Mo Yan in Hamburg (2008)

Mo Yan (chinesisch 莫言, Pinyin Mò Yán; * 17. Februar 1955 in Gaomi, Provinz Shandong, eigentlich Guan Moye 管谟业, Guǎn Móyè) ist ein chinesischer Schriftsteller. 2012 wurde ihm als erstem chinesischen Staatsbürger der Nobelpreis für Literatur zuerkannt.[1]

Biographie

Guan Moye kam 1955 als Bauernsohn in der Provinz Shandong zur Welt. Während der Kulturrevolution musste er im Alter von 12 Jahren die Schule verlassen und begann in einer Fabrik zu arbeiten. Im Februar 1976 trat er in die Volksbefreiungsarmee ein, wo er noch als Soldat sein literarisches Schaffen begann. Im Jahr 1981 erschien seine erste Sammlung von Kurzgeschichten. 1984 begann er, an der Literaturabteilung der Kulturakademie der Armee zu unterrichten. Im Jahr 1986 schloss er das Studium an der Kunsthochschule der Volksbefreiungsarmee ab.

Sein Künstlername Mo Yan bedeutet „Sprich nicht!“ – er wählte ihn, da seine Eltern ihm in gefährlichen Zeiten beigebracht hatten, draußen den Mund zu halten, um keinen Ärger zu bekommen.[2]

Der literarische Durchbruch gelang ihm 1987 mit der Veröffentlichung des Novellenzyklus Das rote Kornfeld. Der Roman zählt zur chinesischen Xungen-Literatur und fand auch internationale Anerkennung durch die Verfilmung als Rotes Kornfeld von Zhang Yimou. Mo Yan kann als Schriftsteller des ungeschminkten Lebens der chinesischen ländlichen Provinz betrachtet werden, der schon früh die Zwänge des offiziell sanktionierten Realismus hinter sich ließ und dessen literarisches Schaffen unverkennbar und zunehmend von der Strömung des magischen Realismus beeinflusst ist.

2009 gewann Mo Yan den Newman Prize for Chinese Literature der University of Oklahoma.[3] Martin Walser nannte Mo Yan im Jahr 2012 „den wichtigsten Schriftsteller unseres Zeitalters“.[4]

Kritik

Nach der Verleihung des Nobelpreises für Literatur übten einige oppositionelle Intellektuelle Kritik an Mo Yan. Der Konzeptkünstler Ai Weiwei sagte der deutschen Zeitung Die Welt: „Ich akzeptiere das politische Verhalten von Mo in der Realität nicht. Er ist möglicherweise ein guter Schriftsteller. Aber er ist kein Intellektueller, der die heutige chinesische Zeit vertreten kann.“[5]

Der im Exil in Deutschland lebende Autor und Dissident Liao Yiwu, Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2012, äußerte sich „fassungslos“ über die Vergabe der Auszeichnung an einen „Staatsdichter“. Mo ziehe sich, „wenn es darauf ankommt,... in seine Welt der Kunstfertigkeit zurück“ und erhebe sich damit über die Wahrheit.[6]

Werke (Auswahl)

Auswahlbände

Literatur

Einzelnachweise

  1. Gao Xingjian erhielt ihn bereits im Jahr 2000, hatte allerdings zwei Jahre zuvor die französische Staatsbürgerschaft angenommen nach politischen Repressionen.
  2. Jim Leach: “The Real Mo Yan”. Interview in: Humanities 32 (1), 11–13, Januar/Februar 2011, abgerufen am 15. Oktober 2012 (englisch).
  3. Inaugaural 2009 Winner: Mo Yan Wins Newman Prize For Chinese Literature. In: ou.edu. University of Oklahoma, 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. März 2020; abgerufen am 14. Mai 2021 (englisch).
  4. Zwischen Blumen und Vorwürfen. Literaturnobelpreis 2012 für Mo Yan. In: sueddeutsche.de. 10. Dezember 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Mai 2021; abgerufen am 14. Mai 2021: „Wie die Kontroverse verlief.“
  5. dpa, dapd und Reuters: Auszeichnung: Ai Weiwei kritisiert Vergabe des Nobelpreises an Mo Yan. In: zeit.de. 12. Oktober 2012, archiviert vom Original am 15. Dezember 2012; abgerufen am 9. Dezember 2014.
  6. sto/dpa: Friedenspreisträger kritisiert Ehrung für Mo Yan. In: spiegel.de. 13. Oktober 2012, abgerufen am 9. Dezember 2014.
  7. FAZ vom 13. Januar 2010, S. 28: Streitgespräch in der Hölle
  8. Mark Siemons, Peking: Ich bin selbst schuldig. MO YAN: Frösche. In: faz.net. 26. Februar 2013, archiviert vom Original am 18. November 2020; abgerufen am 9. Dezember 2014.