Sinclair Lewis 1930

Harry Sinclair Lewis (* 7. Februar 1885 in Sauk Centre, Minnesota; † 10. Januar 1951 in Rom) war ein amerikanischer Schriftsteller, der durch seine gesellschaftskritischen und satirischen Romane berühmt wurde. 1930 wurde ihm als erstem Amerikaner der Nobelpreis für Literatur zugesprochen.

Leben

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Sinclair Lewis wurde in Sauk Centre, Minnesota als Sohn eines Arztes geboren. Nach seinem Studium an der Yale-Universität arbeitete er an der von Jack London in New Jersey gegründeten sozialistischen Schule. Nach vielen Reisen durch Europa ließ er sich zunächst als Journalist und Übersetzer in New York nieder, bis er Privatsekretär von Jack London wurde. 1912 erschien sein wenig beachteter Roman Hyke and the Aeroplane. Es folgten Unser Herr Wrenn (1914), Der Erwerb (1917), Hauptstraße (1920), ein satirischer Roman über das Kleinstadtleben in Minnesota, der zu einem sensationellen kommerziellen Erfolg geriet, und schließlich seine bedeutendsten Romane Babbitt (1922), Dr. med. Arrowsmith (1925) und Elmer Gantry (1927).

Sinclair Lewis schuf einen neuen Typ des amerikanischen Romans, der nicht länger an den britischen literarischen Geschmack anknüpfte. Er reflektiert den Bedeutungsverlust des ländlichen Amerikas und seiner Sitten, die Transformation von Dörfern in Kleinstädte. Lewis bemühte sich besonders um die genaue Darstellung und Kritik des amerikanischen Kleinbürgertums und Mittelstandes und klärte die Leser über die Scharlatanerie in der Medizin oder den Humbug einiger Vertreter der amerikanischen Geistlichkeit auf. Die schonungslose Darstellung machte ihn zu einem unpopulären, aber erfolgreichen Schriftsteller und brachte ihm den Spitznamen „Der Staubaufwirbler“ ein.

Sinclair Lewis wurde zwar für sein Werk Dr. med. Arrowsmith mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet, lehnte ihn aber mit der Begründung ab, der pflichtbewusste Arrowsmith sei eine für Amerika untypische Arztgestalt. 1930 erhielt er als erster Amerikaner den Nobelpreis für Literatur. Das Nobelpreiskomitee betonte insbesondere die literarische Gestalt des Babbitt, die zur Entscheidung für Lewis geführt hatte. In seiner Nobelpreisrede wies Lewis auf den 15 Jahre jüngeren Thomas Wolfe und seinen Roman Look Homeward, Angel! hin. 1935 wurde er in die American Academy of Arts and Letters gewählt.[1] Er war Unterstützer des America First Committees, einer isolationistischen Bewegung, die 1940/41 die Teilnahme der USA am Zweiten Weltkrieg zu verhindern suchte.

Von 1914 bis 1925 war Sinclair Lewis mit Grace Livingston Hegger verheiratet. Ihr 1917 geborener Sohn Wells, den er nach H. G. Wells benannte, fiel 1944 in Frankreich. Zwischen 1928 und 1942 war er mit Dorothy Thompson, Schriftstellerin und Journalistin sowie Gründerin der „Weltorganisation der Mütter aller Nationen“ (W.O.M.A.N.), verheiratet. Aus der gemeinsamen Verbindung ging ein Sohn, Michael (1930–1975), hervor. Sinclair Lewis starb 1951 in Rom durch die Folgen seines fortgeschrittenen Alkoholismus. Ein Roman, an dem er zu dieser Zeit arbeitete, blieb unvollendet.

Rezeption in Deutschland

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Schon in den 1920er Jahren waren die Romane Sinclairs in Deutschland beliebt. Sie drückten das neue Lebensgefühl einer sich modernisierenden Gesellschaft aus – man denke etwa an die „Tankstelle“ als Ort der Handlung. Besonders erfolgreich waren in Deutschland Main Street (deutsch 1922) und vor allem Babbitt (deutsch 1924), das wegen seiner Kritik am amerikanischen Geschäftsleben bezeichnenderweise gerade nach der Kriegserklärung Hitlers an die USA 1942 beim Aufwärts Verlag Berlin neu verlegt wurde. Die nach 1934 publizierten Romane Sinclairs konnten in Deutschland erst in den 1950er Jahren und später rezipiert werden. Im Programm des Bertelsmann Leserings der Nachkriegszeit stellten sie wegen ihrer guten Verständlichkeit, des Mangels an modernen deutschsprachigen Romanen, aber wohl auch wegen des starken Gerechtigkeitsgefühls des Autors einen wichtigen und lang anhaltenden Umsatzträger dar. Dabei traf seine satirische Kritik an Konsumzwang und Konformismus der USA und sein Gespür für Verlogenheit auch Tendenzen der westdeutschen Gesellschaft der 1950er und 1960er Jahre, die Entwicklungen der 1930er und 1940er Jahre in den USA weitgehend unreflektiert nachholte.

Lewis wusste vieles über den Aufstieg der Nazis durch seine zweite Frau, Dorothy Thompson. Sie war Auslandskorrespondentin in Berlin und hatte Hitler sogar persönlich interviewt. Sein Roman von 1935 It Can't Happen Here (dt. „Das ist bei uns nicht möglich“) über die Wahl eines autoritären Präsidenten war eine Reaktion auf den Aufstieg Hitlers und zugleich eine Wahlkampfhilfe für Franklin D. Roosevelt in der politischen Auseinandersetzung mit dem Radikalen Huey Long, einem „ungebildete(n) Lügner mit idiotischer Weltanschauung“, der sich aggressiv mit Minderheiten anlegte und im Buch Buzz Windrip genannt wird. Der Roman war in den USA sehr erfolgreich und hatte eine starke politische Wirkung. Nach der Amtseinführung Präsident Trumps wurde er 2017 vom Aufbau Verlag in der alten Übersetzung des Kleistpreisträgers Hans Meisel[2] neu herausgegeben.[3]

Romane

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Sinclair Lewis 1914

Verfilmungen

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Literatur

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Wikisource: Sinclair Lewis – Quellen und Volltexte
Commons: Sinclair Lewis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Members: Sinclair Lewis. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 9. April 2019.
  2. Erschienen in Amsterdam 1936.
  3. Ein Populist im Weißen Haus: Sinclair Lewisʼ prophetischer Roman jetzt als Schnellschuss – warum? auf buchmarkt.de, 2. April 2017.
Personendaten
NAME Lewis, Sinclair
ALTERNATIVNAMEN Lewis, Harry Sinclair (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG amerikanischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 7. Februar 1885
GEBURTSORT Sauk Centre, Minnesota
STERBEDATUM 10. Januar 1951
STERBEORT Rom