrhundert und darüber hinaus dienten sie als medizinische Lehrgrundlage an den Universitäten.
Sein 15 Bücher umfassendes, zwischen 168 und dem Tod Galens entstandenes Anatomiewerk Über die Verfahrensweisen beim Sezieren ist vollständig nur in arabischer Übersetzung erhalten. Vom griechischen Original sind die ersten acht Bücher und der Anfang des neunten Buches erhalten.[42]
Viele von Galens Ansichten über die menschliche Anatomie waren jedoch unzutreffend, da er die anhand seiner Sektionen von Schweinen, Affen und Hunden gewonnenen Erkenntnisse einfach auf den Menschen übertragen hatte, wie etwa die Vorstellungen von Bau und Funktion einer zweiteiligen Gebärmutter (Uterus bicornis). Seine Werke dienten als Grundlage anatomischer Vorlesungen und wurden als so vollständig angesehen, dass man lange Zeit keinen Anlass zur Überprüfung sah. Es war nicht üblich und häufig sogar verboten, menschliche Körper zu sezieren. Stellten Ärzte zufällig bei einer Leiche Abweichungen von Galens Lehre fest, hielten sie das untersuchte Organ für eine Missbildung. Vesalius war in den 1530er Jahren der Erste, der erkannte, dass Galen wohl nie einen Menschen seziert hatte.[43] Er beklagte, man hätte bei einem Metzger mehr über Anatomie lernen können als bei anatomischen Vorlesungen. Vesalius’ eigene Leichensektionen in den 1540er Jahren, die er dank guter Beziehungen zur Obrigkeit hatte durchführen können und sein 1543 erschienenes Werk De humani corporis fabrica widerlegte als unumstößlich angesehene anatomische Aussagen Galens und belebten die anatomische Forschung.
Bis heute gültig sind die von Celsus beschriebenen, und später von Galen ergänzten, Kardinalzeichen der Entzündung:
Zum Werk Galens, der sich auch als Philologe betätigte, gehören zudem (weitgehend verlorengegangene) sprachwissenschaftliche Schriften, etwa (in De captionibus) zur Mehrdeutigkeit sprachlicher Begriffe und zu zahlreichen Dialekten des Griechischen in lexikographischen Studien. So hat er, insbesondere auf der Grundlage schöngeistiger Literatur, 48 Bände zum Wortschatz des Attischen verfasst.[44]
Sind sämtliche Körperbestandteile – darunter versteht Galen die Säfte, das Pneuma und die res naturales (die „konstitutionellen Bedingtheiten“ des individuellen Lebens) – in ausreichender Qualität und Quantität vorhanden und diese körperlichen Funktionen im Sinne einer Zweckmäßigkeit (Teleologie)[45] im freien Fluss, resultiert Gesundheit, sanitas.
Für Galen gibt es fließende Übergänge zwischen dem Zustand der Gesundheit, sanitas, des Krankseins, aegritudo, und einem Zwischenzustand, neutralitas. Dieses Gleich- oder Ungleichgewicht wird durch Größen der res naturales, res non naturales (die nicht-konstitutionellen und damit „konditional-physiologischen Bedingtheiten bzw. prozessualen Abläufe“ im individuellen Organismus) und res praeter naturales geregelt. Die Einflussfaktoren jener drei Gruppierungen bestimmen den Umgang hinsichtlich einer Prophylaxe, praeservatio,[46] Gesunderhaltung, conservatio sanitatis, oder Therapie, curatio. Als „res naturales“ betrachtet Galen:
Hingegen sind die sogenannten sex res non naturales (die Bezeichnung stammt nicht direkt von Galen[55]) jene sechs fundamentalen Bedingungen bzw. Grundgegebenheiten[56] menschlicher Gesundheit, welche die richtige Mischung der Körpersäfte beeinflussen:
Galens Schriften wurden in Abschriften unter anderem in griechischer, lateinischer, persischer und hebräischer Sprache überliefert.[57] Galens systematisch ausgebautes Werk, das im frühen Mittelalter von Hunain ibn Ishāq (808–873), der zudem eine verbreitete Einführung (Isagoge) in Galens Werke schrieb,[58] auch ins Syrische und Arabische übersetzt wurde (siehe auch Articella),[59] war in seinem Umfang und in seinem wissenschaftlichen Niveau[60] für die Nachwelt von solcher Autorität, dass es 1400 Jahre brauchte, bis es durch neuere Forschungen langsam überwunden wurde. Seine Hypothese der Blutströmung vom Zentrum, wo das Blut in der Leber gebildet werde, zur Peripherie des Körpers wurde erst im 17. Jahrhundert durch William Harvey und Marcello Malpighi (zum Teil auch schon im 13. Jahrhundert von Ibn an-Nafīs) gegen erhebliche Widerstände revidiert.
Im 16. Jahrhundert standen sich die sogenannten Galenisten[61] (etwa Leonhart Fuchs in seinen Institutiones) als Anhänger der Lehren Galens und die „Arabisten“, welche sich vor allem auf Avicenna beriefen, gegenüber. Der (medizinische) Galenismus[62] nahm zu dieser Zeit zu, der „Arabismus“[63] ab.[64][65] Ebenso gab es (bis ins 17. Jahrhundert) Auseinandersetzungen zwischen Galenisten und den sogenannten Paracelsisten.[66]
Galens Auffassung der Humoralpathologie hatte als Krankheitskonzept Bestand bis ins 19. Jahrhundert. Seine Lehren wurden, vor allem im Mittelalter, anderen gegenüber zu Recht bevorzugt und waren bis zum 19. Jahrhundert Grundlage des medizinischen Wissens an europäischen Universitäten.[67]
bezeichnet.[69]
benannt worden.[76]